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Eine Salzburger Klatsche, auf der sich aufbauen lässt

Die "Bullen" kassieren in Madrid eine weitere empfindliche Niederlage in der Champions League. Die Gefühlslage danach ist diesmal aber eine deutlich positivere.

Eine Salzburger Klatsche, auf der sich aufbauen lässt Foto: © getty

Von Weltuntergangsstimmung war diesmal wenig zu spüren.

Anders als bei so manch anderer deutlichen Pleite im vergangenen Herbst war das Frustrationslevel nach dem 1:5 bei Real Madrid an Spieltag sieben der Champions League (Spielbericht>>>) und dem damit fixen Ligaphasen-Aus bei den Akteuren des FC Salzburg diesmal auf einem niedrigen Niveau.

Ausschlaggebend dafür war freilich die Art und Weise, wie die deutliche Pleite im Estadio Santiago Bernabeu zustande kam. Abschlachten ließen sich die "Bullen" am Mittwoch nämlich nicht.

"Unterm Strich ist es ein Drecksergebnis. Aber wir haben zum Teil mutig und couragiert Fußball gespielt", bringt Rouven Schröder den Salzburger Grundtenor an diesem Abend auf den Punkt.

Real sei "ein bisschen überrascht über das forsche Auftreten" seiner Mannschaft in der Anfangsviertelstunde gewesen, meint der Geschäftsführer Sport außerdem.

Lob von Alaba

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Tatsächlich traten die "Bullen" im fast vollen Bernabeu zu Beginn so auf, als hätte es den Herbst nie gegeben. In den ersten 15 Spielminuten hatten sie deutlich mehr Spielanteile, pressten die madrilenischen Superstars immer wieder erfolgreich an und kamen auch zu einer großen Chance auf die Führung durch Oscar Gloukh.

"Salzburg hat in den ersten Minuten gezeigt, dass sie das Potenzial haben, guten, erfolgreichen Fußball zu spielen", zog selbst David Alaba auf "Canal+" seinen Hut.

Auch Neo-Coach Thomas Letsch sah "sehr gute" erste 15 Minuten seiner Mannschaft.

Wie es ihm gelungen ist, aus einer noch vor kurzer Zeit schwer verunsicherten Mannschaft ein selbstbewusstes Team zu formen, welches sich zumindest über einen kurzen Zeitraum zuzutrauen schien, Punkte aus Madrid mitnehmen zu können?

Letsch: "Haben uns nicht versteckt"

Grundsätzlich stehe es ihm nicht zu, zu dem, was im Herbst falsch gelaufen ist, etwas zu sagen, so der Deutsche.

Für ihn sei es nur entscheidend, dass eine Entwicklung zu sehen ist. Und diese sei zwischen den ersten beiden Testspielen unter seiner Leitung  - einem zu "einem mehr als unglücklichen Zeitpunkt" gegen die Bayern und einem im Trainingslager in Portugal gegen den FC Midtjylland - bereits erkennbar gewesen.

Die Partie in Madrid sei trotz des Ergebnisses ein weiterer Schritt nach vorne gewesen. Kommende Woche, beim ähnlich schwierigen Heimspiel zum Champions-League-Abschluss gegen Atletico Madrid, müsse es nun in dieser Tonart weitergehen.

Seiner Mannschaft hat er vor dem Gastspiel bei den Superstars von Real Folgendes eingetrichtert: "Du kannst hierherkommen und sagen: 'Wir gucken mal, wie wir über die Runden kommen.' Aber das wollten wir nicht. Das hat auch jeder gesehen. Wir haben uns nicht versteckt", so Letsch.

Erster Fehler wurde sofort bestraft

Dies galt allerdings nur bis zur 23. Spielminute. Zu diesem Zeitpunkt war vom Salzburger Anfangselan bereits nur mehr wenig übrig.

Nach einem äußerst leichtfertigen Fehlpass von Aleksa Terzic schaltete Real schnell um, die Kugel landete mit etwas Glück bei Rodrygo und über dessen rechte Fußinnenseite im Salzburger Kasten.

"Solange wir als Mannschaft kompakt agiert haben, mutig gewesen sind, haben wir das ordentlich gemacht. Mit dem ersten Fehler, den wir machen, wurden wir bestraft", knirscht Letsch.

Das 2:0 war schließlich Ergebnis eines Genieblitzes von Jude Bellingham, das 3:0 quasi ein Eigentor nach einem horrenden Patzer von Janis Blaswich.

"Dann ist das Spiel gegessen. Dann merkt man auch, dass Real im Rhythmus ist und wir nicht. Die Beine werden schwer, die Abstände größer", erklärt der "Bullen"-Coach.

Bidstrup kann doch Tore schießen

Bidstrup erzielte am Mittwoch vor den Augen seiner Liebsten sein erstes CL-Tor
Foto: © GEPA

Zwar schlug Real anschließend noch zwei Mal zu, der Schlusspunkt gehörte aber Salzburg.

Mads Bidstrup stand fünf Minuten vor Abpfiff am Ende eines schönen Spielzugs und versenkte die Kugel wunderbar per Volley zum Ehrentreffer. 

"Für Mads Bidstrup freut es mich riesig, dass er sich mit dem Tor belohnt hat. Zumal es bei uns den Running Gag gibt, dass er eh nie ein Tor schießt, und jetzt macht er so ein Traumtor. Also es gab auch individuell sehr, sehr viel Positives", so Letsch.

Mit letzterem Satz meint der 56-Jährige auch die Leistungen von Hendry Blank und Samson Baidoo. Das zusammengerechnet nur 40 Jahre alte Innenverteidiger-Duo konnte sich trotz der vielen Gegentore auszeichnen und erntete danach Sonderlob von Geschäftsführer Sport Rouven Schröder. Vor allem Blank machte eine Top-Partie.


Salzburg-Noten: Gute Momente, aber kein königlicher Auftritt


Baidoo: "Dafür wird man Fußballer"

Auch Letsch sah das so: "Ich finde, die zwei Jungs haben das richtig gut gemacht. Wenn man bei Hendry Blank dann noch bedenkt, dass er jetzt schon sehr lange nicht mehr gespielt hat, muss ich sagen: 'Hut ab!'"

Blank, der als Andenken ein Trikot von Kylian Mbappe abstaubte, spricht nach dem Besuch im Bernabeu von einem "unfassbaren Gefühl. Für jeden Fußballverrückten ist es ein Traum, hier zu spielen".

Und Baidoo fügt an: "Dafür wird man Fußballer. Um in so einem Stadion gegen so eine Mannschaft zu spielen."

Das Ergebnis ist an einem solchen Abend zweitrangig. Auswärts bei Real Madrid gibt es ohnehin nur für ganz wenige Mannschaften dieses Planetens etwas zu holen.

Dass man sich halbwegs schadlos aus der Affäre ziehen konnte und dabei ein anderes, deutlich mutigeres Gesicht zeigen konnte als zuletzt, ist etwas, auf dem die Salzburger aufbauen können.

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