Er kickte bei den Bayern und trainierte - als "Co" - Red Bull Salzburg.
Deutschlands Fußball-Legende Lothar Matthäus hat vor dem Chamions-League-Kracher der beiden Teams am Mittwoch (21 Uhr im LIVE-Ticker) einen klaren Favoriten und erinnert sich an die vergebenen Möglichkeiten bei seinem "Bullen"-Engagement". "Ich hatte etwas Großes vor", sagte der Champions-League-Experte von Sky Sport Austria gegenüber der APA.
2006 hätte das Trainerjahr von Matthäus werden sollen. Doch dann sei alles ganz anders gekommen, erzählte der 60-Jährige. Eigentlich hätte er - nach mäßig erfolgreichen Engagements bei Rapid, Partizan Belgrad und Ungarns Nationalteam - im zweiten Jahr des Red-Bull-Engagements als Salzburger Chefcoach arbeiten sollen. Doch dann kam Giovanni Trapattoni, Matthäus wurde zum Assistenten degradiert.
"Warum, wieso, weshalb - diese Frage stelle ich mir 16 Jahre danach noch immer", meinte Matthäus. "Du hast einen idealen Plan mit Hansi Flick als Co-Trainer, stellst ein Team zusammen, baust Vertrauen zu den Spielern auf. Dann kommt zwei Wochen vor dem Trainingslager Trapattoni."
"Habe die Faust in der Tasche zusammengeballt"
"Wir wollten Strukturen reinbringen, wollten schnelles, offensives Spiel - und dann kam Catenaccio. Ein offensiv denkender Außenverteidiger wie Markus Steinhöfer hatte etwa keine Chance", resümierte Matthäus. "Es war Marketing, Red Bull ist immer Marketing. Ähnlich war es mit der Verpflichtung von Miyamoto (dem Japaner Tsuneyasu Miyamoto im Jänner 2007, Anm.), den wir eigentlich nicht gebraucht haben", lautet Matthäus' Erklärung für die "komplett anders geplanten" Vorgänge.
Er habe sich "international einen Namen aufbauen" wollen, Salzburg als Sprungbrett in seine Heimat gesehen. So aber gab er eine Saison lang Trapattonis "Co", der spätere Bayern-Coach Flick "flüchtete" zum DFB, für den er nun als Teamchef tätig ist. "Ich habe die Faust in der Tasche zusammengeballt", erinnerte sich Matthäus, der nach einem verunglückten Kurzjob beim brasilianischen Club Athletico Paranaense bei den "Bullen" nicht auf Vertragseinhaltung habe drängen wollen.
Große Pläne mit Hansi Flick
Diese Zeiten seien in Salzburg allerdings vorbei, seit Ralf Rangnick ab 2012 eine klare Linie in den Verein brachte. Eine Rolle, die nur allzu gern Matthäus selbst eingenommen hätte. "Ich glaube schon, dass wir so etwas machen hätten können. Flick wäre der Entwickler gewesen, ich wusste, in welche Richtung er denkt. Ich hatte etwas Großes vor", sagte Matthäus. Der Klub sei inzwischen gereift. "Jetzt ist auch (Red-Bull-Boss) Dietrich Matschitz ein großer Fußballfan geworden. Früher war er noch nicht so weit."
Die Weiterentwicklung von Österreichs Serienmeister sie nicht zuletzt an den Erfolgen der vergangenen Jahre abzulesen. Eben auch am Umstand, dass man sich in der aktuellen Saison in einer CL-Gruppe gegen VfL Wolfsburg, OSC Lille und den FC Sevilla durchgesetzt habe. "Da reden wir von Ländern, die die jüngsten drei Weltmeisterschaften gewonnen haben", betonte Matthäus. "Man sieht, dass man sich mit guter Arbeit, Mut und Qualität durchsetzen kann."
So stehen Salzburgs Chancen gegen Bayern
Gegen die Bayern sei Salzburg dennoch "klarer Außenseiter. Aber sie haben nichts zu verlieren, ich trauen ihnen zumindest spannende Spiele zu." Der Ausfall von Bayern-Tormann Manuel Neuer sei jedenfalls kein großer Nachteil für den Favoriten. Schließlich sei die übrige Qualität so hoch. "Die Spielfreude, die Kommunikation untereinander. Die Mannschaft ist zusammengewachsen, es gibt keine Egoisten", führte Matthäus an. Trainer Julian Nagelsmann habe im Vergleich zu Vorgänger Flick "noch einmal draufgelegt", das Spiel sei "schnell, attraktiv, kompakt".
Eine klare Meinung hat Matthäus auch zur Zukunft von Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund, zu seinen Salzburger Zeiten noch als Teammanager im Einsatz. Freund wird immer wieder mit einem Abgang in Verbindung gebracht, er selbst dementierte bisher recht klar. Und auch Matthäus glaubt nicht, dass der 44-jährige Pinzgauer einen "Abflug" machen wird: "Es passt für ihn in Salzburg einfach. Ich traue ihm zwar vieles zu, auch den Sprung in die deutsche Bundesliga. Aber ob er dort glücklich wird? In Salzburg ist er verwurzelt, anerkannt und hat seine Familie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Salzburg verlässt."