Sein letzter Auftritt im Trikot von Borussia Dortmund war ein trauriger Moment. Mit seinen Teamkollegen verpasste Jude Bellingham vor einem Jahr gegen Mainz 05 die deutsche Fußball-Meisterschaft.
Zwei Wochen später wechselte der Engländer für 103 Millionen Euro zu Real Madrid. Das Wiedersehen beim Champions-League-Finale in London wird für Bellingham noch einmal viel größer und emotionaler, als es der bittere Abschied schon war.
Im ersten Champions-League-Endspiel seiner Karriere trifft er mit seinem neuen Klub auf den Ex-Verein - und das auch noch im Wembley-Stadion in seiner englischen Heimat (Samstag, 21:00 Uhr im LIVE-Ticker >>>).
"Das ist so etwas wie die Krönung einer großartigen Saison. Zurück nach England zu kommen, gegen Dortmund zu spielen. Ich bin sehr dankbar, dabei zu sein", sagte der 20-Jährige, der mit den Madrilenen auf Anhieb die Liga gewann.
"Jude verstand sofort, was es bedeutet, für Real Madrid zu spielen"
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Gleich zu Beginn der Finalwoche bekam Bellingham eine weitere Trophäe überreicht. Die spanische Liga kürte ihn am Dienstagabend zum besten Spieler der Saison. In seinem ersten Jahr in einer neuen Liga, einem neuen Land und auf einer neuen, deutlich offensiveren Mittelfeld-Position schoss Bellingham 19 Tore.
So schlugen bei Real bisher nur Cristiano Ronaldo und Zinédine Zidane ein. "Jude verstand sofort, was es bedeutet, für Real Madrid zu spielen", lobte sein Trainer Carlo Ancelotti erst kürzlich. Nirgendwo ist das Publikum anspruchsvoller, nirgendwo ist der Schatten älterer Generationen nach bisher 16 Europacup-Titeln noch länger.
Bellinghams Selbstsicherheit, seine Eloquenz und seine dominante Körpersprache waren dem einen oder anderen in Dortmund am Ende vielleicht zu viel. Beim erfolgreichsten Fußball-Klub der Geschichte aber halfen sie ihm, um in der Kabine und unter dem Gewicht dieses berühmten weißen Trikots zu bestehen.
Gleich zu Beginn schnappte sich Bellingham die Rückennummer 5 des legendären Zidane. Seine beiden ersten Clásicos gegen den großen Rivalen FC Barcelona entschied er jeweils durch ein Siegtor in der Nachspielzeit. "Das ist der Grund, warum ich hier bin", sagte Bellingham vor dem Champions-League-Finale selbstbewusst.
"Für diesen Klub zu spielen bedeutet: Du siehst jeden Tag auf den Fotos die großen Spieler, wie sie die Trophäen halten und dabei lächeln. Jetzt möchte auch ich mit diesem Klub Geschichte schreiben."
Am Esstisch mit Kroos und Modric
Ancelotti gewann die Königsklasse bereits je zweimal mit AC Milan und Real Madrid. Sein Credo ist seit 20 Jahren, große Mannschaften niemals mit einem Schlag umzubauen, sondern immer in einem fließenden, mehrjährigen Prozess. Bei Real musste Bellingham Toni Kroos nicht direkt ersetzen, da dieser erst nach dem Spiel am Samstag aufhört.
Der Brasilianer Vinicius Junior bekam wiederum die Zeit, in den Fußstapfen des langjährigen Torjägers Karim Benzema zu wachsen. Die Jungen sollen nach Ancelottis Maxime immer die Möglichkeit haben, noch etwas von der Erfahrung der Altstars zu profitieren.
"Ich habe viel mit ihnen gesprochen", sagte Bellingham am Montag über Kroos und den ehemaligen Weltfußballer Luka Modric (38). "Eine meiner schönsten Erinnerungen an dieses erste Jahr bei Real ist, wie ich einmal einfach nur am Esstisch gesessen und ihnen zugehört habe. Ich saß wie ein Kind daneben. Und es ist großartig, dass ich jetzt in der Lage bin, neue Erinnerungen mit ihnen zusammen zu schaffen."
Nicht zu viele Emotionen, Distanz halten
Und sein Kontakt zu den alten Kollegen von der Borussia? Den gebe es vor allem mit seinem Landsmann Jadon Sancho, erzählte Bellingham. "Er nahm mich damals unter seine Fittiche, als ich mit 17 in Dortmund ankam."
Ganz grundsätzlich wolle er bloß nicht zu viele Emotionen aufkommen lassen vor diesem Finale. Lieber etwas "Distanz halten. Wir sitzen da alle im selben Boot", sagte Bellingham. "Es wird schön sein, sie alle wiederzusehen - zumindest bis 21:00 Uhr." Dann erfolgt der Ankick zum Spiel der Spiele.