Ein so frühes Ausscheiden in der UEFA Champions League war für den FC Bayern eigentlich keine Option. Nun ist es Realität.
Die Münchner kommen gegen Villarreal nach der 0:1-Pleite im Hinspiel im Rückspiel in der Allianz Arena nicht über ein 1:1 hinaus und müssen die Segel streichen.
Der entscheidende Ausgleich fiel erst in der 88. Minute aus einem Konter. Die Bayern waren bis dahin tonangebend, machten aber zu wenig aus ihren Möglichkeiten.
"Es ist extrem bitter, dass wir hier ein Gegentor kassieren trotz dieser Performance. Wir haben ein engagiertes und gutes Spiel gemacht, mit den Fans im Rücken gedrückt. Vielleicht müssen wir uns vorwerfen, nicht noch ein Tor gemacht zu haben. Aber ein Gegentor lag auf keinen Fall in der Luft, wir haben gut restverteidigt. Dann haben sie vor Schluss eine Situation, am Ende wird das wieder seziert werden. Bei einem Gegentor sind immer Fehler passiert", muss Thomas Müller nach dem Spiel bei "Amazon Prime" eingestehen.
Bayern im Moment nicht in der Verfasssung, so ein Spiel zu gewinnen
Bayern mühte sich und kam zu wenigen zählbaren Chancen, da die Spanier den Raum vor dem eigenen Tor geschickt eng machten. Eine Kopfball-Gelegenheit von Jamal Musiala - der beste Abschluss vor der Pause - landete in der 29. Minute in den Armen von Goalie Geronimo Rulli.
Bei Bayern saß Alphonso Davies zu Beginn ebenso wie ÖFB-Legionär Marcel Sabitzer auf der Bank.
Offensiv kam von den Gästen wenig, kurz vor dem Halbzeitpfiff schoss Gerard Moreno immerhin ans Außennetz. Mit Wiederbeginn erhöhten die Bayern den Druck, Robert Lewandowski erlöste seine Mannschaft mit dem 1:0 in der 52. Minute und eröffnete damit die Jagd auf das zweite Tor, um die kräftezehrende Verlängerung abzuwenden. Das wollte aber nicht gelingen.
Thomas Müller (71.) setzte einen Kopfball knapp neben das Tor. Hingegen schloss Samuel Chukwueze in der 88. Minute einen Konter für die Spanier perfekt ab. Mit dem 1:1 war Bayern ausgeschieden.
"Am Ende war es dämlich verteidigt von den Bayern, bei dem Spielstand. Moreno ist jetzt auch nicht der schnellste Spieler des Planeten. Es war schon in der Entstehung nicht wirklich gut. Wenn man einen Gegenspieler wie Moreno hat, muss man den an der Mittellinie stellen und darf ihn nicht ins Laufen kommen lassen. Bayern hat alles versucht, sie sind im Moment einfach nicht in der Verfassung, so ein Spiel locker und leicht zu gewinnen", meint Mario Gomez, Ex-Bayern-Spieler und Amazon-Prime-Experte.
Nagelsmann: "Eines unserer besten Spiele der letzten Monate"
Für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann war das Hinspiel der Schlüssel. "Da haben wir das Duell verloren, nicht gut gespielt. Heute war eines unser besten Spiele der letzten Monate. In der ersten Halbzeit haben wir eine große Chance von Jamal. In der zweiten müssen wir mit Thomas das 2:0 machen. Das ist schon eine Hundertprozentige. Da kriegst du nicht viele. Sie verteidigen es sehr diszipliniert, sehr tief. Wir haben es gut gemacht. In der einen Situation sind wir nicht so richtig in der Struktur, wo wir den Konter kriegen. Es ist natürlich so ein bisschen eine Gratwanderung am Ende. Wir gehen da drauf in der Drucksituation und machen den Raum leider auf. Den einen Angriff, da trifft er den Ball gar nicht richtig, sondern haut auf den Ball drauf – zu allem Überfluss. Sehr bitter", analysiert ein sichtlich geknickter Coach und moniert die fehlende Chancenauswertung.
"Wenn man nur das Rückspiel nimmt, müssen wir hier ganz klar verdient weiterkommen. Wenn man das Spiel in Villarreal hinzuzieht, müssen wir glücklich sein, nur 1:0 verloren zu haben. Dass dieses Spiel hier nur 1:1 ausgeht, hat der Spielverlauf nicht hergegeben. Es ist sehr schwierig", meint auch Müller.
Kahn: "Ich weiß gar nicht, was sie für ein System gespielt haben"
Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn will seiner Truppe "alles andere als einen Vorwurf" machen. "Sie hat alles reingehauen, in der zweiten Halbzeit alles versucht. Es gibt wenig unangenehmere Mannschaften, gegen die man spielen kann, gegen diesen Defensivriegel. Ich weiß gar nicht, was die für ein System gespielt haben. Um diesen Defensivriegel zu knacken, braucht man sehr viel Geduld. Man muss immer wieder anlaufen, sich immer wieder geduldig Chancen herausarbeiten. Wenn wir uns vielleicht einen Vorwurf machen können, dann, dass wir die eine oder andere Torchance nicht genutzt haben und vielleicht die eine oder andere Torchance herausgearbeitet hätten. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Es sollte eben nicht sein. Verloren haben wir das bestimmt nicht hier und heute."
Der Ex-Goalie merkt an, dass man nach dem Aus "nicht in Tränen ausbrechen" werde.
"Wir haben nächstes Jahr wieder die Möglichkeit und werden wieder angreifen. Wir haben eine großartige Möglichkeit, jetzt Deutscher Meister zu werden. Wir haben im Moment neun Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund. Zum zehnten Mal in Folge können wir Deutscher Meister werden, das hat noch keine Mannschaft in Europa geschafft. Darauf werden wir uns konzentrieren. Da werden wir jetzt alles reinwerfen", lautet die Devise.
Bayern müssen sich jetzt "gehörig schütteln"
Auch für Nagelsmann gibt es "Schlimmeres" als das Scheitern im Viertelfinale. Der Coach weiß aber genau, dass die Kritik an seinem Team damit nicht leiser werden wird. Von den Tribünen gab es gleich nach Schlusspfiff ein Pfeifkonzert.
"Ich weiß nicht, was auf mich zurollt. Bundesliga, Bielefeld. Wenn man verliert und ausscheidet, ist es so. Angst habe ich aber nicht", so der Trainer.
Experte Mario Gomez gibt allerdings zu bedenken: "Das wird viel bedeuten für diesen Verein in diesen Wochen, auch mit den ganzen Fragezeichen, die sie haben. Die müssen sich schon gehörig schütteln jetzt, damit sie wieder dahinkommen, wo sie eigentlich vor ein paar Wochen schon waren."
Villarreal trifft im Halbfinale (Hinspiel am 27. April) auf den Sieger des Duells Liverpool gegen Benfica Lissabon, dessen zweite Begegnung am Mittwoch stattfindet. Das Hinspiel hatte Liverpool mit 3:1 gewonnen.