Andreas Ulmer – das „n“ steht für Novum.
In der Saison 2008/09 wechselte der heute 30-Jährige in der Winterpause von Ried zu Red Bull Salzburg und hatte am Ende der Spielzeit 37 Bundesliga-Einsätze zu Buche stehen. Eine Saison dauert bekanntlich 36 Runden, doch die Verschiebung einer Partie ins Frühjahr machte diese Premiere möglich.
Vergangene Woche trug der Verteidiger in der ersten Hälfte noch traditionell ein Trikot von Red Bull Salzburg, beendete aber das Champions-League-Quali-Hinspiel gegen Liepaja (1:0) mit einem von RB Leipzig.
„37 Bundesliga-Spiele in einer Saison finde ich schon besser als ein falsches Trikot zu tragen“, lacht Ulmer beim Telefongespräch am Tag vor dem Rückspiel um den Aufstieg in die dritte Quali-Runde.
Trikotgate ließ Ulmer kalt
Schon am vergangenen Dienstag konnte der Oberösterreicher lachen, als LAOLA1 ihn auf das falsche Emblem auf seiner Brust ansprach („Mein Name steht aber schon hinten oben, oder?“).
Für Ulmer ist das Thema, das in weniger als 80 Stunden um die Welt ging, längst abgehakt. Die UEFA verzichtete auf Sanktionen und der Spieler selbst wird sich auch nicht mehr damit befassen.
„Es war ein einmaliger Ausrutscher und ich werde jetzt auch nicht immer das Trikot kontrollieren. Ich vertraue jedem im Verein“, lässt Ulmer „Trikotgate“ hinter sich. Der Blick ist voll auf Liepaja gerichtet.
Königsklasse wäre der Traum
Zehn Titel hat Ulmer seit seinem Wechsel nach Salzburg bereits eingesackt, sechs Meisterschaften und vier Cupsiege. Was noch fehlt, ist klar: endlich einmal in der Champions League zu spielen.
Für Ulmer ist es der siebente Anlauf. Kampfansagen gibt es in diese Richtung längst keine mehr. Hauptsache, im Herbst international spielen. Auch in der Europa League kann man schöne Erfolge erzielen.
Ich selbst möchte so viele Spiele wie nur möglich spielen.
Um zumindest in diesen Bewerb zu gelangen, muss in erster Linie Liepaja ausgeschaltet werden. Denn bei einem Aus in der zweiten Quali-Runde wäre die Europacup-Saison gänzlich vorbei.
„Es wird wichtig sein, die Konzentration hoch zu halten und gut zu verteidigen. Jedes Tor kann in solchen Duellen entscheidend sein. Deswegen ist es immer wichtig, zu Null zu spielen. Wir treffen ja auch fast in jeder Partie“, sagt Ulmer vor dem Rückspiel im 4500 Zuschauer fassenden Daugava-Stadion, das nichts mit einem Hexenkessel zu tun hat.
Der Trumpf liegt in der Defensive
Im Hinspiel vor einer Woche war Salzburg drückend überlegen, versäumte aber früher die Führung zu erzielen. So musste man bis kurz vor Schluss warten, ehe Jonatan Soriano das Tor zum Sieg erzielte.
Steht in Lettland hinten die Null, spielt man in der nächsten Runde gegen Partizani Tirana oder Ferencvaros Budapest (Hinspiel: 1:1).
Seit Oscar Garcia das Ruder übernommen hat, verbesserte sich Salzburg in der Defensive. Man wurde auch cleverer, was vor allem auf internationaler Ebene kein Nachteil ist. In den 21 Partien (20 davon gegen ÖFB-Klubs) mit dem Spanier an der Seitenlinie kassierte Salzburg nur eine Niederlage und 13 Gegentreffer. Also rund 0,6 Treffer pro Spiel.
„Es ist viel schwieriger geworden, gegen uns ein Tor zu schießen. Er hat viel mit uns gearbeitet, etwa was die Rückwärtsbewegung oder das Verteidigen im Strafraum betrifft“, sagt Ulmer.
„Oscar-Vorsprung“ auf Stangl
Auch selbst profitierte der Linksfuß. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm, weil ich auch schon einiges mitgenommen habe, vor allem, was das Defensivverhalten betrifft. Da habe ich einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, sei es im taktischen oder individuellen Bereich.“
Ulmer hat somit ein halbes Jahr „Oscar-Vorsprung“ auf Stefan Stangl, der vor kurzem von Rapid nach Salzburg wechselte. Der 24-Jährige fordert den Routinier im Kampf um einen Stammplatz heraus.
Das wusste freilich auch Ulmer zum Zeitpunkt der Verpflichtung des Ex-Hütteldorfers, der seine „Breakout Season“ (u.a. fünf Tore und zwei Assists) hinter sich hat. „In erster Linie dachte ich mir: Konkurrenzkampf“, macht Ulmer keinen Hehl daraus.
„Aber so etwas ist wichtig für jeden Spieler, wenn er sich weiterentwickeln will“, hofft Ulmer davon zu profitieren. Garcias Ziel war es, auf allen Positionen Konkurrenzkampf zu schüren. So auch auf Ulmers linker Abwehrseite.
Kampfansage an Stangl
Ulmer hatte in jüngerer Vergangenheit mangels Konkurrenz mehr ein Freilos und spielte, wenn er nicht verletzt war. Nun sind aber die zwei besten Linksverteidiger der Liga im selben Klub vereint.
Ob er sich vorstellen könne, weniger Spiele zugunsten seiner körperlichen Frische zu machen?
„Ich selbst möchte so viele Spiele wie nur möglich spielen.“
Eine Kampfansage a la Andreas Ulmer.
Kein Wunder, hat sich doch auch eine andere Tür plötzlich wieder geöffnet. Nach dem etwas überraschenden Rücktritt von Christian Fuchs sucht Marcel Koller seinen neuen Linksverteidiger.
Nationalteam noch nicht abgehakt
Top-Favorit ist - wenn man die unrealistische Option David Alaba außen vor lässt - freilich Markus Suttner, der als Backup in der Quali sowie bei der EURO fungierte.
Doch nach dieser Endrunde ist nicht alles in Stein gemeißelt. Darauf hofft auch Ulmer.
„Wenn mich Marcel Koller anruft, komme ich sicher, denn ich spiele gerne für Österreich. Bislang hatte ich ja noch nicht so oft die Möglichkeit“, so der dreifache Teamspieler, der sich (wie wohl auch Stangl) empfehlen will.
„Ich lasse das einfach auf mich zukommen. Ich war dabei, als ich weniger gut gespielt habe und nicht dabei, als ich richtig gute internationale Saisonen gespielt habe. Ich würde mich aber sehr freuen.“
Auch das ist eine Kampfansage a la Andreas Ulmer. In Liepaja muss er sich indes keine Sorgen um seinen Platz machen. Oscar Garcia nahm Stefan Stangl erst gar nicht nach Lettland mit.
Die besten Bilder vom Hinspiel:
Darum endet heuer Salzburgs CL-Fluch: