Die Gegenwehr gegen die höchst umstrittenen Reformpläne der UEFA Champions League wächst weiter an.
Beim zweitägigen Treffen der European Club Association haben zahlreiche Vereine ihren Unmut über das Konzept von ECA-Chef Andrea Agnelli geäußert. "Wir müssen mit einem weißen Blatt Papier starten", meint Schalkes Finanzvorstand Peter Peters und fordert zugleich, sich vom aktuellen Konzept zu verabschieden.
Auch die englische Premier League hat sich geschlossen gegen die Pläne gestellt, die die "Königsklasse" immer mehr zu einem geschlossenen System machen könnten. Auch sieben der neun ECA-Mitglieder aus Spanien, ausgenommen dem FC Barcelona und Real Madrid, haben ihren Widerstand angekündigt.
Meeting auf Malta bringt "Fortschritt"
Ähnlich äußern sich Vertreter von Lazio Rom, AS Saint-Etienne, AS Monaco, Girondins Bordeaux oder dem FC Basel. "Mehrere europäische Klubs und die Mehrheit der italienischen Vereine ist gegen die Veränderungen", sagt Lazio-Chef Claudio Lotito.
Sein Kollege Bernard Caiazzo aus Saint-Etienne fügt hinzu: "Das Meeting auf Malta war ein Fortschritt, um die Reform zu blockieren." Aus der Bundesliga sind Salzburg, Rapid, die Austria und Sturm Graz in der Vereinigung vertreten.
Nach den Agnelli-Plänen sollen von 2024 an nur noch vier der 32 Startplätze über die Platzierung in den nationalen Ligen vergeben werden. 24 Teams wären allein durch ihre Teilnahme im Vorjahr wieder startberechtigt. Nur vier Teams würden aus der Europa League aufsteigen.
Ein derartiges System würde die Bedeutung der Ligen erheblich schmälern, wenn nur noch ein geringer Teil der europäischen Startplätze über die Meisterschaften vergeben wird. Auch eine Einteilung mit acht Teams in vier Gruppen würde für deutlich mehr Champions-League-Spiele sorgen und die Ligen in den Hintergrund drängen.
NFL als Vorbild für mögliche Reform?
Agnelli betont auf einer Pressekonferenz, dass "nichts in Stein gemeißelt" sei. "Es ist ein langer Prozess über viele Monate, in dem alle Stakeholder involviert sind", sagt er und beschwört eine "europäische Sichtweise". Dafür müsste aus nationaler Sicht ein Schritt zurückgegangen werden.
Agnelli spricht von der "Harmonisierung" des Wettkampfkalenders und erhält dabei Unterstützung von ECA-Vizepräsident Edwin van der Sar: "Fußball wird nicht nur in England gespielt, es gibt 56 Ligen."
"Europäischer Wettbewerb muss in möglichst vielen Ländern gespielt werden. Es braucht mehr Städte, mehr Farben. Die Idee ist, mehr Europacupspiele zu bestreiten", sagt der frühere Weltklasse-Torhüter.
Das sorgt für Unmut bei den europäischen Ligen, denen Agnelli "Protektionismus" vorwirft. Der Präsident von Juventus Turin drückt seinen Gefallen an der NFL im American Football aus, die mehr verschiedene Sieger hervorgebracht habe und Wachstum bei den Vereinen fördere. Gleichzeitig beschwichtigt Agnelli aber: "Das ist nicht das, wo wir hingehen."
Reiche Klubs würden von Reform profitieren
Was einige Klubs umtreibt, ist bei den ganzen Reformplänen vielmehr die finanzielle Verteilung der Gelder. So beschwert sich Monaco-Vertreter Nicolas Holveck, dass über eine gerechtere Verteilung auf Malta nicht gesprochen wurde.
Auch Vorstandsmitglied Joao Carvalho vom portugiesischen Club Sporting Braga glaubt, dass durch die Pläne nur "eine kleine Anzahl der sehr reichen Klubs" profitiere.
Dass Vereine wie Real, Barcelona, Juventus und Paris Saint-Germain für das Konzept sind, scheint Carvalho Recht zu geben. Auch die beiden deutschen Branchenriesen Bayern München und Borussia Dortmund haben sich in der Diskussion eher zurückgehalten.