Es war kein vollkommen dominanter Auftritt, den die Bayern im Playoff-Hinspiel in Glasgow auf den Rasen zauberten, ein unverdienter Sieg der Münchner war es aber auch nicht (zum Spielbericht >>>).
"Es ist natürlich schwierig, jedes Spiel über 95 Minuten zu kontrollieren. Natürlich ist es unser Anspruch, aber wir wissen, dass es hier nicht so einfach ist, vor allem, wenn der Gegner ein bisschen Momentum hat", meinte Mittelfeldspieler Joshua Kimmich bei "Sky" nach dem 2:1 bei Celtic.
Das Momentum hätte dabei schon früh auf Seiten der Gastgeber kippen können, nach gerade einmal 26 Sekunden landete der Ball hinter Manuel Neuer im Tor, ausgerechnet Ex-Rapidler Nicolas Kühn war der vermeintliche Torschütze. "Das wäre natürlich sehr schön gewesen, wenn wir in Führung gegangen wären", meinte er nach dem Spiel bei "Canal+".
Mehrfache Freude bei Laimer
Es blieb Wunschdenken, Mitspieler Idah stand zuvor im Abseits. Statt früh zu überraschen, rissen die Bayern das Ruder an sich. "In der ersten Halbzeit haben wir das Spiel gut dominiert", fand Konrad Laimer bei "Canal+". Er wurde wieder als Rechtsverteidiger aufgeboten, damit dürfte er sich angefreundet haben:
"Die ganze Mannschaft macht Spaß, mit dem Michael (Olise, auf der rechten Seite, Anm.) macht es Spaß, Fußball zu spielen. Genauso macht es für mich auf der Position Spaß, ich kann da viel machen, der Mannschaft helfen."
Ebenjener Michael Olise, der vor Laimer werkte, brachte die Bayern vor der Pause mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte in Führung. Bereits zuvor ließ Harry Kane gute Möglichkeiten ungenutzt, er legte kurz nach der Pause zum 2:0 nach (50.). Dabei stand er bei einem Eckball komplett ungedeckt am Fünfer.
"Die Gegentore, die wir kassiert haben, waren ein bisschen zu einfach", lautete Kühns Fazit. Er sah sein Team in der ersten Hälfte mitunter zu passiv, da habe man die Bayern zu sehr ins Spiel kommen lassen. In der zweiten Halbzeit habe man es besser gemacht.
Gegentreffer? "Ein bisschen unnötig"
"Wir haben es relativ lange ruhig gehalten, hinten raus wurde es tatsächlich noch mal sehr laut. Nach dem 2:0 hatten wir nicht mehr ganz die Kontrolle. Dann hat man gemerkt: Die Fans waren da", fand auch Kimmich. Und mit den Fans im Rücken taute Celtic auf, hatte plötzlich Chancen, verkürzte durch Maeda auf 1:2 (80.).
Ein bisschen unnötig nannte Kimmich das, dadurch habe man Celtic ins Spiel geholt. Kühn meint: "Der Anschlusstreffer gibt uns natürlich noch mal Kraft."
Dass es noch einmal spannend wurde, war auch für Laimer nachvollziehbar, der von einer Wahnsinns-Atmosphäre im Stadion sprach: "Danach riskieren die viel, haben ein, zwei gute Standards geschossen, gute Flanken reingemacht." Am Auswärtssieg der Bayern - nach zuletzt drei CL-Pleiten in der Fremde - änderte das nichts mehr. Kimmich begründete: "Das war heute wichtig, dass wir bis zum Schluss gut verteidigen. Das haben wir gemacht."
Arbeitssieg stimmt Eberl zufrieden
Auch Bayerns Sportvorstand Max Eberl zeigte sich mit dem Auftritt zufrieden. "Wie die Mannschaft sich in das Spiel hineingearbeitet hat, wie wir dominant waren, wie wir Ballbesitz hatten, wie wir nicht viele Großchancen hatten, aber mit Harry doch zwei Hunderprozentige", habe ihm gefallen.
Ebenfalls zufrieden zeigte er sich mit der Moral des Teams: "Diese Entwicklung im Spiel, dagegen anzukämpfen, am Ende auch dagegenzuhalten gegen die Stimmung, gegen einen Gegner, der alles versucht hat."
Kimmich stimmte zu: "Generell war es ein gutes Spiel für den Spirit."
Wichtige Spiele: Immer her damit!
Der Sieg mache Lust auf mehr, sagte Laimer. "Unser Anspruch ist es, egal wo wir spielen, egal gegen wen wir spielen, dass wir gewinnen. Jetzt fängt dann die ganz heiße Phase an, mit so vielen wichtigen Spielen, und hoffentlich kommen noch viele weitere wichtige Spiele dazu. Für das spielen wir Fußball."
Am Wochenende spielen die Bayern gegen Leverkusen, dann kommt das Rückspiel daheim gegen Celtic. Für das habe man nun eine gute Ausgangslage, meinte der ÖFB-Kicker.
Gegessen ist der Kuchen noch nicht, meint hingegen Kühn. Mit dem Anschlusstreffer sei alles offen im Rückspiel. "Das Ziel ist natürlich, weiterzukommen."