Der FC Red Bull Salzburg in der Champions-League-Qualifikation - als österreichischer Fußballfan weiß man: Das wird nie langweilig.
Langweilig wurde es auch vergangenen Dienstag im brütend heißen Enschede nicht. Gegen den FC Twente spulten die "Bullen" mindestens 60 Minuten lang eine absolute Top-Leistung ab und waren dem niederländischen Vorjahres-Dritten deutlich überlegen, mussten sich letztendlich aber doch ins Playoff zittern.
Am Ende reichte ein 3:3 (Spielbericht>>>) zum Aufstieg in die finale Runde der Quali, wo nun Dynamo Kiew wartet. Das in Enschede Gezeigte lässt hoffen, dass die Mozartstädter auch diese Hürde aus dem Weg räumen können.
"Ich bin wirklich stolz, dass wir es auch auswärts können", freut sich "Bullen"-Coach Pep Lijnders auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in seinem Heimatland über die überzeugende Performance seines Teams.
Welches eine "unglaubliche erste Hälfte gespielt hat. Die Tore waren irre", so der Niederländer, der sich nach Schlusspfiff sichtlich beeindruckt von Auftakttorschützen Maurits Kjaergaard präsentierte (siehe Foto).
(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)
Kjaergaard: "Habe einfach aufs Tor geschossen"
Kjaergaard, der zu dieser Saison den Torjäger in sich gefunden haben dürfte, analysiert sein wunderbares Lupfertor bei "ServusTV" mit dänischer Bescheidenheit: "Es war ein sehr guter Ball von Oscar, ich habe mit dem ersten Kontakt den Ball angenommen und dann einfach auf das Tor geschossen. Es war ein guter Start für uns."
Weniger gut war sein missglückter Elfmeterversuch tief in der zweiten Halbzeit, der die Begegnung beim Stand von 3:2 schon vorzeitig kalt stellen hätte können: "Es war nicht der beste Elfmeter, den ich gemacht habe. Aber wir sind weiter, das ist das Wichtigste für mich."
Aber zurück zum Positiven: "Sogar noch besser" als Kjaergaards schöner Treffer zum 1:0 war laut Meinung von Lijnders das 2:0 durch Dorgeles Nene, dem eine traumhafte Kombination über mehrere Stationen vorausging.
Es hätte eine perfekte Halbzeit ganz nach den Vorstellungen des niederländischen Coaches sein können, hätten seine "Bullen" in der Schlussphase des ersten Durchgangs nicht etwas den Faden verloren. Bestraft wurde dies freilich sofort - Twente stellte nach einem von Torhüter Janis Blaswich unnötig verschuldeten Eckball mit der ersten Chance den Anschlusstreffer her.
Und plötzlich brannte "De Golsch Veste".
Baidoo: "Nach dem Gegentor haben wir uns stressen lassen"
Schon weit vor dem Anpfiff ging es im mit 30.000 Zusehern ausverkauften Twente-Stadion ordentlich rund - einer lautstarken Interpretation von "You'll never walk alone" der Heimfans inklusive. Als die niederländischen Fans kurz vor der Pause schließlich merkten, dass sehr wohl noch was für ihre Mannschaft drinnen war, verwandelte sich das Stadion endgültig in einen Hexenkessel.
Was zum Problem für Salzburg wurde. "Nach dem Gegentor haben wir uns stressen lassen. Von der Atmosphäre, von den Fans und vom Gegner", hadert Innenverteidiger Samson Baidoo.
Kurz darauf stand die Halbzeit-Pause an, in welcher Lijnders seinem Team Folgendes mitgab: "'Behaltet den Plan, schaut nicht auf das Resultat.' Und dann haben wir sofort 3:1 geschafft", so der 41-Jährige über den schwer abseitsverdächtigen dritten Mozartstädter Treffer durch Moussa Yeo (der VAR entschied mangels einer deutlicheren Perspektive im Zweifel für Salzburg).
Dass auch dieser Vorsprung nicht für einen komfortablen Aufstieg reichte, lag daran, "dass wir es uns selber schwer gemacht haben. Wir hatten das Spiel eigentlich gut im Griff, hatten aber zwei Phasen im Spiel", meint Kapitän Blaswich.
Wie bereits beim 1:2 musste der Deutsche auch beim 2:3 nach einem dürftig verteidigten Eckball hinter sich greifen. "Wir haben gewusst, dass sie wirklich gefährlich nach Eckbällen sind, dass sie Zielspieler haben. Heute haben wir es leider nicht so gut verteidigt", weiß Baidoo.
Das waren Salzburgs bisherige CL-Quali-Anläufe
Guter Schritt, aber nicht mehr
Als auch noch der bereits erwähnte Elfmeter-Fehlversuch Kjaergaards erfolgte, kippte das Momentum endgültig auf Seiten Twentes, und die Niederländer kamen nach einem weiteren zu luftig verteidigten hohen Ball noch vor Anbruch der Nachspielzeit auf einen Treffer Unterschied im Gesamtscore ran.
"Nach dem verschossenen Elfmeter wurden die Beine schwer, es gab Spieler mit Krämpfen. Wir haben dann versucht, mit allem, was wir haben, zu verteidigen", rekapituliert Lijnders die finalen Minuten.
Anders, als man es schon so oft in der langen Geschichte der Salzburger Champions-League-Quali-Versuchen erlebte, gab es diesmal ein Happy End für die Mozartstädter. Trotz ihres jungen Alters brachten sie schlussendlich genug Reife (und die nötige Prise Glück) auf, um eine Verlängerung abzuwenden.
"Wir sind gut mit dem Druck umgegangen", findet Amar Dedic. Man sei glücklich, weiter zu sein, "aber wir haben noch eine Runde. Noch sind wir noch nicht an unserem Ziel".
Dass dieses Ziel, nämlich die sechste Champions-League-Teilnahme in Folge, auch realisiert werden kann, wurde am Dienstag um einiges wahrscheinlicher - nicht nur aufgrund des Ausgangs der Begegnung mit Twente, sondern vor allem aufgrund der Art und Weise, wie der Playoff-Einzug errungen wurde.