Endstand
1:3
0:2, 1:1
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Schmidt: "Beide Teams hätten es sich verdient"

Der Deutsche ist nach dem Umstieg seiner Mannschaft in die Europa League einige Sorgen los. Den unterlegenen Salzburgern spricht er "Hochachtung" aus.

Schmidt: Foto: © GEPA

Roger Schmidt genießt in Salzburg bis heute ein hohes Ansehen.

Beim Gastspiel seines aktuellen Klubs Benfica Lissabon in Wals-Siezenheim wurde der Deutsche, der einst der erste Mozartstädter Trainer war, der den pressingorientierten "Red-Bull-Fußball" in seiner aktuellen Form spielen ließ, von den Salzburger Fans auf der Nordtribüne mit einem herzlichen Transparent verabschiedet - und das, obwohl seine Mannschaft kurz zuvor das Heimteam aus dem Europacup kegelte (Spielbericht >>>).

Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in der Red Bull Arena zeigte sich Schmidt von dieser Geste berührt und bedankte sich bei den Fans

"Beide Teams hätten sich einen Verbleib im Europacup verdient"

Und auch für den Mozartstädter Klub an sich hatte er nur positive Worte übrig.

"Salzburg hat sehr gute Spiele gemacht in dieser Gruppenphase. Es ist schwierig mit einer sehr jungen Mannschaft in der Champions League zu spielen. Der Weg, den Salzburg geht - die sind alle 19, 20, 21. Das ist einmalig im europäischen Fußball, dass eine so junge Mannschaft Meister wird und regelmäßig in der Champions League spielt."

Vor diesem Unterfangen habe er schlicht "Hochachtung", so der 56-Jährige: "Ich hoffe, dass sie es wieder schaffen und im nächsten Jahr wieder einen Anlauf unternehmen können."

Fast wirkt es so, als würde es Schmidt gar leid tun, seine Ex-Mannschaft um ein europäisches Frühjahr gebracht zu haben. "Beide Teams hätten sich einen Verbleib im Europacup verdient", sagt er. Und gibt zu: "Ich hätte es ihnen auch gegönnt, aber einer von uns musste ausscheiden. Da bevorzuge ich doch uns, dass wir weiterkommen."

Dieses Weiterkommen sei "wichtig für das Team und auch für den Klub". Was Schmidt auslässt: Es war auch äußerst wichtig für seine eigene Zukunft.

Experte: "Sein Ruf hat stark gelitten"

Denn der Deutsche, der nach seinem ersten Halbjahr bei Benfica aufgrund des tollen Pressingfußballs, den er spielen ließ, als eine Art Messias gefeiert wurde, hat zuletzt viel von seinem Ansehen verloren und galt bereits als angezählt.

"Sein Ruf hat stark gelitten", sagt einer, der es wissen muss: Luís Mateus, Journalist und Analyst bei der auflagestärksten portugiesischen Tageszeitung "A Bola" sowie Autor eines Buchs über Schmidt, den LAOLA1 im Vorfeld der Partie erreichte.

Schmidts Niedergang in der Gunst der Benfica-Fans habe bereits in der Vorsaison begonnen, als die "Aguias" eine sicher geglaubte portugiesische Meisterschaft fast noch verspielten, und nahm in dieser Saison aufgrund schwacher Ergebnisse in der Champions League sowie fragwürdiger Auftritte bei Presseterminen mehr und mehr Fahrt auf.

Sind die Kritiker nun verstummt?

Beim vergangenen Liga-Spiel wurde der Deutsche gar von den eigenen Fans ausgepfiffen und mit Gegenständen von den Rängen beworfen, woraufhin er den eigenen Anhängern bei einer Pressekonferenz vorschlug, beim nächsten Spiel besser zuhause zu bleiben.

"Ich finde, dass er zu sehr kritisiert wird. Es ist ein wenig unfair, das Team spielt nicht so schlecht in der Liga. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ihm der Druck etwas zu viel wird. Er hatte bereits zwei Auseinandersetzungen mit Journalisten, es ist keine leichte Zeit für ihn. Die Spiele gegen Salzburg und Braga (kommendes Wochenende, Anm.) werden sehr entscheidend für ihn", lautete die Experten-Einschätzung von Mateus vor dem Spiel in Wals-Siezenheim.

Das erste vermeintlich entscheidende Spiel konnte Schmidt bereits positiv gestalten. Ob er es seinen Kritikern nun gezeigt hätte, wird er auf der Pressenkonferenz nach der Partie in der Red Bull Arena gefragt:

"Bei Benfica ist immer Aufregung rund um den Klub, wenn wir nicht gewinnen. Das ist normal. Es sind auch viele Fans happy mit dem Klub und der Art von Fußball, die wir spielen", reagiert Schmidt ausweichend.

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