Der hat gesessen!
Nach der bitteren wie verdienten Auftaktniederlage gegen Sparta Prag geht für den FC Salzburg auch Spieltag zwei der UEFA Champions League in die Hose. Gegen den französischen Europacup-Neuling Stade Brest setzt es für die "Bullen" eine weitere deutliche Niederlage (Spielbericht>>>). Eine, die für viel Ratlosigkeit sorgt.
Trotz Feldüberlegenheit über rund zwei Drittel des Spiels müssen die Mozartstädter gegen Frankreichs Tabellen-13. eine 0:4-Blamage, und damit die zweithöchste Heimniederlage seit Red-Bull-Einstieg nach dem 0:7 gegen den SK Rapid 2008, hinnehmen.
RBS-Coach Pep Lijnders tut sich auf der Pressekonferenz nach dem Spiel schwer, eine Erklärung für diesen üblen Spielverlauf zu finden. Wichtig ist ihm nur festzuhalten, dass das Ergebnis nichts mit dem Alter seiner im Schnitt nur 22,3 Jahre jungen Mannschaft zu tun hatte:
"Ich habe es wirklich satt, dass die Leute uns jung nennen. Es gibt keine Entschuldigung, wir haben genug Qualität, um Spiele in der Champions League zu gewinnen. Ich könnte mir keine bessere Truppe wünschen."
Völliger Einbruch nach dem 0:2
(Artikel wird unterhalb des Videos fortgesetzt)
Auch wenn es angesichts des Ausgangs des Spiels etwas vermessen klingt, ließen die Mozartstädter am Dienstag tatsächlich, zumindest phasenweise, genug Qualität erkennen, um womöglich einen Sieg einzufahren.
In Halbzeit eins dominierten sie die Begegnung mit dem Team aus der Bretagne, ließen im letzten Drittel aber die Ideen vermissen und fingen sich schließlich im Konter ein vermeidbares Tor.
Auch der Start in Hälfte zwei verlief noch vielversprechend, ehe in Minute 66, nach einer weiteren schlecht verteidigten Umschaltsituation, der Genickbruch in Form des 0:2 erfolgte.
"Ich denke 65 Minuten lang haben wir okay gespielt. Nicht top, aber auch nicht schlecht. Nach dem 0:2 geht alles, aber auch wirklich alles in die falsche Richtung. Wir verteidigen die Box nicht mehr, machen die Schussbahn frei, üben keinen Druck mehr aus. Danach ist der Glaube weg und es ist hart, die 90 Minuten zu Ende zu bringen", schüttelt Lijnders den Kopf.
Noten: Drei Fünfer für Salzburger
Bidstrup: "Sind ganz einfach zu schlecht in der Box"
Eigentlich war die Stärke Brests bei Umschaltsituationen teamintern ein großes Thema in der Spielvorbereitung, "aber wir verteidigen einfach zu schlecht bei Kontern", kann es Mads Bidstrup nicht fassen.
Der Däne wird deutlich: "Wir sind ganz einfach zu schlecht in der gegnerischen und in der eigenen Box. Wir spielen uns gute Chancen heraus, aber können das Tor nicht machen."
Bidstrup ist am Dienstag nicht der einzige Salzburger, der die Qualitätsfrage stellt. Auch Amar Dedic dürfte mit seiner Aussage bei "Sky", die Gründe für die Niederlage zu kennen, sie aber nicht öffentlich nennen zu wollen, in eine ähnliche Kerbe geschlagen haben.
"Das bereitet mir Sorgen."
Defensiv plagen die Mozartstädter seit Saisonbeginn an Probleme; seit den Abgängen von Strahinja Pavlovic und Oumar Solet wirkt die Salzburger Innenverteidigung schlicht nicht sattelfest.
Auf der anderen Seite scheint es für die "Bullen" von Spiel zu Spiel schwieriger zu werden, selbst Tore zu erzielen, da sich die Gegner immer besser auf die neue 4-3-3-Ausrichtung einstellen und dieser mit einer tiefstehenden Herangehensweise begegnen.
Salzburg einfach nicht gut genug für die Champions League?
Coach Lijnders wischte derartige Diskussionen bisher stets weg, nun dürfte aber auch er ins Grübeln gekommen sein. "Über 95 Minuten erreichen wir nicht das nötige Level, um dem anderen Team zu schaden. Wir schaffen es phasenweise, aber nicht über längere Perioden. Das ist ziemlich klar...", so der Niederländer schulterzuckend.
Dies fühle sich nicht gut an, "weil ich wirklich glaube, dass diese Truppe genug Qualität hätte, dass sowas nicht passiert. Das bereitet mir Sorgen."
Sorgen bereitet den Salzburgern auch ein Blick auf die Tabelle der Champions-League-Ligaphase. Dort sind sie mit null Zählern und einem Torverhältnis von 0:7 momentan nur auf Rang 34 zu finden, unmittelbar nach Abpfiff waren sie noch Stockletzter.
Ein Erreichen der Zwischenrunde, für das es wohl zumindest neun Punkte benötigen wird, erscheint momentan völlig illusorisch. "Es wird nicht leicht, aber nicht unmöglich", sagt Lijnders dazu.
Es wird nicht einfacher
Der 41-Jährige holte seine Mannschaft, die sich nach der herben Pleite nicht von den eigenen Fans verabschiedete, sofort nach Abpfiff für eine kurze, aber klare Ansprache in die Kabine. Die Botschaft dieser lautete: Die richtigen Schlüsse aus der Pleite ziehen, und zwar schnell.
"Wir haben uns einen komplett anderen Start in die Champions League erwartet, aber jetzt sind wir hier. Wir müssen im nächsten Spiel mehr und besser machen. Mehr in Hinsicht auf die Dauer, besser in Hinsicht auf Konter und das alles", fordert Lijnders.
Klar ist aber auch: Die Aufgaben werden für die "Bullen" nicht leichter. Nicht in der Meisterschaft, wo am Sonntag das Auswärtsspiel bei Meister Sturm Graz wartet, nicht in der Champions League, wo in drei Wochen Dinamo Zagreb in die Red Bull Arena kommt und danach fünf Spiele auf dem Programm stehen, in denen weitere herbe Niederlagen zumindest keine Überraschung wären.
Für jene Pleite am Dienstag gibt es hingegen keine Entschuldigung. Das weiß am Dienstagabend jeder in Salzburg.