Auf den FC Salzburg wartet am Mittwoch (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) wieder einmal ein Finale.
Bereits das vierte Jahr in Folge haben die "Bullen" im abschließenden Champions-League-Gruppenspiel noch Aufstiegschancen. Im Vorjahr gelang erstmals der Achtelfinal-Einzug. Dafür würden die Schützlinge von Matthias Jaissle diesmal aber einen Coup benötigen - einen Auswärtssieg bei AC Milan, den ersten eines österreichischen Klubs im Mailänder San Siro.
Milan reicht ein Punkt zum Aufstieg. Mit einer Punkteteilung hätte Salzburg immerhin den Umstieg in die Europa League sicher. "Aber wenn man in einem Finale steht, will man es natürlich auch gewinnen. Insofern ist die Marschroute klar", betonte Jaissle. "Wir fliegen mit breiter Brust da hin."
Mut macht unter anderem das Hinspiel, in dem die Salzburger dem italienischen Meister Anfang September ein 1:1 abgetrotzt hatten.
Jaissle: "Dann gibt es an einem Sahnetag vielleicht das Unmögliche"
"Jedem ist bewusst, dass es ein absolutes Endspiel wird", versicherte Jaissle beim Abflug Dienstagmittag. "Wir treffen auf eine Weltklasse-Mannschaft, die uns alles abverlangen wird - und die zu Hause vielleicht noch stärker ist als bei uns in Salzburg."
Der Druck liege bei Milan. ""Das ist eine Mannschaft, die in diesen Wettbewerb gehört, auch in die K.o.-Runde. Das ist in ihrer DNA. Sie sind der große Favorit. Aber ich habe große Hoffnung, dass wir an unser Limit kommen. Und dann gibt es an einem Sahnetag vielleicht auch das Unmögliche."
Die Ausgangslage ist nicht ganz ungefährlich. Eine Niederlage hätte aber nur dann das Salzburger Europacup-Aus zur Folge, wenn Dinamo Zagreb im Parallelspiel bei Gruppensieger Chelsea gewinnt. Das Wissen um eine Führung der Londoner könnte mehr Risiko ermöglichen. "Ich hoffe, dass die Funkverbindung ganz gut funktioniert in San Siro", sagte Jaissle. Er werde informiert sein. "Wir wollen aber auf das schauen, was wir beeinflussen können."
Salzburg hat mehrere Pläne in petto
Im Hinspiel hat das hohe Pressing der "Bullen" den Mailändern einige Probleme bereitet. Dieser Plan bleibe als "Basis unseres Fußballs" (Jaissle) auch in San Siro erhalten. "Wir werden aber immer wieder auch andere Pläne in petto haben, sonst wäre es zu einfach auszurechnen."
Auch der zuletzt gegen Chelsea (1:2) starke Torhüter Philipp Köhn dürfte gefragt sein. "Ganz allein kann ich aber auch keine Spiele entscheiden", betonte der Schweizer. "Wir machen es als Kollektiv sehr gut, deswegen sind wir in dieser Position."
Erstmals in Salzburgs CL-Historie geht das Entscheidungsspiel auswärts über die Bühne. 2019 und 2020 war man Liverpool bzw. Atletico Madrid jeweils 0:2 unterlegen, 2021 folgte ein umjubelter Heimsieg gegen den FC Sevilla.
"Wir haben es letztes Jahr geschafft, das war ein unglaublicher Moment für den Verein. Dieses Gefühl und diese Emotionen wollen wir morgen wieder erleben", sagte Verteidiger Maximilian Wöber.
4.000 Salzburg-Fans in Mailand
Der gesamte Klub - inklusive allen Mitarbeitern und verletzten Spielern - wird im San Siro vor Ort sein. Das Stadion ist laut Milan-Angaben mit mehr als 70.000 Zuschauern fast ausverkauft.
Die Salzburger sind auswärts sechs Europacup-Partien sieglos, in der CL-Gruppenphase hat man unter Jaissle in der Fremde noch nicht voll gepunktet. Der jüngste Europacup-Auswärtssieg: ein 2:1 bei Bröndby IF im Play-off um den CL-Einzug im August 2021. Jaissle hofft, "dass wir auch da mal wieder so eine negative Tendenz brechen. Rekorde sind ja dazu da, gebrochen zu werden, auch negative. Hauen wir einen raus, vielleicht reicht es zu drei Punkten!"
Die Salzburger werden zudem von 4.000 Auswärtsfans begleitet - so viele wie noch nie in der seit 2005 währenden Red-Bull-Ära. Schon am Flughafen hatten einige Dutzend Anhänger die Mannschaft beklatscht und verabschiedet. Jaissle: "Was hier los war, dieser Aufmarsch, das war schön zu sehen."
Mehrere Fragezeichen in Salzburgs Aufstellung
Die Reise trat auch Oumar Solet an. Den Top-Verteidiger der Bullen plagen Oberschenkelprobleme, die Tendenz spricht gegen einen Einsatz. "Er ist nach wie vor fraglich", sagte Jaissle.
Ein Fragezeichen für die Defensivformation wirft auch der Fitnesszustand von Andreas Ulmer auf. Nur wenn der 36-Jährige nach seinen jüngsten Adduktorenbeschwerden bereits Kraft für 90 Minuten hätte, könnte sein Ersatzkapitän Maximilian Wöber von links hinten nach innen rücken und dort ein Duo mit Strahinja Pavlovic bilden.
Der zuletzt in starker Form befindliche ÖFB-Stürmer Junior Adamu ist wegen Oberschenkelproblemen ebenfalls fraglich. An seiner Stelle dürfte der künftige Leipzig-Mann Benjamin Sesko im Angriff neben Noah Okafor beginnen. Letzterer hält bei drei CL-Saisontoren, hat auch im Hinspiel gegen Milan und bei der Generalprobe in der Liga gegen Hartberg (1:0) getroffen. Der Schweizer scheint diesen Herbst so etwas wie die Lebensversicherung der "Bullen".