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Kein "Kirmesspiel": Salzburg will versöhnlichen CL-Abschied

Neo-Trainer Thomas Letsch sieht das Spiel auf keinen Fall als Generalprobe für das bevorstehende Cup-Viertelfinale. Schlager ersetzt Blaswich.

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Fußball-Vizemeister Red Bull Salzburg verabschiedet sich am Mittwoch (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker) gegen einen weiteren großen Namen aus der Champions League.

Eine Woche nach der 1:5-Abfuhr bei Real Madrid empfangen die Salzburger dessen Stadtrivalen Atletico. Von einer "Generalprobe" für das Cup-Viertelfinale am Sonntag beim LASK wollte Neo-Trainer Thomas Letsch nichts wissen. "Hier ein Kirmesspiel zu machen und ein bisschen was zu probieren, wäre der falsche Ansatz."

Die Bullen sind nach sechs Niederlagen in sieben Partien der neuen Ligaphase in der Königsklasse ohne Aufstiegschance. Atletico stünde mit einem Sieg direkt im Achtelfinale, ein Punkt könnte dafür aber zu wenig sein.

"Atletico ist eine Mannschaft, die über Jahre gefestigt ist, die extrem gut verteidigt", streute Letsch dem Tabellenzweiten der spanischen Liga Rosen. Torchancen herauszuspielen werde noch ein wenig schwieriger als bei Real. "Man hat das Gefühl, die lieben das Verteidigen."

Schlagers große Chance

An seiner Startformation dürfte Letsch wenig ändern. Die Innenverteidigung werden erneut die beiden 20-Jährigen Samson Baidoo und Hendry Blank bilden. Fix ist einzig der Torhüter-Wechsel: Alexander Schlager erhält statt Janis Blaswich seine Chance, erst danach will sich der neue Chefcoach auf eine fixe Nummer eins und einen Kapitän festlegen.

"Klar ist es eine besondere Situation", sagte Schlager über den vorerst offenen Konkurrenzkampf. "Ich möchte mich zeigen und beweisen, den Rest kann ich nicht beeinflussen."

Er spüre, dass unter Letsch "ein sehr guter Zug drinnen" sei. "Es haben sich viele Dinge in der Art und Weise, wie wir agieren wollen, verändert. Das hat man am Anfang auch in der Trainingsbelastung gemerkt", verriet Schlager. "Ich habe das Gefühl, dass wir als Mannschaft Fortschritte machen."

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)

Pleitenserie in der Königsklasse

Salzburg hat die vergangenen sieben CL-Heimspiele verloren - die drei bisherigen in dieser Saison gegen Stade Brest (0:4), Dinamo Zagreb (0:2) und Paris Saint-Germain (0:3) jeweils zu Null. Bei Letsch' Pflichtspiel-Premiere gegen Real boten die Salzburger 20 Minuten eine ansprechende Leistung.

"Wir wollen zeigen, dass wir es länger können, dass wir wieder eine Woche weiter sind", erklärte der Nachfolger des glücklosen Pepijn Lijnders. "Wir wollen uns gut verabschieden mit dem großen Ziel, nächstes Jahr hier wieder teilzunehmen."

Österreichs Meister muss für ein CL-Ticket im Sommer eine Quali-Runde überstehen, der Vizemeister deren drei. Als Ziel hat Letsch aber auch ausgegeben, den Cup erstmals seit 2022 wieder nach Salzburg zurückzuholen.

Von einer "Generalprobe" für das Viertelfinale zu sprechen, würde der Deutsche gegenüber Atletico als "nicht ganz fair" empfinden. "Es ist ein Wettkampfspiel. Es geht nicht groß darum, etwas zu probieren. Dafür ist die Bühne Champions League nicht geeignet", meinte Letsch. "Wir wollen zeigen, dass wir weiter auf dem Weg nach oben sind. Es ist wieder ein extremer Gradmesser."

Bei 100 Prozent sei sein Team nach der kurzen Vorbereitung noch nicht, erklärte Letsch. "Einige haben noch nicht die Power für volle 90 Minuten, aber wir müssen es als Mannschaft hinkriegen." Die überwiegend positive öffentliche Beurteilung des 1:5 in Madrid freue ihn. "Am Schluss geht es aber immer um Ergebnisse." Alleine könne man Topteams wie Atletico nicht verteidigen. "Du musst gegen diese Mannschaften das ganze Spiel über Kompaktheit und das Gemeinsame haben."

Simeone warnt vor Salzburg

Atletico kommt mit dem Selbstvertrauen von 16 Siegen in den vergangenen 18 Pflichtspielen. Die jüngsten vier CL-Partien hat das Team von Langzeit-Coach Diego Simeone (seit 2011 im Amt) alle gewonnen, darunter vergangene Woche zu Hause gegen Bayer Leverkusen (2:1). Aus dem hochkarätigen Ensemble stach Julian Alvarez zuletzt noch heraus.

Der argentinische Weltmeister erzielte in der Königsklasse zuletzt fünf Tore in drei Partien, darunter einen Doppelpack gegen Leverkusen. Ob er gegen Salzburg beginnen wird, ist allerdings offen. Simeone könnte seinem Stürmerstar auch eine Pause gönnen und neben Antoine Griezmann auf den Norweger Alexander Sörloth setzen.

Gerade trotz der klaren Favoritenrolle warnte Simeone vor Salzburg. "Wir werden es mit einer jungen, dynamischen Mannschaft zu tun bekommen. Sie werden die Champions League gut abschließen wollen. (...) Wir werden sehen, was sie nach ihrem Trainerwechsel zeigen", meinte der Argentinier.

"Es ist schwierig, unter die besten Acht zu kommen, und es wird auch schwierig werden. Es wird Schwierigkeiten geben, denen wir uns stellen müssen."

Jeder Punkt zählt

Die Madrilenen reisten am Dienstag wegen starken Windes beim geplanten Abflug verspätet an. Dem Trainer machten zuletzt zudem Magen-Darm-Probleme zu schaffen. Namhafte Ausfälle hat Simeone dafür nicht zu verzeichnen.

Atletico hat alle vier bisherigen Europacup-Auswärtsspiele gegen österreichische Klubs gewonnen. Gegen Salzburg siegten die "Colchoneros" in der CL-Gruppenphase 2020 zu Hause 3:2 und auswärts 2:0.

Auch wenn der Aufstieg nicht mehr möglich ist: Finanziell geht es auch für Salzburg noch um einiges. Jeder in der Königsklasse geholte Punkt bringt 700.000 Euro Preisgeld. Auch jede bessere Platzierung in der Endtabelle hat Auswirkungen in Millionenhöhe. Die Bullen starten als 34. unter 36 Teams in die letzte Runde.



Sie spielten für Salzburg und den FC Bayern

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