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Roko Simics zuckersüße Rache an Benfica-Verteidiger Silva

Vor zwei Jahren verspottete Antonio Silva den kroatischen Stürmer öffentlich. Am Mittwoch kam es zur großen Rache.

Roko Simics zuckersüße Rache an Benfica-Verteidiger Silva Foto: © GEPA

"Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird", lautet ein bekanntes Sprichwort aus der Popkultur.

Umgelegt auf Roko Simic könnte es in etwa so aussehen: "Rache ist ein Gericht, welches am besten vom Elfmeterpunkt serviert wird, während der Spieler, der besagten Elfmeter verursachte, sich mit Glatt Rot zum Duschen verabschiedet."

Doch warum hatte Simic überhaupt Grund zur Rache? Und warum lässt der englische Twitter-Account des FC Salzburg eine Fehde zwischen dem Salzburg-Stürmer und Benfica-Verteidiger Antonio Silva wieder aufkochen? Von Beginn an:

Streit liegt eineinhalb Jahre zurück

Silva sieht Rot, Simic deutet im Hintergrund an, schießen zu wollen
Foto: © GEPA

Vor circa eineinhalb Jahren sorgte Simic für Aufsehen in portugiesischen Medien, als er vor dem Finale der UEFA Youth League verkündete, er werde Torschützenkönig der U19 Champions League werden. Zu diesem Zeitpunkt lag der kroatische Stürmer mit zwei anderen Stürmern gleichauf, hätte im Endspiel gegen Benfica Lissabon also mindestens ein weiteres Tor für die Torjägerkrone gebraucht.

Benfica-Verteidiger Antonio Silva fasste Simics Torankündigung so sehr als Provokation auf, dass er sich öffentlich dazu äußerte, beim 6:0-Finalsieg seiner Mannschaft zwischenzeitlich aufreizend vor dem Salzburger Stürmer jubelte und nach dem Endspiel auf seinem Twitter-Profil (heute "X") Simics Namen und zwei Wink-Emojis dazu postete.

Am vergangenen Mittwoch kam es zum Wiedersehen der Beiden - mit dem deutlich besseren Ende für Simic.

Denn ausgerechnet Silva war es, der bei einem abgefälschten Abschluss des Kroaten an die Latte die Kugel vor dem einschussbereiten Karim Konate mit der Hand zur Seite abwehrte, für Torraub Rot sah und gleichzeitig den Elfmeter verursachte, den Simic zum 1:0 verwandelte.

Simic, der zudem den Assist zum 2:0 mit einem starken Lauf verbuchte, wurde nach dem sensationellen Sieg der Salzburger bei Benfica (Spielbericht>>>) von der UEFA als "Man of the Match" ausgezeichnet. 

Die englische Social-Media-Abteilung des FC Salzburg repostete Silvas Tweet von April 2022 und winkte mit einem Bild Simics mit dieser Auszeichnung in der Hand zurück.

Besagter Post von Salzburg:

In den Fußstapfen des Papas

Und nun zum Sportlichen: Für Simic war es nach seinem Doppelpack gegen Rapid der dritte Treffer im Salzburg-Dress binnen weniger Wochen, nachdem er seinem ersten Tor zuletzt so lange nachlief. Mit seinem Debüttor in der Champions League ist dem 20-Jährige ein Riesentraum in Erfüllung gegangen.

"Ich bin wirklich stolz auf den Sieg und natürlich auch auf mich. Vor 15 Jahren hat mein Vater in der Champions League gespielt und sie gewonnen (Papa Dario Simic gewann mit AC Milan zwei Mal die Champions League, Anm.), davon habe ich damals geträumt. Und jetzt geben sie mir das", so Simic mit der "Man of the Math"-Trophäe in der Hand bei "ServusTV".

Ob er vor dem Elfmeter nervös gewesen sei, nachdem nur wenige Minuten zuvor Karim Konate kläglich einen Strafstoß vergab und Simic selbst bei der 3:4-Testspielpleite gegen Inter Mailand im August nicht vom Elferpunkt traf?

"Jetzt hatte ich die Eier"

"Gegen Inter habe ich in dieselbe Ecke geschossen. Jetzt hatte ich Eier und habe eben wieder in diese Ecke geschossen – und getroffen."

Roko Simic

"Ich habe an mich selbst geglaubt. Gegen Inter habe ich in dieselbe Ecke geschossen. Jetzt hatte ich Eier und habe eben wieder in diese Ecke geschossen – und getroffen. Ich weiß nicht, wie ich heute schlafen soll", so der wuchtige Stürmer bei "Sky".

Übrigens wäre Simic eigentlich gar nicht als Elfmeterschütze vorgesehen gewesen, war auf der Schützenliste nur die Nummer zwei hinter Karim Konate.

Da sich der junge Ivorer bei seinem Fehlversuch aber dermaßen von der ohrenbetäubenden Geräuschkulisse im Estadio da Luz beirren ließ, griff Gerhard Struber von der Seitenlinie ein und bestimmte Simic als Schützen.

"Karim hat seine Chance bekommen. Hin und wieder macht es Sinn, dazwischenzugehen. Ich habe ein gutes Gefühl gehabt, dass Roko das gut lösen kann", erklärt der Kuchler seine Intervention.

"Keine leichte Zeit" für Simic im Sommer

Dass Simic beim ersten Gruppenspiel der Champions League einer der Salzburger Matchwinner werden würde, war noch vor wenigen Wochen überhaupt nicht abzusehen.

Der 2021 um 4 Millionen Euro aus seiner Heimat verpflichtete kroatische U21-Teamstürmer galt Anfang des Sommer-Transferfensters als heißer Verkaufs- bzw. Verleihkandidat, nachdem es im Mozartstädter Angriff einen Überfluss an Stürmern gab und Simic bei seiner letzten Leihstation beim FC Zürich nicht über die Rolle eines Jokers hinauskam.

"Ich rede viel mit Roko und es freut mich irrsinnig für ihn, weil es für ihn in der Vergangenheit keine leichte Zeit war", jubelt der stark performende Alexander Schlager mit seinem Co-Matchwinner mit.

Der 27-Jährige hält fest: "Da merkt man, was mit Bodenständigkeit und harter Arbeit passieren kann. Am Ende belohnt man sicher immer, wenn man dranbleibt. Wenn er das so weitermacht, wie er es macht, hat er eine richtig große Zukunft vor sich."

Struber: "Er strahlt wie ein neuer Schilling"

Das sieht auch sein Coach Struber so, unter dem sich die neue Chance für Simic auftat:

"Er ist ein junger Bursch, der weiß, was er kann, und durch Spielzeit in den letzten Wochen viel Selbstvertrauen gesammelt hat. Er ist bescheiden und einer, der immer alles in die Waagschale legt. Roko hat sich diesen Moment verdient und ihn heute super genutzt."

Der sehr kopfballstarke, aber weniger sprintstarke Angreifer ist ein wenig die Antithese zum klassischen Salzburg-Stürmer, der zuletzt eher das Anforderungsprofil eines Flügelspielers hatte. Simic hat seine Stärken weniger im Ersprinten von steilen Laufpässen, sondern in der Ballbehauptung und -Weiterverarbeitung sowie im körperlichen Bereich.

"Er ist sehr unangenehm für jeden Gegner, weil er Tiefe erzeugt, weil er Bälle gut sichern kann, weil er in den Infights sehr unangenehm ist. Den haben wir richtig gut hinentwickelt gerade. Er selber strahlt wie ein neuer Schilling", ist Struber froh über diese Waffe in seinem Arsenal.

Ob Simic die frühere Währung seiner Wahlheimat überhaupt kennt, sei dahingestellt. Denn immerhin ist Simic 2003 und damit über ein Jahr nach Ende des österreichischen Schillings zur Welt gekommen.

Was der junge Kroate nun sehr wohl kennt, ist das Gefühl, im Konzert der ganz Großen ein Tor zu erzielen. Die Vorgeschichte mit Silva macht diese Erfahrung wohl nochmals um einiges süßer...

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