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Gutes RBS-Omen? Wie sich "The Kop" für GAK erhob

Flashback: "Sieg für die Ewigkeit" dank Schoko. Aufhauser kehrt nach Kuriosum zurück.

Gutes RBS-Omen? Wie sich Foto: © GEPA

Für viele Spieler des FC Red Bull Salzburg geht am Mittwoch ein Bubentraum in Erfüllung.

Einmal an der sagenumwobenen "Anfield Road" zu spielen - diese Chance bekommt wahrlich nicht jeder in seiner Karriere. Umso strahlender werden die Augen der Kicker des rot-weiß-roten Champions-League-Starters sein, wenn es im zweiten Gruppenspiel gegen den FC Liverpool (Mittwoch, ab 21 Uhr im LIVE-Ticker und LIVE-Talk) geht.

Die "Reds" sind einer jener Kultklubs, die normalerweise in einer anderen Liga spielen - von der Tradition, den internationalen Erfolgen, der entfachten Euphorie, ihrem geschichtsträchtigen Ruf und den Ritualen an einer der berühmtesten Fußball-Adressen.

Es ist jedoch nicht nur die Spielstätte, wo eigene Helden wie Michael Owen, Steven Gerrard oder Luis Suarez geboren wurden. Es ist auch jener Ort, wo man als Gegner mit einem Sieg ein mediales Echo und Lobsagungen lostreten kann und sein Kapitel in der ruhmreichen Geschichte dieses Klubs mitschreiben kann.

Ein Deja-vu an der "Anfield Road" garniert mit "Schoko"

Das wird auch das Ziel der von Jesse Marsch geführten "Bullen"-Herde sein. Österreich gegen England stellt eigentlich ein ungleiches Duell dar. Sowohl auf Nationalteam- als auch auf Klub-Ebene hinkt die Alpenrepublik hinterher.

Doch es sind diese kleinen, wenigen Erfolgsmomente, die so besonders sind. Rene Aufhauser wird das unterschreiben können. Dem 43-jährigen Ex-Profi wird beim Betreten der Anfield Road wohl ein Deja vu widerfahren.

Diesmal hat er als Co-Trainer der Mozartstädter alle Hände voll zu tun, im Jahre 2004 war jedoch er es, der als Aktiver mit dem GAK den heiligen Rasen an der Merseyside umpflügte und österreichische Fußball-Geschichte schrieb. Just an jenem Ort, wo er nun 15 Jahre später zurückkehrt.

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Ein gewisser Walter S. ließ sich damals nach einem historischen Ereignis zu einer Kampfansage hinreißen, die sich Salzburg zu Herzen nehmen könnte - damals wurde sie in Bezug auf das bevorstehende Länderspiel herangezogen.

"Was spricht dagegen, England zu schlagen?"

"Das müsste eine Moralinjektion für den österreichischen Fußball sein. Es kochen alle nur mit Wasser. Was spricht dagegen, England zu schlagen? Nur der Name."

Flashback: In der 3. Runde der Champions-League-Qualifikation stellte sich der schier übermächtige FC Liverpool als letzte Hürde in den Weg. Nach einem 0:2 in Graz schlug der Truppe von Walter S., besser bekannt als Walter "Schoko" Schachner, im Rückspiel am 24. August 2004 die ganz große Stunde: 1:0-Sieg an der Anfield Road, der erste österreichische Sieg auf der "Insel".

Heißen diesmal die Protagonisten Cican Stankovic, Andre Ramalho, Andreas Ulmer, Erling Haaland oder Takumi Minamo waren es damals Joachim Standfest, Emanuel Pogatetz, Mario Bazina oder Roland Kollmann.

Nicht zu vergessen natürlich der Goldtorschütze Mario Tokic, der mit seinem Treffer in der 54. Minute das "Wunder von Anfield" überhaupt erst möglich machte. Und im Mittelfeld sorgte Aufhauser für Ordnung und Absicherung gegen damalige Stars wie Gerrard, Harry Kewell, Milan Baros, Jamie Carragher oder Djibril Cisse.

Aufhausers Erinnerung: Schulter an Schulter mit dem Gegenspieler zur Sensation

"Es ist jetzt 15 Jahre her und war in meiner Karriere als Spieler ein ganz besonderer und großer Moment. Auch weil an der Anfield Road eine ganz besondere Atmosphäre geherrscht hat, war das ein Sieg, den ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde", beantwortet der numehrige Assistent von Marsch LAOLA1 die brennenden Fragen zu seiner Rückkehr zum Ort des großen Triumphes.

"Schon der Weg zum Spielfeld war sehr speziell, denn es war ein ganz enger Gang über eine Treppe. Man ging unmittelbar Schulter an Schulter mit seinem Gegenspieler in Richtung Rasen. Und man hat schon die Gesänge gehört und die Stimmung aufgesaugt."

Aufhausers Erinnerungen an die Anfield Road

"Schon der Weg zum Spielfeld war sehr speziell, denn es war ein ganz enger Gang über eine Treppe. Man ging unmittelbar Schulter an Schulter mit seinem Gegenspieler in Richtung Rasen. Und man hat schon die Gesänge gehört und die Stimmung aufgesaugt", erinnert sich der damalige Kapitän Aufhauser noch detailliert an das Passieren des bekannten "This is Anfield"-Schilds beim Zugang zum Spielfeld.

Beim Durchforsten der Archive erkennt man anhand des APA-Spielberichts noch klar und deutlich, welch Meilenstein den Grazern damals gelungen war. "Der gesamten Liverpool-Familie in der 'Festung' Anfield war der Schock anzusehen. Die 'Reds' drückten mit dem Mute der Verzweiflung noch einmal aufs Tempo, eine wirklich drückende Überlegenheit kam jedoch nicht mehr zu Stande", hieß es damals.

Ein weiterer GAK-Treffer hätte den Ausgleich bedeutet, das 0:2 aus dem Hinspiel konnte jedoch nicht mehr egalisiert werden. Man scheiterte an der Hürde Liverpool, aber hat bis heute noch immer den Platz in den Geschichtsbüchern inne, den FC Liverpool an der Anfield Raod geschlagen zu haben.

Standing Ovations der Liverpool-Fans für GAK: "Die Atmosphäre war unglaublich"

Bisher schaffte es nur ein zweites Team, auf englischem Boden ein Spiel für sich zu entscheiden: Dem SK Rapid Wien. Dieser schaffe es zwei Mal hintereinander, Aston Villa aus der Europa-League-Quali zu kicken, 2010 mit dem so umjubelten 3:2-Erfolg in Birmingham.

Doch zurück zum GAK und dem guten Omen für RB Salzburg: Wenn Fans der unterlegenen Mannschaft dir am Ende mit Standing Ovations Respekt zollen und dir mit Applaus zu diesem Erfolg gratulieren, dann hast du etwas richtig gemacht. So geschehen als der GAK die "Reds" schockierte, jedoch die stimmgewaltigen Fans die Leistung der Gäste auf ihre Art und Weise würdigten.

"Ein Kompliment auch an dieses Publikum, es hat für die gegnerische Mannschaft applaudiert, das gibt es nicht oft", konnte es auch Schachner nicht wirklich fassen, was nach dem Schlusspfiff abging. Die eigene Mannschaft wurde hingegen mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen verabschiedet.

"Obwohl wir damals ausgeschieden waren, waren wir dennoch sehr stolz über diesen Erfolg. Direkt nach Abpfiff war die Atmosphäre, auch durch den Applaus der Fans im Stadion, unglaublich", schwelgt Aufhauser in Erinnerungen. "Und auch heute werde ich noch immer von Menschen darauf angesprochen. Die sind halt alle schon etwas älter", lacht der 58-fache ÖFB-Teamspieler (12 Tore).

Schiedsrichter sorgte als "Kartenspieler" für Kuriosum

Vergessen wird der verdienstvolle Ex-Kicker diesen Moment aber nie. Denn was viele schon wieder verdrängt haben: Liverpool gewann in dieser Spielzeit schlussendlich sogar die Champions League. Wenige Monate davor mussten sie hingegen gegen die Rotjacken ums Weiterkommen zittern.

Respekt wurde ihnen damals nicht nur von "The Kop" und den restlichen Stadion-Besuchern zuteil, sondern auch von späteren Liverpool-Legenden wie Gerrard oder Didi Hamann. "Sie haben uns fair gratuliert, waren aber selbst froh, dass sie den Sprung in die Gruppenphase geschafft haben. Immerhin haben sie aus dieser Niederlage gelernt und dann die Champions League gewonnen", kann sich Aufhauser einen kleinen, spaßigen Seitenhieb nicht verkneifen.

Denn im Nachhinein hatte auch er gut lachen, dass er 90 Minuten auf dem Feld stehen durfte. Keine Selbstverständlichkeit, zumindest nicht wenn man zwei Mal die Gelbe Karte sieht und trotzdem weiterspielen darf - ein Kuriosum.

"Bei zwei Gelben Karten habe ich aufgehört zu zählen."

Aufhauser im Jahr 2004 zum Karten-Kuriosum

Aufhauser stand nämlich unfreiwillig im Mittelpunkt, da sich Schiedsrichter Luid Medina Cantalejo als "Kartenspieler" erwies und sich schlussendlich scheinbar selbst nicht mehr auskannte. Statt Gelb-Rot zu zeigen, durfte der GAK-Mittelfeldspieler auch noch ab der 77. Minute mitwirken, das Unmögliche möglich zu machen.

Legendärer Aufhauser-Sager: "Bei zwei Gelben Karten habe ich aufgehört zu zählen"

Seine legendäre Antwort nach dem Spiel auf die Frage, wie oft er eigentlich vom Schiedsrichter verwarnt worden sei? "Bei zwei habe ich aufgehört zu zählen." Eine Verwechslung seitens des Referees oder eine Unachtsamkeit? "Wahrscheinlich sind Amerhauser und ich zum ersten Mal in positiver Hinsicht miteinander verwechselt worden", meinte Aufhauser damals.

Freiwillig den Platz verlassen wollte er damals aber auch nicht, das bestätigt er auch noch einmal von LAOLA1 darauf angesprochen: "Ich habe damals am Spielfeld nur mehr auf die Gelb-Rote Karte gewartet. Aber der Schiedsrichter hat sie mir nicht gezeigt. Ich dachte mir, dass vielleicht die erste Gelbe doch nicht für mich war oder er sich vielleicht in der Nummer geirrt hat. Aber zu diesem Zeitpunkt des Spiels war alles viel zu hektisch, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Freiwillig vom Platz zu gehen, dieser Gedanke ist mir auch dadurch nicht gekommen."

Der Schiri selbst wollte sich im Nachhinein keinen Fehler eingestehen und rechtfertigte sich, indem er im offiziellen Spielbericht versicherte, dass Gernot Sick und nicht Aufhauser Gelb gesehen haben soll. Die öffentliche Wahrnehmung war jedoch eine andere.

In diesem Fall hatte die kuriose Schiedsrichter-Aktion kein Nachspiel. Nicht auszumalen wäre jedoch gewesen, wenn Liverpool am Ende ausgeschieden wäre - ein Protest wäre mit Sicherheit vorprogrammiert gewesen. Denn der Faux-Pas war nicht nur den Österreichern aufgefallen. "Wir haben es gesehen, das war ein kleiner Fehler", meinte etwa Liverpool-Coach Rafael Benitez. Und Schachner hätte einen möglichen Protest sogar vorab entschärft, aber nur bei einer höheren Führung. "Bei einem Stand von 2:0 oder 3:1 für uns wäre ich selbst aufs Spielfeld gelaufen und hätte es dem Schiedsrichter angezeigt."

Tränen nach "Sieg für die Ewigkeit"

Im Nachhinein war dies jedoch nur eine amüsante Sidestory, über die noch heute geplaudert wird. Das Gefühl, einen Triumph im Liverpooler Heiligtum davongetragen zu haben, überstrahlte aber alles bisher Dagewesene.

"Wir haben ein Jahrhundertspiel abgeliefert. Ein Wahnsinn, dass wir an der Anfield Road gewonnen haben. Im Nachhinein ist es sehr schade, dass wir das Heimspiel verloren haben", tönte damals GAK-Präsident Rudi Roth und bezeichnete es als "Sieg für die Ewigkeit".

Auch Erfolgstrainer Schachner schwärmte. "Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Mir stehen fast die Tränen in den Augen, wenn ich unsere Leistung Revue passieren lasse. Vor allem die Art und Weise, wie wir gewonnen haben, war etwas Besonderes. Wir haben in der zweiten Hälfte dominiert, Liverpool hinten eingeschnürt", so der damals 47-Jährige. "Ein Wahnsinn, wie Spieler wie Gerrard, Baros oder Cisse aus dem Spiel genommen wurden."

Als Wahnsinn ist in diesem Zusammenhang jedoch auch zu erwähnen, welche Probleme die Grazer in den Jahren darauf durchstehen, einen Neustart ganz unten wagen mussten und sich nun in der HPYBET 2. Liga mit Teams wie Dornbirn oder Amstetten herumschlagen müssen und ein Triumph wie gegen Liverpool nur in Erinnerungen weiterlebt.

GAK damals ähnlich von Spielstil überzeugt wie heute Salzburg

Bei den "Reds" verlief die Entwicklung deutlich anders. Nach dem GAK-Wunder krönte man sich noch in dieser Spielzeit zum Champions-League-Sieger im denkwürdigen, legendären Finale gegen den AC Milan, wo die Briten zur Pause 0:3 im Hintertreffen lagen, mit 3:3 in die Verlängerung einzogen und schlussendlich das Elfmeterschießen für sich entschieden.

Dabei stellte die Niederlage gegen den GAK die einzige im heimischen Stadion in der Saison 2004/05 in diesem Bewerb dar. Obwohl man sich die Ehre mit Rapid teilen muss, englische Klubs auswärts besiegt zu haben, war es nur den Grazern bisher vorbehalten, in der "Königsklasse" diese Sensation zu schaffen.

RB Salzburg ist das nächste Team, das einen Anlauf unternehmen wird, um dieses Alleinstellungsmerkmal des GAK auszulöschen. Gleichzeitig nährt der 15 Jahre alte Erfolg der Steirer die Hoffnung der Salzburger, an der Anfield Road etwas mitzunehmen und sogar über einen Sieg nachzudenken.

Für Aufhauser sind diese beiden Spiele und auch Teams nicht vergleichbar, trotzdem findet er Parallelen, die in dieser Hinsicht nicht unwesentlich sind. Denn er betont, dass die GAK-Mannschaft von damals von ihrem Spielstil ähnlich überzeugt war, wie es heute RB Salzburg ist. Damals wie heute haben sich seine Klubs etwas zugetraut, aus der Überzeugung in die eigenen Stärken hinaus.

Und wenn wer derzeit von seinem eigenen Tun überzeugt ist, dann sind es die Mozartstädter. Der "Marsch" auf Liverpool kann beginnen, das gute Omen schon einmal im Gepäck. Jetzt gilt es nur noch dafür zu sorgen, dass die Liverpool-Fans samt "The Kop" am Ende Salzburg einen würdigen Abgang bereiten. Denn dann wurde Geschichte geschrieben und das Wunder des GAK wiederholt.

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