Es ist angerichtet. Vizemeister Red Bull Salzburg geht am Dienstag (21.00 Uhr/live Sky und im LIVE-Ticker >>>) mit einer hervorragenden Ausgangsposition ins Entscheidungsspiel um den Einzug in die UEFA Champions League.
Die Salzburger haben die Trümpfe nach einem 2:0-Hinspielsieg gegen Dynamo Kiew in der Hand. Sie können im eigenen Stadion ihre sechste CL-Teilnahme in Folge fixieren. Erstmals in der Geschichte wären zwei österreichische Klubs für den Hauptbewerb der Königsklasse qualifiziert.
Lob für die Defensive
Sturm Graz hat sein Ticket für die neue Ligaphase seit dem Meistertitel sicher. Der entthronte Serienchampion will folgen. "Es ist ein spezieller Moment. Es ist eine große Chance, der Welt zu zeigen, wer wir sind", sagte Salzburg-Trainer Pepijn Lijnders.
Mit dem Niederländer hat nicht nur ein neues Spielsystem, sondern auch ein neues Selbstverständnis Einzug gehalten. "Wir wollen angreifen. Wir wollen versuchen, zu kontrollieren und dominant zu sein."
Salzburg ist neun Pflichtspiele in Folge ungeschlagen, unter Lijnders hat man sechs von sieben gewonnen. Einzig im Rückspiel der vergangenen CL-Qualifikationsrunde gab es ein unnötig turbulentes 3:3 gegen Twente Enschede.
Ihre jüngsten beiden Partien gewannen die Bullen zu null. Sonderlob gab es für die Viererkette. Lijnders: "Die Basis eines guten Pressings ist eine gute letzte Linie. Sie machen so große Fortschritte. Wenn sie organisiert sind und Vertrauen geben, macht das alles so viel einfacher."
Lijnders: "Sorgenfrei wird das nicht gehen gegen dieses Team"
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Linksverteidiger Aleksa Terzic fällt nach seiner im Hinspiel erlittenen Muskelverletzung im Oberschenkel allerdings länger aus. "Wahrscheinlich sind es vier Wochen", meinte Lijnders.
Anstelle des Serben dürfte erneut Ignace Van der Brempt zum Zug kommen, ob auf der linken oder seiner angestammten rechten Außenbahn ist offen. Amar Dedic könnte auch auf links wechseln – unter anderem, um Flügelspieler Andrij Yarmolenko, die gefährlichste Offensivwaffe von Dynamo, in den Griff zu bekommen.
Lijnders warnte trotz oder gerade wegen der komfortablen Ausgangsposition noch einmal eindringlich vor dem ukrainischen Vizemeister. "Sorgenfrei wird das nicht gehen gegen dieses Team, nicht für 95 Minuten", betonte der 41-Jährige. "Ich will sie nicht besser machen, als sie sind. Aber das ist eine gute, gute Mannschaft. Wir werden unsere ganze Werkzeugkiste brauchen, alle unsere Waffen – offensiv und defensiv."
Die Führung verwalten? Nicht mit Salzburg
In der Offensive sind kaum Umstellungen zu erwarten. Moussa Yeo dürfte nach seiner Glanzleistung im Hinspiel erneut auf ungewohnter Position im Sturmzentrum beginnen.
"Yeo hat viele dieser individuellen, herausragenden Wow-Momente", sagte Lijnders über den 20-Jährigen aus Mali. "Ein guter Spieler kann mehrere Positionen spielen. Wir wollen diese Spieler vorne in Positionen bringen, wo sie kreieren können, wo sie sich ausdrücken können."
Davon, die Führung zu verwalten, hält Lijnders nichts. "Wir müssen das Ergebnis vergessen. Es ist Halbzeit, wir haben absolut noch gar nichts", sagte der frühere Liverpool-Assistent von Jürgen Klopp.
In die Champions League einzuziehen, wäre auch für ihn eine riesige Ehre. "Es würde mir viel Freude bereiten, es ist der größte Klubbewerb im Weltfußball. Es ist schön, dass wir es hier in unserem Zuhause zu Ende bringen können." Ausverkauft wird das Stadion aber nicht sein. Bis Montagmittag waren laut Klubangaben knapp 20.000 Tickets abgesetzt.
Das waren Salzburgs bisherige CL-Quali-Anläufe
Baidoo: "Wollen die Mannschaft sein, gegen die keiner spielen will"
Beide Teams haben seit dem Hinspiel vergangene Woche in Lublin in Polen keine Partie mehr bestritten. Auch die Meisterschaftsbegegnung von Dynamo wurde verlegt, um dem Team eine bestmögliche Vorbereitung auf das Entscheidungsspiel zu gewähren.
Samson Baidoo, der einzige ÖFB-Feldspieler im Salzburg-Kader, sieht sein Team für die Königsklasse bereit. "Wir sind eine junge Mannschaft, wirklich hungrig. Wir wollen die Mannschaft sein, gegen die keiner spielen will", sagte der 20-Jährige.
Mit Baidoo bildete Kamil Piatkowski zuletzt die äußerst sattelfeste Innenverteidigung. "In den letzten Spielen haben Kamil und ich gezeigt, dass wir gut zusammenspielen können", meinte Baidoo.
"Er bekommt Spielzeit, das freut mich sehr für ihn. Für uns als letzte Linie ist es wichtig, dass wir zu null spielen." Gelingt das auch im Rückspiel gegen Kiew, dürfen sich die Bullen – wie seit 2019 durchgehend – erneut in der Königsklasse präsentieren. Der Verlierer des Duells muss mit der Ligaphase der Europa League vorliebnehmen.