Es fehlten Millimeter zum Glück. Der Stangenpendler des damaligen Salzburg-Legionärs Marquinho im UEFA-Cup-Finale 1994 gegen Inter Mailand hat sich in Österreichs Fußball-Gedächtnis eingebrannt.
"Es wäre ein anderes Spiel gewesen, wenn der Ball reingegangen wäre", sagte Marquinho fast 30 Jahre später der APA. Erstmals seit dem mit 0:1 verlorenen Finalrückspiel gastiert am Dienstag (18:45 Uhr im LIVE-Ticker >>>) wieder ein Salzburger Team bei Inter in Mailand.
Es war die 57. Spielminute...
11. Mai 1994, die 57. Spielminute. Im mit 80.000 Zuschauern ausverkauften San Siro stockt der Atem: Marquinhos Schuss aus knapp 20 Metern geht an die linke Innenstange, springt von dort die Torlinie entlang und von der rechten Stange wieder ins Feld.
"Es war eine spezielle Möglichkeit - ein Ball, den ich nie vergessen werde", versicherte der Brasilianer. "Und ich denke, auch die Austria-Salzburg-Fans nicht."
Mit einem Tor wäre das 0:1 aus dem Hinspiel in Wien ausgeglichen gewesen, der Glaube an den ersten Europacup-Triumph eines österreichischen Klubs war da.
"Wir wären sicher viel besser in der Partie gewesen", meinte Marquinho. "Leider ist er nicht reingegangen." Sechs Minuten später gelang dem Niederländer Wim Jonk das Goldtor für Inter, der haushohe Favorit gewann letztlich beide Partien mit 1:0.
"Mein Wunsch ist, dass Austria Salzburg wieder nach oben kommt, in die erste Liga"
Marco Antonio dos Santos, wie Marquinho mit vollem Namen heißt, erinnert sich dennoch gerne an das Finale zurück. Die Unterstützung für Spieler und Verein in der Stadt Salzburg sei einzigartig gewesen.
"Unsere Mannschaft war zusammengeschweißt und gefestigt. Der Zusammenhalt war auf dem Feld sichtbar", betonte der mittlerweile 56-Jährige. "Die Spiele gegen Inter haben gezeigt, dass wir da waren, um zu gewinnen. Aber im Fußball machen Details den Unterschied."
Der Mittelfeldmann kickte im Frühjahr 1994 und 1996 je eine Halbsaison in Salzburg, Kontakt in die Mozartstadt gibt es allerdings keinen mehr. Bei Red Bull Salzburg kenne er niemanden.
"Aber mein Wunsch ist, dass Austria Salzburg wieder nach oben kommt, in die erste Liga", sagte Marquinho über den von Fans gegründeten Regionalligisten. "Das wünsche ich diesem lieb gewonnenen Klub."
"Ich hoffe, dass sich der österreichische Fußball noch weiter nach oben entwickelt"
Der offizielle Nachfolgeverein des früheren UEFA-Cup-Finalisten tritt auf ungleich größerer Bühne an: in der Champions League bei Inter, dem Finalisten der Vorsaison.
"Das wird eine sehr komplizierte Partie für Red Bull Salzburg", meinte Marquinho. "Aber ich glaube, dass sie vorbereitet sind, ein gutes Spiel zu machen. Es ist eine Neuauflage, daher wünsche ich ihnen viel Glück. Ich hoffe, dass sich der österreichische Fußball noch weiter nach oben entwickelt."
Marquinho betreibt in Lima eine Fußballschule mit Sohn Lucas
Er selbst ist darum bemüht, jenen in Peru zu entwickeln. Als Spieler hatte er sich dort in den 1990er-Jahren Legendenstatus erworben, auch nach seinem Karriereende im Jahr 2000 lebt Marquinho mit seiner Frau in Lima.
Gemeinsam mit seinem Sohn Lucas betreibt der Ex-Kicker unter dem Titel "Tiro Libre" (Freistoß) eine Fußballschule für Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren. "Es ist schön, die Entwicklung zu sehen. Wir können Kindern helfen, die vielleicht einmal Profis werden wollen. Ich versuche, ihnen alles, was ich gelernt habe, beizubringen."
Bei Freistößen galt Marquinho als Spezialist, Alianza Lima führte er 1997 zum Meistertitel. Davor war er in Peru auch als Fußballer des Jahres ausgezeichnet worden. "Meine Frau und ich haben dieses Land immer geliebt", erklärte der Brasilianer. "Es geht uns sehr gut hier.
"Mit Salzburg war der Mann aus dem Bundesstaat Sao Paulo 1994 unter Otto Baric ebenfalls Meister. "Das war ein sehr schönes Kapitel meiner Karriere." Ob sie anders verlaufen wäre, wenn der Ball am 11. Mai 1994 ins Tor gegangen wäre? "Das ist sehr relativ. Es war ein Spiel von sehr hoher Bedeutung, aber ich glaube nicht."