Das Finale des wichtigsten Fußball-Klubbewerbs steht am Samstag (21 Uhr im LIVE-Ticker) im Zeichen des wohl prominentesten Trainers in diesem Sport.
"Wir müssen die Champions League gewinnen", sagt Manchester-City-Coach Pep Guardiola vor dem Showdown in Istanbul. Auf dem Spiel steht das Triple für den englischen Meister und sein Ruf als Trainer-Genie. Der Druck ist immens – genau das könnte eine Chance für Inter Mailand sein. Erstmals seit 2010 könnte es wieder einen italienischen Sieger geben.
Ein Titel fehlt noch
Klar ist, dass Guardiolas Zeit bei Manchester City in der Nachbetrachtung nur komplett wäre, wenn er auch die Champions League nach England holt. "Ich werde daran gemessen, sie zu gewinnen", weiß der 52-Jährige.
Die in dieser Saison bereits errungenen Titel in der Premier League und im FA Cup sind zwar schön. Doch die Sehnsucht des Klubs, der seit dem Einstieg der Scheichs aus Abu Dhabi 2008 geschätzt rund zwei Milliarden Euro für Transfers ausgegeben hat, ist die Champions League. "Früher oder später musst du in Europa gewinnen, um das nächste Level zu erreichen", betonte Guardiola.
Die "Citizens" stehen in seiner Ära zum zweiten Mal nach 2021 im Endspiel und warten noch auf den ersten Erfolg in der "Königsklasse". Der Spanier selbst läuft seinem dritten Champions-League-Triumph bereits zwölf Jahre hinterher, hat er sich doch beim Streben nach Perfektion mitunter auf spektakuläre Weise selbst ein Bein gestellt.
Mit seinem Heimatverein FC Barcelona reüssierte er 2009 und 2011 im Finale. Doch mit Manchester und auch als Trainer des FC Bayern scheiterte er oft an besonderen Umständen, mitunter aber auch an eigenen Fehleinschätzungen.
Verlieren verboten für Guardiola
Das Finale vor zwei Jahren gegen Chelsea war so ein Fall, als Guardiola nach der 0:1-Niederlage für seine Aufstellung und Taktik kritisiert wurde. "Warum hast du es wieder vermasselt, Pep?", hinterfragte die "Daily Mail" die Entscheidungen des Trainers, der überraschend auf die defensiven Mittelfeldspieler Fernandinho und Rodri verzichtet hatte.
Eine erneute Final-Demütigung soll dieses Mal im Atatürk-Olympiastadion ausbleiben. Guardiola wäre bei einem Erfolg der sechste Trainer, der mit mehr als einem Team die Champions League gewonnen hat.
Die Favoritenrolle der Engländer ist zumindest stabil untermauert. Der Kader der Hellblauen ist qualitativ deutlich besser besetzt als jener des italienischen Traditionsclubs, Videos von den Offensiv-Highlights nur in dieser Spielzeit würden Stunden füllen.
Aus dem Kollektiv heraus ragt Erling Haaland. Der Norweger, der sein Champions-League-Debüt für Red Bull Salzburg gegeben hatte, erzielte in dieser Saison in 52 Pflichtspielen 52 Tore. "Ich träume mein ganzes Leben davon, die Champions League zu gewinnen", sagt der 1,94-Meter-Stürmer.
Inter strebt ersten CL-Sieg seit 2010 an
Inter, das sich als italienischer Vizemeister für die Champions League qualifiziert hatte, will mit Leidensfähigkeit, Teamgeist und Defensivstärke dagegenhalten. Die "Nerazzurri", die in den jüngsten sechs CL-Spielen fünfmal ohne Gegentor blieben, möchten den Bewerb zum vierten Mal gewinnen.
"Für uns ist das Finale ein Traum, für die eine Obsession", bringt es Federico Dimarco auf den Punkt. Der bisher letzte Sieg gelang 2010 (Marko Arnautovic fehlte im Finale im Kader) – seit damals gab es keinen italienischen Triumph mehr. Nur noch zweimal, nämlich 2015 und 2017, erreichte danach mit Juventus Turin ein Serie-A-Vertreter überhaupt das Endspiel.
"In wichtigen Spielen haben es meine Männer immer geschafft, Energien freizusetzen, von denen wir dachten, sie nicht zu haben", sagt Simone Inzaghi. "Das Schöne am Fußball ist, dass nicht immer die Favoriten gewinnen. Wir müssen da sein, um die entscheidenden Momente für uns zu entscheiden."
Der Inter-Trainer glaubt an die Chance, wenngleich der Ex-Stürmer seinen Trainerkollegen für den "besten Trainer der Welt" hält. Den modernen Fußball habe er in zwei Epochen eingeteilt: "Vor und nach Guardiola."
Besonders emotional wird das Finale für den türkischen Nationalspieler Hakan Calhanoglu, der bei Inter im Mittelfeld die Fäden zieht. Der 29-Jährige wuchs zwar in Mannheim auf, entschied sich jedoch, international für die Heimat seiner Eltern aufzulaufen. Im Gegensatz zu Ilkay Gündogan, dessen Eltern ebenfalls aus der Türkei stammen: Der City-Kapitän repräsentiert sein Geburtsland Deutschland.