Einmal aus dem Dortmunder Westfalenstadion berichten zu dürfen, ist für jeden österreichischen Journalisten etwas Besonderes. Kommt ja schließlich nicht jeden Tag vor.
Zu welch teils kuriosen Vorfällen es im Zuge dieses Trips kommen sollte, damit rechnet man so nicht. Ein Einblick in eine weitaus aufregendere Reise nach Dortmund als angenommen.
Schon am Flughafen in Schwechat wurde rasch klar: Dieser Flug wird zwar von einer deutschen Fluglinie durchgeführt, viele Deutsche werden aber nicht unter den Passagieren sein. Gate C42 war fest in steirischer Hand, was sich unmittelbar nach Ankunft mit dem Satz "Schnarchst du a so viel wie da Harry, wenn er angsoffen ist?", bemerkbar machte.
Mein Redaktions-Kollege, kein ausgesprochener Freund des Fliegens, freute sich schon nach dem Einsteigen auf die Landung in Köln - die zur allgemeinen Freude übrigens prächtig gelang. Geklatscht wurde trotzdem nicht. Echt unösterreichisch.
Do not travel with Deutsche Bahn
Von dort ging es mit der Bahn weiter nach Dortmund, wo mich wiederum schon Tage vor dem Start unserer Reise ein Unbehagen überkam. Sorry, liebe Deutsche Bahn, aber ich kann die Meinungen über euch echt nicht entkräften. Rückblickend kann ich sagen: Gut, dass wir schon am Vortag angereist sind, so waren wir wenigstens rechtzeitig zum Spiel da.
Apropos Vortag: An diesem fanden auch die Pressekonferenzen beider Teams statt. Jene von Dortmund schon um 12 Uhr mittags, als wir noch im verspäteten Zug saßen. Was für eine Niederlage.
Keine Niederlage war aber das großzügige Pressezentrum im Westfalenstadion (ja, ich weiß, dass es an sich anders heißt, aber lasst mir meine Fußballnostalgie). Prädikat: sehenswert.
An den zahlreichen Tischen sind Mikrofone montiert, in die es bei der PK zu sprechen galt, wenn man eine Frage stellte. Allerdings nur bei jedem dritten Platz. Ich ergatterte einen genau zwischen zwei Mikros, was zur Folge hatte, dass ich eine unangekündigte kostenlose Yoga-Einheit bekam. Meine Wirbelsäule dankt an dieser Stelle dem BVB.
Im Steakhouse mit "Sabi"
Zwei Stunden später trafen wir uns zum Abendessen in einem wirklich großartigen Steak-Restaurant, in dem sich zu unserer Überraschung unweit eines Tisches mit Sturm-Fans auch Marcel Sabitzer einfand.
Der dortige Kellner gab sich als Insider und meinte zu wissen, dass der ÖFB-Kicker tags darauf nicht spielen werde. Schließlich wäre "Sabi" dann heute nicht hier. Wir blieben dennoch skeptisch (und sollten recht behalten), ebenso wie die Sturm-Fans, von denen einer die Prophezeiung des Kellners mit einem "Wenn i morgen spülat, warad i heit a ned do" quittierte.
An dieser Stelle waren wir bereits wieder entspannt, denn zuvor stellte sich beim Check-in im Hotel heraus, dass dieses zu unserem Betrübnis eine Baustelle ist. Es wurde pünktlich ab acht Uhr gestemmt und gebohrt, was das Zeug hielt. In Sachen Anstands-Verspätung könnten sich die Bauarbeiter wirklich etwas von der Deutschen Bahn abschauen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser Text trotzdem zustande gekommen ist.
Die Innenstadt in Grazer Hand
Spieltag. Ab in die Innenstadt, zum alten Markt, dem Treffpunkt des Sturm-Anhangs für den Fan-Marsch. Dabei kamen wir übrigens vorbei am neuen Dortmunder Rathaus. Fazit: Modern, futuristisch, schirch. Aber das nur nebenbei.
Viel schöner hätte dagegen unsere Begegnung mit den Mitarbeiterinnen das BVB-Fanshops in der Innenstadt nicht sein können. Ihr wart großartig, Danke für alles. Wofür genau? Vor allem dafür, dass wir aus eurem Obergeschoss unsere Aufnahmen vom Fan-Marsch drehen durften. Und einfach dafür, dass ihr uns so umsorgt habt. Ich bin jetzt Fan des BVB-Fanshops. Sachen gibt's.
Bald darauf stand auch schon das erste Kennenlernen mit der "Gelben Wand" und der BVB-Arena an. Schon beeindruckend, wenn da alle mitmachen. Wenn. Gleichzeitig auch Hochachtung vor den Sturm-Fans, die da stimmlich beachtlich dagegenhielten. Respekt.
Auch Dortmund-Coach Nuri Sahin fand da lobende Worte>>>
In Minute 86 erzielte Donyell Malen schließlich das entscheidende 1:0 für die Hausherren, als wir gedanklich schon darauf eingestellt waren, Christian Ilzer bei der Pressekonferenz zu einem, wie ich meine, nicht unverdienten Punktgewinn zu gratulieren.
Bierbecher statt Orangen und Steinen
Ein direkt vor uns auf dem Schreibtisch zerschellender Bierbecher riss mich aber ebenso schnell wieder aus diesen Gedanken. Der neben mir platzierte Kollege von der "Krone" hatte da mehr Glück als Verstand. Sorry, aber das ist deppert und gefährlich. Immerhin weiß ich jetzt in Ansätzen, wie sich Hans Huber in Israel gefühlt haben muss.
Stunden später war dann die Arbeit auch getan und es ging kurz nach drei Uhr morgens und nach 21 Stunden auf den Beinen endlich ab ins Bett. Viereinhalb Stunden Schlaf gönnten uns die Bauarbeiter, ehe sie wieder ans Werk schritten. Natürlich zeitgerecht um Gongschlag acht Uhr. Unpünktlich ist in Deutschland wohl wirklich nur die Bahn.
Bald darauf heißt es für uns auch schon wieder: ab in die traute Heimat. Diesmal hoffentlich mit weniger Turbulenzen. Der Trip wird uns noch länger im Gedächtnis bleiben. Wie einst Hans Huber.