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Janko: Koller und das unruhige Schiff FC Basel

Marc Janko schildert Kollers gewonnenen Machtkampf beim LASK-Gegner.

Janko: Koller und das unruhige Schiff FC Basel Foto: © GEPA

Als Sternstunde und Meilenstein wird in Schweizer Medien der Aufstieg des FC Basel gegen den PSV Eindhoven in die nächste Qualifikations-Runde der UEFA Champions League gefeiert.

Nun kommt es zum Duell mit dem LASK, das ohnehin schon reizvoll genug wäre. Die Wiedersehens-Freude mit Ex-Teamchef Marcel Koller rückt dieses Aufeinandertreffen jedoch fraglos noch mehr in den Fokus.

Dass Koller als Coach des Schweizer Traditionsvereins nach Österreich "zurückkehren" kann, hätte noch Anfang Juni kaum jemand für möglich gehalten - wohl auch er selbst nicht.

"Ich habe ihm damals witzigerweise auch schon eine SMS geschrieben, als es durch die Medien gegangen ist, dass er gefeuert wurde, und habe geschrieben, dass es mir Leid tut, wir jetzt aber Zeit zum Golf spielen haben. Ein paar Tage später ist er dann doch geblieben", schmunzelt Marc Janko im Gespräch mit LAOLA1.

Als Nationalteam-Goalgetter unter Koller und früherer Legionär des FC Basel (2015 bis 2017) kann der nunmehrige Sky-Experte die Situation beim FCB bestens einschätzen. Seine Eindrücke der bislang turbulenten Amtszeit von Koller:

Alles neu beim FC Basel? "Krachend gescheitert"

"Mich freut es für ihn. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich ein großer Fan von ihm als Trainer und vor allem auch als Mensch bin. Ich werde ihn auf jeden Fall in den nächsten Wochen einmal besuchen fahren und auf einen Cafe gehen", meint Janko.

Zu besprechen gibt es vermutlich einiges. Denn ehe Koller im Juni den Machtkampf beim FC Basel gewinnen konnte, hatte er wahrlich keine einfachen Wochen und Monate hinter sich - und das trotz herzeigbarer Ergebnisse in der Liga sowie den Gewinn des Schweizer Cups.

Um die Unruhe im Verein zu verstehen, müsse man laut Janko jedoch ein bisschen ausholen. 2017 wurde der Klub, der bis dahin als Schweizer Serienmeister für Furore sorgte, komplett neu aufgestellt. Spieler wie Janko mussten den Verein verlassen.

"Neues Präsidium, neuer Sportdirektor - alles neu beim FC Basel. Man wollte sich komplett neu erfinden und regionalen Spielern die Chance geben, sich in die Auslage zu spielen, quasi mehr Verwurzelung leben. Das ist im ersten Jahr noch einigermaßen gut gegangen, weil die Mannschaft relativ gleich geblieben ist im Vergleich zu den Jahren davor. Man hat in der Champions League gute Performances hingelegt. Mit dem Verkauf einiger Leistungsträger ist dieses Unternehmen dann jedoch krachend gescheitert."

Eine gewisse Arroganz

"Man hat merken und lernen müssen", so der 36-Jährige weiter, "dass so ein Verein ein irrsinnig fragiles Gebilde ist, auch wenn er wie der FC Basel die letzten zehn Jahre den Schweizer Fußball dominiert hat und über all die Jahre aufgebaut worden ist. Wenn man da nur an den kleinsten Stellschrauben dreht, kann einfach alles zusammenfallen."

"Man hat vielleicht auch aus einer gewissen Arroganz heraus gemeint: Diese paar Änderungen werden wir schon irgendwie schlucken, denn wir sind der FC Basel. Dann hat man gemerkt: Ups, YB ist doch 20 Punkte vorne."

Jankos Vermutung: "Man hat vielleicht auch aus einer gewissen Arroganz heraus gemeint: Diese paar Änderungen werden wir schon irgendwie schlucken, denn wir sind der FC Basel. Dann hat man gemerkt: Ups, YB ist doch 20 Punkte vorne. Die haben auch nicht geschlafen, die haben super Arbeit geleistet. Und in diese Unruhe ist dann Marcel Koller in den Verein hineingeworfen worden."

Mit YB sind bekanntermaßen die Young Boys Bern gemeint, die Basel 2018 unter der Führung des österreichischen Trainers Adi Hütter entthronten und 2018/19 ihren Titel souverän verteidigen konnten.

Anfang August 2018, die Meisterschaft hatte zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen, übernahm schließlich Koller das Ruder beim FC Basel. Assistiert wird er wie im Nationalteam von Thomas Janeschitz.

Das unruhige Schiff FC Basel in ruhige Gewässer geführt

"Er ist sehr spät hingekommen und hat zu einem Zeitpunkt übernommen, an dem er keine Änderungen mehr an der Personalpolitik vornehmen konnte. Dennoch hat er es geschafft, dieses extrem unruhige Schiff FC Basel wieder in ruhige Gewässer zu führen. Er hat im Frühjahr nur eine Partie verloren, den Rest auch ganz passabel gespielt und ist Cupsieger geworden", verdeutlicht Janko.

"Es war wirklich schon so, dass Marcel Koller im Bewusstsein, dass er gefeuert wird, seinen Spind geräumt hat. Dann hat in letzter Sekunde der Präsident angerufen, den Sportchef überstimmt und den Sportchef damit vor die Tür gesetzt."

Insgesamt gingen in der vergangenen Spielzeit unter Koller nur vier Liga-Partien verloren - drei davon gegen Meister Young Boys, darunter im Herbst auch eine bittere 1:7-Pleite. Dennoch war man ganz klar die zweite Kraft in der Liga. Der Vorsprung auf den drittplatzierten FC Lugano, bei dem Janko seine Karriere ausklingen ließ, betrug 25 Punkte.

"Dennoch gab es Unruhe im Verein, doch der Sportdirektor hat dann den Machtkampf gegen Marcel Koller verloren", meint Janko und lacht: "Vielleicht hat Marcel Koller weitergekämpft, um mich zu rächen und eine kleine Rechnung zu begleichen, schließlich war das der Sportdirektor, der mich nicht verlängert hat."

Gemeint ist Marco Streller. Lange Zeit schien es so, dass sich der frühere eidgenössische Nationalmannschafts-Stürmer gegen Koller durchsetzen würde, ehe es doch anders kam.

Endlich Rückendeckung

"Es war wirklich schon so, dass Marcel Koller im Bewusstsein, dass er gefeuert wird, seinen Spind geräumt hat. Dann hat in letzter Sekunde der Präsident angerufen, den Sportchef überstimmt und den Sportchef damit vor die Tür gesetzt", meint Janko, der glaubt, dass sich dadurch für den früheren ÖFB-Coach vieles zum Guten gewendet hat:

"Seit Marcel Koller diesen Machtkampf gewonnen hat, hat er zum ersten Mal Rückendenkung im Verein vernommen. Denn in den Wochen vor dem Cupfinale lautete die Frage der Reporter ständig, wie die Zukunft aussieht. Man hat aus dem Umfeld des Vereins nie eine Unterstützung für ihn wahrnehmen können. Das war eigentlich das erste Mal, dass sie gesagt haben, das ist unser Trainer, wir gehen mit ihm in die Saison und er hat unsere volle Unterstützung."

Dass Basel kein leichtes Pflaster ist, ist bekannt - vielleicht umso mehr, wenn man eine aus Zürich stammende Grasshoppers-Legende ist.

Andererseits hat Koller mit der "Sternstunde" gegen Eindhoven gezeigt, was er auch in Basel bewegen kann. Nun soll gegen den LASK der nächste Meilenstein folgen.

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