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Dijon Kameri: Der waschechte "Bulle"

Von Salzburgs U7 in die Champions League! Der unglaubliche Weg des Dijon Kameri:

Dijon Kameri: Der waschechte Foto: © GEPA

Die österreichische Bedeutung des Wortes "verheizen" dürfte Matthias Jaissle in seinen mittlerweile mehr als drei Jahren in Österreich noch nicht untergekommen sein.

Anders ist es nicht zu erklären, dass der 34-jährige Deutsche vergangene Woche etwas wagte, was in Fußball-Österreich noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: Er schenkte einem 18-jährigen ÖFB-Nachwuchsteamspieler das Vertrauen in der Champions League. Von Beginn an. Bei dessen Debüt. Gegen den großen AC Milan.

Dijon Kameri heißt die große rot-weiß-rote Zukunftshoffnung, die nach David Alaba nun der zweitjüngste Österreicher ist, der jemals von Beginn an in der "Königsklasse" auflief. Startelf-Einsatz Nummer zwei könnte schon am Mittwoch folgen, wenn der FC Salzburg beim FC Chelsea ran muss (21 Uhr im LIVE-Ticker).

Wie Kameris rasanter Aufstieg zustande kam, was für ein Spielertyp er ist und warum ein 2.-Liga-Spiel gegen Vorwärts Steyr eigentlich eh nicht viel anders als eines in der Champions League gegen den AC Milan sein dürfte, gibt es hier zu lesen:

Im Kindergartenalter entdeckt

Kameri ist so etwas wie der Inbegriff des Salzburger Erfolgswegs. Bei einem Kindergartenturnier gescoutet, durchlief der im Salzburger Stadtteil Maxglan aufgewachsene Rechtsfuß von der U7 bis zur U18 alle Altersklassen der Salzburger Fußball-Schule.

Aus der Kampfmannschaft sind damit nur Nicolas Seiwald, der ebenfalls seit ganz früher Jugend seine fußballerische Ausbildung in der Mozartstadt genießt, sowie die beiden Ur-"Bullen" Andreas Ulmer und Alexander Walke länger beim Verein.

Kameris Talent stach schon früh heraus. Wie hoch das Potenzial des offensiven Mittelfeldspielers tatsächlich ist, wurde allerdings erst in den letzten Monaten so richtig deutlich. Nachdem er in der Vorsaison von der Salzburger U18 zum FC Liefering hochgezogen wurde, brauchte er in der 2. Liga kaum Eingewöhnungszeit und avancierte auf Anhieb zum Stammspieler.

Kameri im Youth-League-Einsatz für Salzburgs U19.
Foto: © GEPA

Auch in der Mozartstädter Youth-League-Mannschaft nahm der Zehner rasch eine Schlüsselposition ein und war unter anderem dank eines Traumtores im Halbfinale gegen Atletico Madrid hauptverantwortlich für den Salzburger Einzug ins Finale der U19-"Königsklasse".

Neue Woche, neues Highlight für Kameri

Die Beförderung in die Kampfmannschaft ließ daraufhin nicht lange auf sich warten. Im Juni dieses Jahres unterschrieb Kameri einen Vertrag bis 2026 in Salzburg, wenig später absolvierte er erstmals die komplette Sommervorbereitung mit dem ersten Team. Dabei zeigte der Teenager teils herausragende Leistungen, zum Bundesliga-Start musste er sich dennoch hinten anstellen.

In den ersten Wochen der neuen Saison half er unter anderem durch ein Tor gegen Vorwärts Steyr noch beim FC Liefering aus, ehe am fünften Spieltag das Debüt in der Bundesliga folgte; eine Woche darauf standen bereits das erste Tor und der erste Assist als Joker gegen Austria Lustenau zu Buche, nochmal eine Woche später folgte das Startelf-Debüt in Österreichs höchster Spielklasse.

Da Luka Sucic aufgrund von Leistenproblemen nicht rechtzeitig zum Champions-League-Auftakt fit wurde und Sekou Koita nach einer Sprunggelenksverletzung noch nicht bei hundert Prozent war – auch wenn der Malier das selbst anders sieht -, war die Zehner-Position in Salzburgs Raute wenige Tage vor dem Spiel gegen Milan plötzlich vakant.

2. Liga oder AC Milan? "Da verändert sich bei mir nicht viel"

Jaissle entschied für sich allerdings schon früh, Kameri auch in der "Königsklasse" zu vertrauen und damit gegen größere Umbauarbeiten im eingespielten System.

"Als ich zum ersten Mal gehört habe, dass ich spielen werde, war es ein geiles Gefühl. Man kann es gar nicht realisieren", schildert der ÖFB-Youngster.

Die Nerven des 18-Jährigen flatterten allerdings maximal vor dem Anpfiff: "Natürlich ist man ein bisschen nervös vor dem Spiel, wenn dann die Hymne losgeht, noch ein bisschen mehr. Aber im Spiel selbst kann ich es immer gut ausblenden."

"Da verändert sich bei mir nicht viel."

Dijon Kameri über Unterschiede zwischen 2. Liga und Milan

Auch der Name des Gegners, der an diesem Champions-League-Abend immerhin jenen von Italiens amtierendem Meister trug, änderte nichts an Kameris Herangehensweise. Für ihn macht es keinen großen Unterschied, ob es gegen Vorwärts Steyr oder den AC Milan geht: "Da verändert sich bei mir nicht viel. Ich will immer nur mein Bestes geben und es so weit wie möglich schaffen."


Jaissle: "Er kann noch viel Potenzial ausschöpfen"

Kameri zahlte seinem Trainer das Vertrauen mit einer engagierten Leistung zurück. Die Viererkette der "Rossoneri" lief der Lockenkopf im Pressing wie ein Wahnsinniger an, dazu griff er bei der einen oder anderen Eins-gegen-Eins-Situation gegen die Mailänder Spitzenverteidiger ganz tief in die Trickkiste – was uns zu den Stärken des drahtigen Zehners führt.

Wie beinahe bereits von den Salzburger Eigengewächsen wie Xaver Schlager, Konrad Laimer oder Nicolas Seiwald gewöhnt, ist auch Kameri eine absolute Pressingmaschine, die sich um keinen zurückgelegten Sprint im Forechecking zu schade ist. Dazu kommen eine sehr ausgereifte Schusstechnik sowie eine technisch hochwertige Ballbehandlung.

Auch mental wirkt Kameri bereits sehr weit und fokussiert. Seine Einstellung zum professionellen Fußball ist für sein Alter vorbildlich, auch seine Sprachgewandtheit und Selbstsicherheit bei öffentlichen Auftritten ist bei Kickern in so jungen Jahren nicht selbstverständlich.

"Er hat es sehr gut gemacht. Er hat in den letzten Wochen bestätigt, dass er ein wichtiger Bestandteil unseres Kaders ist", gab es nach der Partie gegen die Mailänder Lob von Matthias Jaissle für seinen jüngsten Schützling.

Der Deutsche weiter: "Er ist noch sehr jung, aber die Formkurve zeigt steil nach oben. Da ist noch viel Potenzial, dass er ausschöpfen kann."

Auf Rangnicks Radar

Schon in der U15 war Kameri für den ÖFB im Einsatz

Dieses Potenzial blieb auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nicht verborgen. In einem LAOLA1-Interview hob der 64-Jährige Kameri lobend hervor, er sei ihm "sehr positiv aufgefallen".

Trotz seiner Wurzeln im Kosovo lief Kameri bisher ausschließlich für ÖFB-Nachwuchsteams auf und übernahm seit jeher eine Führungsrolle. Schon in der ÖFB-U15 führte der reife Teenager seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld, zuletzt trug er die Schleife auch in der U18. In der kommenden Länderspielpause wird er die Qualifikation zur U19-EM bestreiten.

Für eine Nominierung für das ÖFB-A-Team reichten Kameris Leistungen der letzten Wochen zwar noch nicht, allzu lange wird das ÖFB-Debüt allerdings wohl nicht mehr auf sich warten lassen - wie auch Rangnick bei der Bekanntgabe seines aktuellen Kaders festhielt.

Stoppen kann sich der hochtalentierte "Bulle" auf seinem rasanten Weg nach oben nämlich nur selbst.

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