Der zweite Spieltag der UEFA Champions League bescherte dem FC Bayern München nach dem fulimanten 7:2-Auswärtssieg gegen die Tottenham Hotspurs ein wahres Freudenfest.
"Man of the Match" war ohne Zweifel Serge Gnabry, der mit seinen vier Toren die Londoner fast im Alleingang abschoss. (Spielbericht >>>)
Nach 0:1-Rückstand drehten die Bayern noch vor dem Pausenpfiff die Partie auf 2:1, bis die große Stunde von Gnabry schlug. Binnen 35 Minuten schnürte der deutsche Nationalspieler seinen Viererpack.
"Es war ein wunderschönes Gefühl", betonte Gnabry nach seinen ersten vier CL-Toren überhaupt.
Kovac verärgert über Foul an Alaba
Die ausgezeignete Einzelleistung von Gnabry im zweiten Abschnitt sah ÖFB-Leginär David Alaba vom Spielfeldrand aus, nachdem ihm Spurs-Akteur Serge Aurier mit beiden Beinen in den Körper sprang. "Eine klare rote Karte", ärgerte sich Niko Kovac über die Verletzung von Alaba.
Dank Gnabry hatte Kovac aber auch reichlich Grund zum Jubeln. Der 24-Jährige ist erst der zweite deutsche Spieler nach Mario Gomez (2012 bei Bayerns 7:0 gegen Basel), dem in einer Champions-League-Partie vier Tore glückten.
"Für uns war es eine super Nacht", schwärmte der umjubelte Matchwinner, der aus einem Kollektiv herausstach, das im bärenstarken Schlussmann Manuel Neuer, dem zweifachen Torschützen Robert Lewandowski und Joshua Kimmich, der das wichtige 1:1 erzielt hatte, über weitere tolle Protagonisten verfügte.
Rummenigge mit viel Lob
Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach in der Nacht auf Mittwoch in seiner Bankettrede im Teamhotel von einem "historischen Tag für Bayern München". Der 64-Jährige lobte an einem "denkwürdigen Abend" alle Beteiligten. "Unsere Mannschaft hat etwas Geschichte geschrieben. Ich möchte dem Trainerteam mit Niko an der Spitze und auch der ganzen Mannschaft einen herzlichen Glückwunsch sagen. Das war unglaublich, was wir erlebt haben", bekräftigte Rummenigge.
Es war der zweithöchste Auswärtssieg überhaupt der Bayern in Europas Königsklasse nach dem 7:1 bei der AS Roma am 21. Oktober 2014. Und dieser Triumph war zugleich ein Zeichen an alle anderen Titelanwärter. "Ich denke, dass das 7:2-Ergebnis natürlich die Welle macht", bemerkte Gnabry: "Wir dürfen aber jetzt nicht übertreiben."
Bayern-Erfolgshunger noch nicht gestillt
Nicht nur die Spieler, auch Coach Kovac verwies auf "einige brenzlige Situationen", die der später total dominante FC Bayern vor der Pause zu überstehen hatte. "Es wurde Zeit, mal wieder ein Ausrufezeichen zu setzen und einen Großen zu schlagen", erklärte Kapitän Neuer.
Der Erfolgshunger der Bayern ist mit dem Sechs-Punkte-Start in der Gruppenphase aber keineswegs gestillt, im Gegenteil. "Das war ein toller Champions-League-Abend für uns Bayern. Wir hoffen, dass wir den Fans noch weitere solche Momente bieten können diese Saison", gab Neuer zu Protokoll, dem Frankreichs Weltmeister Hugo Lloris im Spurs-Tor "schon ein bisschen leid" tat.
Britische Medien nehmen "Spurs" auseinander
Die britische Presse ging indes gewohnt hart mit Tottenham ins Gericht. "Serge Gnabry erzielt vier Tore bei der brutalen 2:7-Demütigung Tottenhams durch die Bayern (...). Die Stadionuhr zeigte die 55. Minute an, und in den Gesichtern von Tottenhams Verteidigern war die pure Verwirrung zu lesen. Gnabry, der frühere Arsenal-Flügelspieler des FC Bayern München, hatte sie gerade zum zweiten Mal binnen drei Minuten geschreddert", schrieb etwa "The Guardian".
Für "The Times" war es "eines dieser erniedrigenden Ergebnisse und eine dieser beschämenden Leistungen, die Trainer zwingt, entweder über ihre eigene Zukunft nachzudenken oder die Eignung von einigen Anwesenden in der Umkleidekabine für den Kampf zu hinterfragen".
Pochettino schwelgt in Erinnerungen
Doch Coach Mauricio Pochettino erinnerte ans Vorjahr: "Da hatten wir nach drei Spielen nur einen Punkt. Niemand glaubte an uns, aber wir haben dann das Finale der Champions League erreicht."
Dass sich diese Geschichte wiederholt, scheint aber nach der jüngsten Leistung, die der "Daily Mirror" als "schrecklich, peinlich und niederschmetternd" titulierte, unmöglich.