Ausgerechnet beim Champions-League-Finalisten der Vorsaison will Red Bull Salzburg seine Schaffenskrise hinter sich lassen.
Aus den vergangenen drei Pflichtspielen hat Österreichs Serienmeister nur einen Punkt geholt. Inter Mailand dagegen lacht in Italien von der Tabellenspitze.
Das CL-Gastspiel am Dienstag (18.45 Uhr im LIVE-Ticker>>>) im ausverkauften San Siro könnte den Salzburgern entgegenkommen: Zu verlieren haben sie im Gegensatz zu den jüngsten Ligapartien nicht viel.
Struber: "Werden sehr klar sein"
Die "Bullen" reisten am Montag mit einer Portion Zweckoptimismus nach Mailand.
"Wir haben viel mehr zu gewinnen als zu verlieren hier", betonte Trainer Gerhard Struber, der einen selbstbewussten Auftritt ankündigte. "Die Jungs wissen, was sie können. Sie müssen es nur abrufen."
In den vergangenen Partien, darunter dem 0:1 am Samstag gegen den LASK, brachten die Salzburger ihre Spielidee nicht auf den Platz. Das soll sich ändern.
Struber: "Wir wissen, was wir zu tun haben. Wir werden sehr klar sein, messerscharf in unseren Themen und Grundprinzipien. Dann wird es auch für Inter nicht einfach."
Lob für Konkurrenten: "Nicht umsonst Nummer eins in Italien"
Die Mailänder waren im Vorjahr Ligadritter, holten den Cup und unterlagen erst im CL-Finale Manchester City (0:1). "Wir wissen, dass das ein Gegner ist, der geballt ist mit individueller Qualität und auch mit viel Erfahrung", sagte Struber.
Taktisch würde Inter einen "sehr pragmatischen Ansatz" verfolgen. "Sie lösen die Dinge sehr einfach auf dem Platz, aber auch sehr wirkungsvoll. Nicht umsonst ist das im Moment die Nummer eins in Italien."
Struber will dem mit einem klaren Matchplan entgegentreten. "Es geht darum, dass wir sehr aggressiv sind, sehr synchron, dass wir gemeinsam Auslöser finden zum Pressing", erklärte der Salzburger.
Man wolle Momente finden, in denen man den Favoriten mit der eigenen Art von Fußball vor Probleme stellen könne.
"Dann gilt es im Umschalten messerscharf zu sein und die Chancen zu nützen. Wir freuen uns wirklich darauf und wollen überraschen."
Das ist den "Bullen" dank günstigem Spielverlauf bereits mit dem 2:0 zum CL-Auftakt im September bei Benfica Lissabon gelungen. Es war ihr erster Europacup-Auswärtssieg seit mehr als zwei Jahren.
"Nach Siegen wie in Lissabon sind wir nicht manisch geworden, wir fallen jetzt aber auch nicht in eine Depression", sagte Struber über die jüngsten Negativerlebnisse.
Kjaergaard: "Für mich einer der besten Klubs der Welt"
Inter hat in elf Saison-Pflichtspielen siebenmal zu Null gespielt. "Für mich ist das einer der besten Klubs der Welt", sagte Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard, der nach seiner Fußverletzung wieder ein Kandidat für Salzburgs Startformation ist.
"Die Qualität von denen ist extrem hoch. Da muss man auf die ganze Mannschaft aufpassen", ergänzte ÖFB-Teamspieler Samson Baidoo, der sich mit Oumar Solet um einen Platz in der Innenverteidigung matcht.
Die Spielmuster von Italiens Cupsieger hätten sich laut Struber bereits beim Test im Sommer in Salzburg (3:4) gezeigt. "Da gilt es, jetzt richtig dagegenzuwirken und es auch zu genießen. Wir wissen, was man in die Waagschale werfen muss, um am Ende gut rauszukommen. Da braucht es mutige Burschen, da muss man beseelt sein."
Das San Siro wird mit rund 75.000 Fans voll besetzt sein.
Mit weiterem Punktezuwachs in Mailand würden die "Bullen" ihre Chance auf die zweite Achtelfinal-Teilnahme in der Königsklasse erhöhen.
Nach zwei Runden führen Real Sociedad und Inter die Gruppe D mit je vier Zählern an. Benfica ist noch punktelos und zu Hause gegen San Sebastian bereits unter Druck.
Inter-Coach Inzaghi: "Müssen hellwach sein"
"Die Gruppe ist sehr eng und alle Teams haben Qualität", meinte Inter-Trainer Simone Inzaghi, der vor Salzburgs aggressiver, vertikaler Spielweise warnte.
"Sie spielen sehr direkt, wenn sie den Ball haben. Sie haben viele junge Spieler, aber auch Erfahrung in diesem Bewerb. Wir müssen hellwach sein."
Ob des engen Spielplans kündigte der Inter-Coach erneut personelle Umstellungen an. Gegen Salzburg könnte laut Medienberichten etwa Mittelfeldstar Nicolo Barella eine Pause erhalten.
"Die Spieler zu rotieren ist sehr wichtig, wenn man alle 72 Stunden spielt", sagte Inzaghi.
ÖFB-Star Arnautovic weiterhin out
Im Angriff scheinen Topstar Lautaro Martinez und Marcus Thuram gesetzt - zumal mit ÖFB-Rekordnationalspieler Marko Arnautovic wegen seiner Muskelverletzung eine Alternative weiterhin ausfällt.
Für das Rückspiel am 8. November in Salzburg könnte der 34-jährige Wiener ein Thema werden.
Mit dem Chilenen Alexis Sanchez steht ein weiterer Routinier als "Joker" bereit. "Sanchez und Arnautovic sind große Spieler, die unserem Team und unserer Saison noch viel geben werden", versicherte Inzaghi.
Inter gegen österreichische Klubs ungeschlagen
Vorerst gilt es die Pflichtaufgabe Salzburg zu lösen. In Mailand hat Inter noch nie gegen einen österreichischen Klub verloren.
In bisher acht Gastspielen von ÖFB-Vertretern bei den "Nerazzurri" setzte es sieben Niederlagen, darunter zuletzt sechs in Folge. Der Vorgängerclub Austria Salzburg verlor im UEFA-Cup-Finale 1994 beide Duelle mit 0:1.
Seit der Übernahme durch Red Bull im Jahr 2005 ist die Europacup-Bilanz der Salzburger gegen italienische Teams mit je fünf Siegen und Niederlagen bei vier Remis allerdings ausgeglichen.
Gegen Inters Stadtrivalen AC Milan gab es im Vorjahr in der CL-Gruppenphase zu Hause ein 1:1, in San Siro setzte es eine 0:4-Pleite.
Im Europa-League-Sechzehntelfinale war dann nach einem 1:0-Heimsieg gegen AS Roma durch ein 0:2 auswärts Endstation.