Manchmal reichen auch nur wenige Minuten, um ein Fußballspiel völlig zu kippen.
Tottenham war im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Juventus lange auf einem guten Weg, doch ein Doppelschlag von Gonzalo Higuain (64.) und Paulo Dybala (67.) brachte die "Alte Dame" letztlich mit einem 2:1-Sieg ins Viertelfinale.
"Wir sind eben zu allem fähig. Auch zu 50 grausamen Minuten und dann einem Sieg. Erst ab einem gewissen Punkt haben wir zu spielen begonnen", fasst Andrea Barzagli die Partie zusammen.
Wenige Minuten vor dem Doppelpack hat Juve-Coach Massimiliano Allegri mit zwei Wechseln die Wende eingeleitet. Dabei ließen diese nicht unbedingt ein Offensiv-Spektakel erwarten.
Allegri erklärt Doppeltausch vor Doppelschlag
Neben Kwadwo Asamoah brachte Allegri auch Stephan Lichtsteiner ins Spiel, der prompt den Ausgleich durch Higuain mit einem starken Flügellauf einleitete.
"Ich habe diese Wechsel vorgenommen, weil wir Spieler mit anderen Eigenschaften gebraucht haben. Asamoah ist außerordentlich stark im Passspiel und wurde dafür bislang immer unterschätzt. Und Lichtsteiner hat stark mit Khedira harmoniert. Wir waren müde auf den Flanken und brauchten einfach mehr Breite und Tempo", erklärt der Coach seine Maßnahmen.
"Zur Pause haben wir ein paar Dinge verändert, aber über allem mussten wir einfach daran glauben. Wir sind auch nicht wirklich gut in die zweite Hälfte gekommen, aber es stand uns auch ein starkes Team gegenüber", so Barzagli, der in der 90. Minute noch einen von der Stange abgeprallten Kopfball von Harry Kane von der Torlinie kratzte.
Chiellini: "Wussten, dass Tottenham mental fragil ist"
Spurs-Coach Mauricio Pochettino ist nach dem Spiel die Konsternation ins Gesicht geschrieben. "Wenn du zwei Fehler in vier Minuten machst, bist du aus so einem Bewerb eben raus. Wir haben zwar Druck gemacht, aber so ist der Fußball."
Dass auch die Erfahrung in diesem Wettbewerb den Unterschied ausgemacht hat, glaubt Pochettino nicht: "Für mich war das nicht wichtig. Juve ist eine sehr gute Mannschaft, aber das war nicht entscheidend."
Die Italiener sehen das anders. "Wir haben Spieler, die schon mehrmals im Finale waren, das hat es ausgemacht. Die Champions League ist eben ein Bewerb, in dem man bis zur letzten Minute fighten und daran glauben muss", so Sami Khedira bei "Sky".
Drastischer formuliert es Abwehr-Routinier Giorgio Chiellini: "Wir haben gewusst, dass Tottenham defensiv schwach und mental fragil ist. Sie brauchen noch eine Kleinigkeit, um solche Spiele zu gewinnen. Einen Titel, einen Funken, irgendetwas. Wenn du eben nicht mit großem Fußball gewinnen kannst, musst du andere Wege finden. Wir haben all unsere Erfahrung und unser Know-how ausgespielt, um zu gewinnen."