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"Weltklasse!" Köhn über Salzburg zur Weltmeisterschaft 2022?

Der Schweizer hext mit Salzburg Woche für Woche in der Champions League, in der Nati war er zuletzt dennoch nur die Nummer 6. Ändert sich das noch bis zur WM?

Foto: © GEPA

Das grellgelbe Trikot von Philipp Köhn dürfte sich am vergangenen Dienstag wohl ganz tief in Pierre-Emerick Aubameyangs Retina eingebrannt haben.

Immer wieder tauchte der Chelsea-Superstar vor dem Salzburger Kasten auf, scheiterte aber insgesamt gleich vier Mal am glänzend haltenden Mozartstädter Schlussmann.

Auch sonst spulte Köhn erneut eine grandiose Torwartleistung ab, an ihm lag die knappe Heimpleite der "Bullen" gegen die "Blues" (Spielbericht>>>) am allerwenigsten.

"Er hat heute wieder eine Weltklasse-Leistung gezeigt. Großes Kompliment", adelt ihn sein Coach Matthias Jaissle auf der Pressekonferenz nach der Partie.

Abheben will der Deutsche seine Entdeckung der Sommervorbereitung 2021 aber nicht lassen: "Wie er uns seit Monaten den Rücken stärkt und immer wieder auch Spiele gewinnt, oder wie heute zumindest einige Großchancen vereitelt – dafür haben wir ihn. Aber auch großes Kompliment, weil das nicht selbstverständlich ist."

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Aus der zweiten Schweizer Liga in die Champions League

Die Glanzleistung gegen Chelsea war nicht Köhns erste für die "Bullen". Der im deutschen Nordrhein-Westfalen geborene und beim VfB Stuttgart ausgebildete Eidgenosse kehrte im Sommer 2021 von einer Leihe beim Schweizer Zweitligisten FC Wil in die Mozartstadt zurück und meldete prompt öffentlich Ansprüche auf die Nummer eins an.

Damals wurde diese Ansage als Floskel weggelächelt, da Köhn zum einen bis auf die Saison 2018/19, als er sich mit Daniel Antosch als Nummer eins des FC Liefering abwechselte, kaum eine Rolle in Salzburg spielte und zum anderen, weil die Mozartstädter Verantwortlichen nur wenige Monate zuvor zwei Millionen Euro - und damit so viel wie noch nie für einen Torhüter - für den deutschen Nachwuchsteamspieler Nico Mantl hinblätterten.

Da Mantl in seinen ersten Saisoneinsätzen 2021/22 gleich mal patzte und Köhn in den Vorbereitungsspielen gute Leistungen brachte, stieg der Schweizer urplötzlich zu Salzburgs Nummer eins auf. Auch in der Champions League bekam der oftmals etwas schüchtern wirkende "Hexer" das Vertrauen von Matthias Jaissle geschenkt - und zahlte es mit starken Leistungen zurück.

Speziell das Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern, als er Robert Lewandowski und Co. mit teils unglaublichen Paraden in die Verzweiflung trieb, brachte Köhn viel Kredit ein. Dennoch musste er sich in der Sommervorbereitung 2022 erneut einem offenem Duell mit Mantl ums Einserleiberl stellen.

"Versuche einfach, mein Bestes zu geben"

Auch dieses Mal konnte der fußballerisch perfekt ausgebildete Torhüter dieses für sich entscheiden und legte in dieser Saison nochmal eine Schippe auf seine zuvor schon starken Leistungen drauf.

Schon beim Heimspiel gegen Dinamo Zagreb vor ein paar Wochen packte er Reflexe wie von einem anderen Stern aus, bei der Partie gegen Chelsea am zurückliegenden Dienstag waren fast noch sensationellere Paraden dabei.

"Ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Leider hat es trotzdem zweimal geklingelt, aber das ist halt einfach die Qualität. Es macht Spaß auf so einem Niveau", gibt sich Köhn nach seiner Glanzleistung gegenüber "Sky" bescheiden.

Etwas deutlicher wird sein Coach: "Um ihn zu bezwingen war ein Weltklassespieler nötig, der den Ball auch mal in den Knick reinhaut von 18 Metern", bringt es Jaissle auf den Punkt.

Köhn in der Schweiz zuletzt nur die Nummer 6

Die Performance des Sohns einer Schweizerin und eines Deutschen blieben freilich auch in der Schweiz nicht unbemerkt.

Nati-Coach Murat Yakin lud ihn bereits vergangenen November erstmals zum Schweizer Nationalteam ein; Einsätze sowie weitere Nominierungen blieben dem gebürtigen Deutschen, der auch für diverse DFB-Nachwuchsmannschaften bereits im Einsatz war, seither allerdings verwehrt.

Das liegt freilich daran, dass die Schweiz über eine Auswahl von Spitzenklasse-Torhütern verfügt, auf die man aus österreichischer Sicht nur neidig über die Grenze blicken kann.

Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach), Gregor Kobel (Borussia Dortmund), Jonas Omlin (Montpellier), Yvon Mvogo (Lorient) und auch David von Ballmoos (YB) lagen zuletzt allesamt im Nati-Torwart-Ranking vor Köhn. Ob sich das bis zur WM 2022, für die sich die Schweiz qualifizieren konnte, noch ändert?

"Ich versuche, von Spiel zu Spiel meine Leistung zu bringen und, wenn Bälle auf mein Tor kommen, sie zu halten. Das klappt in den letzten Spielen sehr gut. Daran versuche ich anzuknüpfen. Was der Trainer (Yakin, Anm.) dann hinsichtlich WM entscheidet, kann ich nicht beeinflussen. Ich versuche einfach, meine Leistung zu bringen und mich ein bisschen aufzudrängen", so Köhn zu seiner schwierigen Nati-Situation.

Okafor: "Hoffe, dass er bei der WM dabei ist"

In den letzten Tagen sind die Chancen des 24-Jährigen auf eine WM-Teilnahme allerdings drastisch gestiegen - und das nicht nur aufgrund seines Wahnsinns-Auftritts gegen Chelsea. Sowohl Omlin als auch Sommer verletzten sich nämlich in der vergangenen Woche und sind für Katar nun fraglich.

Zumindest ein Schweizer würde sich eine Nominierung Köhns auf jeden Fall wünschen: Noah Okafor. "Er ist ein hervorragender Torhüter. Ich bin froh, ihn in der Mannschaft zu haben. Ich bin nicht der Trainer, aber ich hoffe, dass er dabei ist, wenn er so weiter macht", so der in der Nati gesetzte Stürmer über seinen Mozartstädter Mannschaftskollegen.

Ob Okafors Wunsch Realität wird, wird sich spätestens am 13. November zeigen, wenn die Schweiz ihren fixen WM-Kader melden muss. Recht viel dringlicher als in den letzten Wochen kann sich Köhn für eine Nominierung allerdings nicht empfehlen.

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