In der Champions League rollt der Rubel und Sturm Graz mischt heuer nach 23 Jahren Pause wieder mit.
Mit der Teilnahme an der Königsklasse hat Österreichs Meister die größtmögliche Finanzquelle im europäischen Fußball angezapft. In Graz ist man bemüht, den neuen Spielraum klug zu nutzen.
"Schatzmeister" Thomas Tebbich rechnet vor dem CL-Start am Donnerstag gegen Brest Einnahmen und Ausgaben vor - und hofft auf das eine oder andere Zusatz-"Pünktchen" für das Konto.
Der SK Sturm hat seinen Umsatz zuletzt kontinuierlich gesteigert. Nach 46,54 Mio. Euro 2022/23 werden die Grazer im Geschäftsjahr 2023/24 erstmals die 50-Mio.-Euro-Marke überspringen. Durch die Europacup-Millionen stößt Sturm aber noch einmal in ganz andere Sphären vor. Ohne gespielt zu haben, sind aus CL-Startgeldern und Wertprämien Einnahmen von rund 21,8 Mio. Euro zu erwarten.
Im Idealfall winken 30 Millionen Euro
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Erfolgsabhängige Preisgelder (für Sieg 2,1 Mio., Remis 700.000) sowie Ticketing-Einnahmen (rund 4 Mio.) sind hier noch nicht einberechnet.
"Wir werden hoffentlich ein paar Pünktchen machen, das käme dann on top", sagte Tebbich, der Geschäftsführer Wirtschaft, zur APA. "Wenn wir eine absolut gute Champions League spielen, könnten die Einnahmen etwa 30 Millionen Euro betragen."
Ob dieser Summe verwunderte es mitunter, dass Sportchef Andreas Schicker am Transfermarkt nur für Mika Biereth (4,8 Mio. Euro) wirklich tief in die Tasche griff, ansonsten aber auf gleich vier Leihen mit Stammkraft-Potenzial setzt.
Er erhofft sich, dadurch im Kader-Management wirtschaftlich wie sportlich manövrierfähig zu bleiben. Gleichzeitig sieht er noch genügend Spieler mit Wiederverkaufspotenzial unter Vertrag.
Sturm breit genug aufgestellt
Wie immer in Finanzfragen ist Diversifikation, also das Aufteilen auf verschiedene Anlageklassen, kein schlechter Ratgeber. Sturm mit seinem Bankier Christian Jauk als Präsidenten versucht das in der aktuellen Erfolgsphase zu beherzigen.
Für den Verbleib von Otar Kiteishvili streckte sich der Verein auch finanziell, für die Breite wurde die Mannschaft noch einmal mit Perspektivspielern verstärkt, in die Trainingsinfrastruktur wird weiter investiert, die Frauen-Abteilung mit hauptberuflich Angestellten professionalisiert, die Geschäftsstelle bekam Zuwachs, zuletzt wurde ein noch größerer Fanshop in einem Einkaufszentrum eröffnet.
Tebbich sieht aktuell "Wachstum auf allen Ebenen", spricht von absoluten Sponsoringrekorden, schränkt aber auch ein: "Es kommt mehr Geld rein, aber die Ausgaben sind auch gestiegen."
Wörthersee-Stadion als Geldfresser
Ein spezieller Kostentreiber ist die Bühne, auf der sich Sturm beweisen will. Weil die Grazer Arena die UEFA-Auflagen nicht erfüllt, wird Sturm seine Heimspiele in Klagenfurt austragen.
Das kostet laut Tebbich pro Spiel rund eine halbe Million Euro. Spielt die Mannschaft erfolgreich, würde ein großer Brocken der Leistungsprämien an sie weiterfließen. Tebbich sieht ein "sehr leistungsorientiertes Modell", das im guten Einvernehmen mit dem Mannschaftsrat entstanden sei. "Wenn sie sich was erarbeiten, gebührt ihnen auch das Geld."
Der aktuelle Hype und die Champions-League-Planung fordern den Klub strukturell enorm. Die mittlerweile etwa 60 Mitarbeiter in Geschäftsstelle und Merchandising-Abteilung arbeiten seit Monaten "absolut am Anschlag", erklärt der Geschäftsführer.
Sturm Vorreiter bei CL-Trikots
"Wir bespielen jetzt zwei Stadien an zwei unterschiedlichen Orten. Den massiven Aufwand, das alles auf Champions-League-Niveau hinzubekommen, dass der Kunde mit Ticketing, Security, Wartezeiten, Verkehrskonzept zufrieden ist, unterschätzt man in der Außensicht vielleicht. Den Standard auch im zweiten Stadion aufrechterhalten zu können, fordert mächtig Energie", sagte Tebbich.
Substanzverlust, der mit Vorfreude auf spezielle Europacup-Nächte aufgerechnet wird. Die Bestellung von mit dem Champions-League-Logo versehenen Fanartikeln konnte in Graz offenbar gar nicht schnell genug gehen.
"Wir haben von allen 36 Champions-League-Teilnehmern als erster Merchandisingartikel bestellt", erzählt Tebbich und lacht. Zumindest habe das der Mitarbeiter des irischen UEFA-Subunternehmens so erzählt.