Als alle Medientermine absolviert waren, verlief sich Valerien Ismael auf der Suche nach dem VIP-Club kurzzeitig im Linzer Stadion.
Alles kann dem Franzosen auch nicht auf Anhieb gelingen - noch dazu, wo die Gugl für ihn tatsächlich Neuland war.
Ansonsten war dieses Weiterkommen gegen den FC Basel auch für den Trainer des LASK der vorläufige Höhepunkt einer Startphase im neuen Job, die man tatsächlich nicht erfolgreicher gestalten kann.
Sechs Pflichtspiele, sechs Siege - es soll schon schlechtere Einstände von neuen Coaches gegeben haben.
Der Name Glasner ist nicht mehr allgegenwärtig
Eines ist Ismael damit auf jeden Fall in Rekordzeit gelungen: Die Emanzipation von seinem schier übermächtig erscheinenden Vorgänger.
War der Name Oliver Glasner noch vor wenigen Wochen rund um den LASK allgegenwärtig, war er am Dienstagabend auf der Gugl kaum mehr zu vernehmen. Und dies ist auch wichtig und richtig für den LASK der Saison 2019/20. Wäre der Schatten des nunmehrigen Wolfsburg-Coaches zu lange präsent, wäre es auf Dauer wohl kontraproduktiv.
Das mit der Emanzipation kann man laut Kapitän Gernot Trauner so stehen lassen: "Man kann das so sagen. Wenn uns vor Saison-Start jemand gesagt hätte, dass wir nur Pflichtspiel-Siege einfahren werden, hätten wir das für überragend befunden. Wir sind richtig glücklich und stolz, wie das verlaufen ist."
Das Trainer-Team und die Mannschaft würden sich "Tag und Nacht den Kopf zerbrechen, wie wir das besser machen können. Wir sind eine Mannschaft, die sich extrem mit den Details auseinandersetzt. Das macht uns so stark."
Die Sache mit dem gemachten Bett
Auch Ismael spricht gerne von Details. Weitläufig ist die Meinung, dass er sich bei den Oberösterreichern geschickt in ein von Glasner gemachtes Bett gelegt hat.
"Wir haben unter dem neuen Trainer ein paar Sachen adaptiert, setzen vielleicht ein bisschen mehr auf Ballbesitz, versuchen aber trotzdem als Mannschaft immer als Einheit zu agieren. Das ist einfach ein großes Tool von uns."
Dies mag sein. Er widerstand zumindest der Verlockung, zu vieles über den Haufen zu werfen und erfüllt damit den Auftrag des Vereins. Einem Erfolgs-Coach zu folgen, birgt jedoch dennoch auch Gefahren.
"Diese Gefahr kann es geben", bestätigt Thomas Goiginger, "aber wir haben sehr gute Typen in unserer Mannschaft, eine sehr gute Mentalität. Deswegen hatte ich eigentlich wenig Angst, wenn ich ehrlich bin."
"Wir haben unter dem neuen Trainer ein paar Sachen adaptiert, setzen vielleicht ein bisschen mehr auf Ballbesitz, versuchen aber trotzdem als Mannschaft immer als Einheit zu agieren. Das ist einfach ein großes Tool von uns. Das kann uns keiner nehmen", so der Flügelflitzer weiter.
Der Besiktas-Lerneffekt
Abgesehen von der Trainer-Neubestellung gibt es weitere Lerneffekte oder kleine Adaptionen, die den LASK in dieser Spielzeit im Vergleich zum Erfolgslauf in der Vorsaison voranzubringen scheinen.
In punkto Lerneffekt ist ein bitteres Erlebnis aus der Saison 2018/19 zu nennen - und zwar das Last-Minute-Aus gegen Besiktas Istanbul in der Europa-League-Qualifikation. Von der damaligen Erfahrung profitierte man laut Trauner nun in der heiklen Phase gegen Basel:
"Wir haben letztes Jahr erlebt, wie es ist, knapp zu scheitern. Diesmal haben wir den Schalter umgelegt und das Spiel auf unsere Seite gezogen. Ich glaube, da sind wir eine Spur reifer geworden und haben sicher dazugelernt, dass wir den Kopf einfach keine Sekunde abschalten dürfen. Man muss immer wach sein, es kann immer etwas passieren - gerade auf diesem Niveau wird jede Kleinigkeit bestraft."
Breiter aufgestellt
Ein weiterer Unterschied zur vergangenen Saison, als man große Teile mit einem festen Stamm durchgespielt hat, deutet sich längst an. Der LASK wollte angesichts der schon länger feststehenden Doppelbelastung während des Herbsts breiter aufgestellt sein und ist es auch.
"So ist das bei uns: Wenn einer ausfällt, ist der nächste da. Das ist nicht nur so dahergeredet, sondern das meinen wir auch wirklich so."
Den Bundesliga-Sieg bei der Admira am vergangenen Wochenende fuhr eine vielerorts als "B-Elf" deklarierte Startformation ein. Dazu kommt das altbewährte Muster, dass Abgänge oder Verletzte am liebsten mit internen Kräften kompensiert werden.
Von den Neuzugängen etablierte sich bislang Rene Renner als Ersatz für den zu Rapid abgewanderten Maximilian Ullmann im Stamm. Der Verlust von Joao Victor wurde frei nach dem Next-Man-Up-Prinzip intern aufgefangen, genau wie der verletzungsbedingte Ausfall von Christian Ramsebner.
Neue Kräfte wie Valentino Müller, Thomas Sabitzer, David Schnegg oder der vom FC Juniors OÖ nach 15 Toren in der 2. Liga zurückbeorderte Marko Raguz können sich einerseits in Ruhe in der zweiten Reihe dafür aufdrängen, bei Gelegenheit ins erste Glied zu rücken. Andererseits bekommen sie durch die zu erwartende Rotation in dieser Saison wohl mehr Spielzeit garantiert als die Reservisten des Vorjahres.
Ismael verteilt Komplimente
"Wir brauchen jeden Spieler", betont Trauner, "'Ramsi' fällt auf bittere Weise aus, also kommt Emanuel Pogatetz ins Spiel und macht das überragend. So ist das bei uns: Wenn einer ausfällt, ist der nächste da. Das ist nicht nur so dahergeredet, sondern das meinen wir auch wirklich so. Jeder trägt in dieser Mannschaft seinen Teil bei."
Dirigiert wird diese Herangehensweise von Ismael, der nach dem Basel-Spiel vom "Highlight meiner Trainer-Karriere" sprach.
Der 43-Jährige verteilte Komplimente an seine Spieler und seinen Trainerstab, aber auch an die Vereinsführung um Siegmund Gruber und Jürgen Werner. Sie sind es, die den Erfolgsweg aufgesetzt haben.
"Ein Kompliment an den Verein, der seinen Weg konsequent durchzieht", so Ismael, "es macht jeden Tag Spaß, und wenn man die Ergebnisse schon so früh in der Saison bekommt, ist das natürlich motivierend für die restliche Saison."