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Lijnders: "Unser Talent entspricht Champions-League-Niveau"

Die "Bullen" haben es wieder getan! Beim sechsten "Königsklassen"-Antreten wollen sie die ganz Großen ärgern und viele "Memories" sammeln.

Lijnders: Foto: © GEPA

Die UEFA Champions League wird den FC Salzburg nicht los!

Auch im sechsten Jahr hintereinander sind die "Bullen" im höchstmöglichen europäischen Klubwettbewerb vertreten. Nach jahrelangem Scheitern an der Champions-League-Quali legten die Mozartstädter nun bereits die dritte erfolgreiche Qualifikations-Kampagne in Serie hin; als erstes österreichisches Team überhaupt gelang es ihnen, den schwierigen Ligaweg der Quali zu meistern.

Geglückt ist dieses Kunststück dank eines etwas glücklichen 1:1-Remis gegen Dynamo Kiew zuhause (Spielbericht>>>), nachdem das Playoff-Hinspiel noch mit 2:0 gewonnen werden konnte.

Lijnders "ein wenig enttäuscht" über Auftritt

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Es war dies mit Sicherheit die unspektakulärste Salzburger Leistung der bisherigen Saison. Mit Anpfiff begann ein Kiewer Dauerdruck, welcher erst durch das völlig entgegen des Spielverlaufs erzielte Traumtor von Adam Daghim zum 1:0 durchbrochen wurde. Dynamo kam dennoch noch vor der Pause zum Ausgleich und nach Seitenwechsel zu genug Möglichkeiten auf den Gesamtscore-Ausgleich. Salzburg verteidigte den Aufstieg schlussendlich aber relativ souverän nachhause.

"Es kann nicht immer nur Champagner von uns geben", zuckt Coach Pep Lijnders ob dieses Auftretens auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit den Schultern.

"Unseren Verantwortlichen ist nach so einem Abend wie diesem egal, wie wir die Champions League erreicht haben. Ich bin ein wenig enttäuschter über die Art und Weise, wie wir es gemacht haben", scheut der Niederländer durchaus nicht vor Selbstkritik während des Erfolgs zurück.

Aber diese Enttäuschung sei nun auf später verschoben: "Ich muss als Trainer solche Phasen, in denen ich nach einem Spiel genervt bin, obwohl wir uns qualifiziert haben, vorbeiziehen lassen können."

Tatsächlich sei er nämlich vor allem eines: Glücklich. "Es ist einer meiner glücklichsten Tage in meinem Trainerleben. Ich habe ihn in meinen Rucksack gelegt."

Mit diesem "Rucksack" meint Lijnders einen imaginären Rucksack an Erinnerungen.

Kabinenparty mit "Memories" und vielen Erinnerungen

Am Spieltag habe er einen Spaziergang hingelegt und dabei den 2010er-Hit "Memories" (zu deutsch Erinnerungen) von David Guetta gehört.

"Daraufhin habe ich dem Team gesagt: 'Das Leben ist dazu da, um Erinnerungen zusammen zu kreieren.' Und nach dem Spiel: 'Wow, ihr habt es wirklich verdient, Teil der Champions League zu sein, aufgrund eures Teamgeists, eures Talents und vor allem aufgrund der Art und Weise, wie ihr trainiert. Es geht um Erinnerungen.' Dann habe ich David Guettas' 'Memories' aufgelegt", so Lijnders, der am Dienstag den Stimmungsanheizer gab, ehe Kabinen-DJ Maurits Kjaergaard übernahm.

"Ich habe ihnen gesagt: 'Ihr spielt mit 100 Prozent, also feiert ihr auch mit 100 Prozent.' Und wow, die Jungs können wirklich feiern, ich habe sie so davor noch nie gesehen", staunt der Niederländer.

Die Salzburger Kabinenparty im VIDEO:

Er selbst sei verliebt in die Champions League, so Lijnders, und freue sich ungemein darauf, gegen die besten Teams des Weltfußballs anzutreten. "Gehören wir selbst zu diesen Teams? Sicher nicht, aber wir werden wachsen. Und wir beginnen gerade erst."

Der 41-Jährige ist sich sicher: "Wir wissen, dass es nicht einfach werden wird, aber solange wir zeigen, dass wir diese verrückten Jungs aus Salzburg sind, wird alles in Ordnung sein."

Wie meistert Salzburg das neue Format?

"Ich habe keine Ahnung, wie viele Punkte wir brauchen werden. Das Einzige, was ich will, ist, dass dieses Team sein Talent zeigt, und wenn wir unser Talent zeigen, mache ich mir nicht so viele Sorgen um die Ergebnisse. Unser Talent entspricht dem Champions-League-Niveau, und das ist das Wichtigste."

Pep Lijnders

Einfach wird es auch deshalb nicht, weil die UEFA zur neuen Saison bekanntlich ihre Klubbewerbe reformiert hat. In der Champions League etwa wird es eine große Ligaphase mit 36 Mannschaften geben, von welchen jede gegen acht unterschiedliche Gegner spielt.

Ersten Simulationen des "X"-Accounts "Football Meets Data" zufolge wird man wohl mindestens 14, wahrscheinlicher aber 15 Punkte für eine Top-8-Platzierung in der Ligaphase und einen damit verbundenen Direkteinzug ins Achtelfinale benötigen. Für die Zwischenrunde werden zumindest 8, wahrscheinlich aber sogar 9 Zähler oder mehr einzufahren sein.

Eine Übersicht über die Ergebnisse dieser Simulationen:

Darauf, sich schon jetzt mit solchen Rechenspielchen zu beschäftigen, hat Lijnders direkt nach dem Playoff keine Lust: "Ich werde so viel Spaß in der Champions League haben, ehrlich gesagt mache ich mir in diesem Moment überhaupt keine Sorgen darüber."

"Ich habe keine Ahnung, wie viele Punkte wir brauchen werden. Das Einzige, was ich will, ist, dass dieses Team sein Talent zeigt, und wenn wir unser Talent zeigen, mache ich mir nicht so viele Sorgen um die Ergebnisse. Unser Talent entspricht dem Champions-League-Niveau und das ist das Wichtigste", so der Niederländer.

Am Tag vor dem Rückspiel in Kiew habe er einen Link auf seinem Handy erhalten, der ihn über den neuen Champions-League-Modus aufklären hätte sollen. Er drückte diesen aber weg, "weil es das Schlimmste wäre, wenn ich es lesen würde und wir dann nicht dabei wären".

Seonbuchner: "Haben Lust auf die Nummer"

Mit dem neuen Format dürfte man sich in Salzburg tatsächlich noch relativ wenig beschäftigt haben.

Geschäftsführer Bernhard Seonbuchner spricht etwa von "sieben verschiedenen Gegnern" (tatsächlich sind es acht), Torhüter Alexander Schlager weiß noch nicht, dass man bei der Auslosung auch Gegner aus seinem eigenen Topf ziehen wird und Kjaergaard sowie Coach Lijnders glauben, dass "Gruppen mit neun Mannschaften" gebildet werden, was ebenfalls nicht korrekt ist, da es künftig eben keine Gruppen mehr sondern eine allgemeine Tabelle für alle Teams geben wird.

Insgesamt ist man in Salzburg der reformierten "Königsklasse" aber positiv gegenüber eingestellt. "Abwechslung ist garantiert, Spannung ist garantiert. Es gibt lange Zeit die Chance weiterzukommen, man ist nicht schon nach dem zweiten Spiel unter Druck wie in der Vergangenheit. Wir haben Lust auf die Nummer", hält Seonbuchner fest.

Lijnders wünscht sich "nicht Real Madrid" und einen Padel-Court

Lust hat man in der Mozartstadt auch auf Kontrahenten riesigen Kalibers. Fast alle Wunschgegner, die am Dienstag in der Red Bull Arena genannt werden, gehören zu den besten Teams der Welt.

So hofft Youngster Adam Daghim etwa auf seinen Lieblingsverein FC Barcelona, Seonbuchner fände "Liverpool ganz charmant", womit auch Lijnders d'accord geht. Zudem wünscht sich der Niederländer seine beiden anderen Ex-Klubs, den FC Porto und die PSV Eindhoven, als Gegner, Real Madrid würde er lieber vermeiden: "Ich habe keine guten Erfahrungen mit ihnen gemacht. Am Ende gewinnen sie immer."

So sieht der momentane Stand der Auslosungstöpfe aus (Jedes Team bekommt aus jedem Topf zwei Gegner):

Und noch einen weiteren Wunsch hat Lijnders nach der erfolgreichen Champions-League-Quali. Dem leidenschaftlichen Padel-Tennis-Spieler wurde von Geschäftsführer Stephan Reiter die Errichtung eines Padel-Courts am Trainingszentrum Taxham versprochen, sollte die "Königsklasse" erreicht werden.

"Versprechen ist Versprechen, er muss jetzt einen Padel-Court bauen, und ich bin wirklich glücklich darüber, weil es auch etwas Entspannung für unseren Staff und unsere Spieler bringt", so Lijnders, der sich in seiner Zeit in Liverpool ständig Padel-Matches mit Jürgen Klopp geliefert und, dies ist ihm in seinem Buch "Intensity" wichtig zu betonen, dabei immer gewonnen hat.

Ist Lijnders' junge Salzburger Truppe weiterhin so stark wie aktuell unterwegs, darf der Niederländer wohl bald mit deutlichen größeren Erfolgen als Padel-Triumphen über seinen 16 Jahre älteren Ex-Chef prahlen.

Das waren Salzburgs bisherige CL-Quali-Anläufe

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