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Barca: Ganz schön viel Dreck am Stecken

Der FC Barcelona und seine Stars im Zwielicht. Die Taktik ist bemerkenswert:

Barca: Ganz schön viel Dreck am Stecken

Sie sind strahlende Stars und werden von Millionen Fans aus aller Welt verehrt.

Wenn die Stars des FC Barcelona auflaufen, kreischen die Anhänger, für sie sind sie Helden, Idole, Götter.

Ist das alles nur Schein?

Die Katalanen, unbestrittenen eines der besten Teams der Welt und Titelverteidiger der UEFA Champions League, haben ordentlich Dreck am Stecken. Und das nicht erst seit gestern.

Am vergangenen Wochenende war "El Clasico" das vorherrschende Thema und überstrahlte im internationalen Fußball alles, doch am Sonntag wurde eine Meldung publik, die es durchaus in sich hatte.

Messi gerät erneut ins Zwielicht

So musste Superstar Lionel Messi nicht nur die 1:2-Niederlage seines Klubs gegen Erzfeind Real Madrid verdauen, sondern sah sich mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Der Argentinier, unbestritten einer der besten Fußballer aller Zeiten, soll erneut in illegale Machenschaften verstrickt sein.

"La Pulga" wird mit den Panama Leaks in Verbindung gebracht. Dabei geht es um die Enthüllung einer großen Datensammlung über Offshore-Geschäfte einer Kanzlei. Was Messi damit zu tun hat? Eine bislang unbekannte Briefkastenfirma taucht in den Unterlagen auf, der Gaucho ist zur Hälfte daran beteiligt.

Für den 28-Jährigen, der die Vorwürfe vehement bestreitet, ein weiteres Ärgernis, nachdem er aufgrund möglicher Steuerhinterziehung doch ohnehin schon genug Probleme mit den Behörden hat. Bereits im Sommer 2013 wurde vermeldet, dass der Verdacht besteht, dass Messi und sein Vater Jorge mehrere Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust haben könnten.

 

 

Messi: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht

Mascherano ist verurteilt, Messi muss vor Gericht

Messi Junior kündigte Kooperation an, während sein Vater die volle Verantwortung übernahm. Im Herbst letzten Jahres wurde von einem Ermittlungsrichter entschieden, dass das Vater-Sohn-Gespann wegen Steuerhinterziehung angeklagt wird. Neben 4,1 Millionen, die von 2007 bis 2009 möglicherweise unrechtmäßig nicht an Steuern bezahlt wurden, soll es auch um Briefkastenfirmen in Uruguay und Belize gehen.

Panama würde ins Bild passen, wobei für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung gilt. Messi mimt das Unschuldslamm und will von all den Geschäften, die in seinem Namen passieren, nicht die blasseste Ahnung haben. "Ich schaue nicht, was ich unterschreibe", gab er einst einer Ermittlungsrichterin zu Protokoll. Er würde unter alles, was ihm sein Vater vorsetzt, seine Signatur geben.

"Ich unterschreibe, was mein Vater mir sagt, das ich unterschreiben soll. Weder schaue, noch konzentriere ich mich darauf, noch frage ich", fügte der fünffache Weltfußballer an. Auch Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe, insofern muss er sich Ende Mai vor Gericht dafür verantworten. Auf ein Statement des Messi-Clans zu den aktuellen Erkenntnissen wartet man vergeblich, der Vorfall wird nicht weiter kommentiert.

Barca und Bayern: Es gibt Parallelen

Einzelfall ist er beileibe keiner. Ähnlich wie beim FC Bayern, wo die Führungsriege (Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge) mit dem Gesetz in Konflikt geriet und Ex-Präsident Uli Hoeneß sogar eine Haftstrafe verbüßen musste, gibt es auch in den Reihen des spanischen Tabellenführers weitere "schwarze Schafe", die diese Rolle jedoch nur auf dem Papier ausfüllen.

Javier Mascherano etwa, seit 2010 beim katalanischen Aushängeschild in Amt und Würden, ist ein verurteilter Steuerbetrüger. Anfang des Jahres wurde der 31-Jährige von einem Gericht in Barcelona wegen Steuerhinterziehung in den Jahren 2011 und 2012 zu einer Haftstrafe von einem Jahr verurteilt. Da Haftstrafen unter zwei Jahren in Spanien für gewöhnlich zur Bewährung ausgesprochen werden, darf Messis argentinischer Landsmann weiterhin seinem Beruf nachgehen und muss nicht einsitzen.

Die Geldstrafe, die man ihm aufbrummte, dürfte zudem verkraftbar gewesen sein. Mascherano wurde zu einer Buße von 815.000 Euro verurteilt.

Neymar: Ein besonderer Fall

Neymar soll Steuern hinterzogen haben

Und dann wäre da noch der Fall Neymar. Offiziell wechselte der Brasilianer im Sommer 2013 für 57,1 Millionen Euro vom FC Santos nach Spanien. Schnell gab es Gerüchte, dass deutlich mehr Geld zwischen den Vereinen geflossen sein könnte, Anfang 2014 wagte "El Mundo" als erstes Blatt, den Klub dafür an den Pranger zu stellen.

Ermittlungen folgten ebenso wie personelle Konsequenzen. Präsident Sandro Rosell, im Mittelpunkt der ganzen Affäre, trat von seinem Amt zurück, damit das Ansehen des Klubs ("mes que un club") nicht "durch ungerechtfertigte Angriffe beschädigt wird". Was er mit "ungerechtfertigt" meinte, blieb offen, Barca bestätigte wenig später, dass mehr als 86 Millionen gezahlt wurden.

Der Fall Neymar ist damit allerdings noch nicht beendet, denn nicht nur beruflich, sondern auch privat gab es einige Ungereimtheiten. Brasiliens Nationalheld soll im großen Stil Steuern hinterzogen haben. Ein Verwaltungsgericht in Rio de Janeiro hat Berichten zufolge entschieden, dass der 24-Jährige rund 46 Millionen Euro nachzahlen muss.

Der Schein muss gewahrt bleiben

Es wurde offenbar festgestellt, dass drei Firmen Neymars - verwaltet wurden sie von seinen Eltern - zwischen 2012 und 2014 eine Steuerschuld über 15,2 Millionen anhäuften. Die knapp 46 Millionen ergeben sich dadurch, dass als Strafe der zweifache Wert der Schuld aufgebrummt wird. Rechtsanwälte des Spielers nannten die Anschuldigungen haltlos, allerdings wurde das Vermögen des Starkickers, geschätzt werden über 40 Millionen Euro, zwischenzeitlich sogar eingefroren.

Nach außen hin geben sich alle Beteiligten cool, Stellungnahmen vor Medien gibt es grundsätzlich keine. Daher ist davon auszugehen, dass Messi trotz der aktuellen Ereignisse auch nach dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Atletico Madrid (Dienstag, ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) ausschließlich sportliche Fragen beantworten wird.

Je weniger über Unangenehmes gesprochen wird, desto geringer ist die Chance, dass bei den Leuten etwas hängen bleibt. Der Schein muss gewahrt bleiben, schließlich wollen Messi, Neymar und Co. auch weiterhin von Millionen Fans geliebt werden.

Christoph Nister

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