Der Auftritt des FC Bayern beim 4:0-Erfolg in der Champions League bei Benfica Lissabon erscheint zumindest dem Ergebnis nach normal verlaufen zu sein. Dass die Münchner vier Tore erzielen, ist nicht ungewöhnlich, die Umstände am dritten Spieltag waren allerdings bemerkenswert.
Denn schon vor dem Spiel im Estadio da Luz erreicht den deutschen Rekordmeister eine Hiobsbotschaft: Trainer Julian Nagelsmann hat sich einen grippalen Infekt eingefangen, was den 34-Jährigen dazu zwang, das Spiel aus dem Hotelzimmer aus zu verfolgen.
Dino Toppmöller, Sohn von Klaus Toppmöller und Co-Trainer der Bayern musste Nagelsmann als Cheftrainer ersetzen. Torhüter Manuel Neuer lobt den 40-Jährigen zwar, hebt aber auch den Rest des Trainerstabs hervor, der den Ausfall Nagelsmanns abgefangen hat.
"Er hat das super gemacht. Das ganze Trainerteam – es ist ja nicht nur eine Person. Wir erarbeiten alles gemeinsam und sie haben es alle zusammen gut gemacht", sagt Neuer nach dem Spiel.
Das sieht auch Toppmöller so. Die Matchpläne seien schon weit vor dem Spiel erstellt worden, lediglich die Mannschaftsansprache habe Nagelsmann nicht selbst abhalten können, so der kurzfristig beförderte Co.
VAR macht Probleme
Wirft man einen genaueren Blick auf den so herkömmlich erscheinden Sieg der Bayern, fällt auf, dass dem deutschen Rekordmeister gleich zwei Tore vom VAR genommen wurden. Einen Treffer von Lewandowski (43.) gab es wegen eines Handspiels nicht, ein Tor von Müller (52.) fällt einer Abseitsstellung zum Opfer.
So dauerte es letztendlich bis zur 70. Minute bis Leroy Sane die Bayern in Führung brachte. Der Flügelspieler krönt seine Leistung mit einem zweiten Tor in der 84. Minute.
"Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, auch in der ersten Halbzeit. Wir hätten mehr aufs Tor gehen können. Ich bin mit der Leistung aber sehr zufrieden", sagt Sane, der wie Neuer die Vorbereitung durch das Trainerteam lobt.
"Die Trainer haben uns sehr gut vorbereitet, wir wussten, dass sie aggressiv sind. Wir haben nicht aufgehört und wollten weitermachen."
Kapitän Neuer ist mit der Leistung seines Teams ebenfalls zufrieden, der VAR hätte das Leben der Bayern allerdings erschwert. "Die zweite Halbzeit war überragend. Wir haben wenig zugelassen und hatten die Kontrolle, sind aber lange nicht durchgekommen. Wir hatten ein bisschen Pech mit dem Videoschiedsrichter. Das wird alles stimmen, aber wenn eines der Tore gezählt hätte, hätten wir uns leichter getan", so der Deutsche.
"Spiel hätte in unsere Richtung kippen können"
Eine 0:4-Niederlage würde normalerweise nicht für Zufriedenheit sorgen. Benfica hat aber bei näherer Betrachtung der Partie über weite Strecken ganz gut mit den Bayern mitgehalten, erst nach dem Freistoß-Tor von Sane zur Führung der Münchner sind die Portugiesen zusammengeklappt.
"Wir haben uns viel vorgenommen. Wir haben gezeigt, dass wir an einem magischen Abend hier zu Hause gegen die Bayern etwas holen können", so Benfica-Mittelfeldspieler Julian Weigl.
"Sie bringen extreme Qualität mit und man muss jede Minute wach sein. Am Ende hat uns ein bisschen die Kraft gefehlt. Es waren Momente dabei, wo das Spiel in unsere Richtung kippen konnte", sagt der Deutsche, der den Bayern Respekt zollt.
"Manuel Neuer hat herausragend gehalten. Aber auch die Bayern hatten sehr viele Chancen. Du brauchst hier deinen besten Abend und den haben wir nicht gehabt. Die Bayern haben ihre Chancen am Ende eiskalt genutzt."