Wer kann sich noch an den ersten Sargnagel des deutschen Nationalteams bei der Weltmeisterschaft 2018 erinnern?
Zur Erinnerung: Die DFB-Elf reiste im Juni des Vorjahres als Titelverteidiger zur WM nach Russland und scheiterte erstmals in der Historie bereits in der Gruppenphase.
Die schwarz-rot-goldene Misere begann dabei schon im ersten Gruppenspiel beim 0:1 gegen Mexiko: Ein gewisser Hirving "Chucky" Lozano wurde in Minute 35 Empfänger eines Traumkonters der "El Tri", ließ Mesut Özil mit einem Haken ins Leere laufen und verlud Manuel Neuer mit einem wuchtigen Schuss ins kurze Eck.
Nun steht dieser "Chucky" - wie Lozano in Anlehnung an die Mörderpuppe aus der "Child’s-Play"-Filmreihe gerufen wird, seit er sich während seiner Zeit im Jugendfußball immer wieder unter den Betten seiner Teamkameraden versteckte, um diese zu erschrecken - beim SSC Napoli unter Vertrag und könnte den FC Salzburg im mittwöchigen Champions-League-Kracher (21 Uhr im LIVE-Ticker) vor gehörige Probleme stellen.
Noch nicht richtig angekommen
Ob Lozano in der Mozartstadt von Beginn weg aufläuft oder zunächst noch auf der Bank Platz nimmt, ist noch offen. Der 24-Jährige kehrte aus der Länderspielpause leicht angeschlagen zurück und verpasste den Serie-A-Auftritt der Neapolitaner am Wochenende, im vorläufigen CL-Kader scheint der quirlige Angreifer aber auf.
Überhaupt war für den erfolgsverwöhnten Mexikaner der Start in Neapel kein einfacher. Im flachen 4-4-2 von Carlo Ancelotti hat Lozano als klassischer Flügelstürmer noch nicht seine richtige Position gefunden und kam vormalig in der für ihn ungewohnten Doppelspitze zum Einsatz.
So hält der zweifache Familienvater, der gemeinsam mit seiner Frau Ana bereits im Alter von 18 Jahren eine Tochter empfing, in sieben Einsätzen für Napoli erst bei einer Torbeteiligung – dem Treffer bei seinem Serie-A-Debüt beim 3:4 gegen Juventus Turin.
Ein Mann für die Debüts
Dieser Umstand kommt wenig überraschend, betrachtet man die eindrucksvolle Bilanz des 35-fachen mexikanischen Teamspielers:
Lozano traf sowohl bei seinem Profi-Debüt in der mexikanischen Liga, bei seinem ersten Auftritt in der CONCACAF Champions League, sowie bei den Debüts in der Eredivisie, dem niederländischen Pokal, bei der Weltmeisterschaft und im Europacup.
Sein Premierentreffer in der Serie A gegen die „Alte Dame“ wurde nach dem Spiel zusätzlich versüßt, wie Lozano dem mexikanischen Sportportal „TUDN“ erzählt:
„Nach ihrem letzten Tor kam Cristiano Ronaldo auf mich zu und gratulierte mir. Er hat mich in Italien willkommen geheißen. Es war wirklich nett. Er ist ein spektakulärer Spieler, nicht von dieser Welt.“
Der "Ronaldo-Weg"?
Doch Cristiano ist nicht der einzige Ronaldo, der in Lozanos Karriere eine Rolle spielt. Immer wieder werden Vergleiche mit dem längst zurückgetretenen ehemaligen brasilianischen Stürmerstar laut.
Ronaldo machte ebenfalls seine ersten Schritte in Europa beim PSV Eindhoven, verließ wie Lozano Holland nach zwei Jahren wieder, um nach einer erfolgreichen Saison beim FC Barcelona in Italien anzuheuern. Bei Inter Mailand entwickelte sich Ronaldo trotz zahlreicher Verletzungen zu einem der besten Spieler auf diesem Planeten und führte die „Selecao“ 2002 mit einer bis heute legendären Performance zum WM-Titel in Südkorea und Japan.
Den letzten Schritt hat der Brasilianer Lozano noch voraus, einen ähnlichen Heiligenstatus, wie ihn Ronaldo einst in seiner Heimat genoss, hat „Chucky“ aber bereits in Mexiko inne.
Teamchef entschuldigt sich für Länderspieleinsätze
So entschuldigte sich Mexikos Teamchef Gerardo Martin nach dem Spiel der „El Tri“ in der CONCACAF Nations League auf Bermuda (5:1), bei dem Lozano drei Torbeteiligungen beitrug, beinahe dafür, dass sein Stürmerstar in einer vermeintlich so unwichtigen Partie seine Gesundheit aufs Spiel setzen musste:
„Es ist kompliziert. Leider muss er kommen und diese Spiele spielen“, erklärte Martino auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Immerhin handelt es sich bei Lozano um den teuersten Mexikaner aller Zeiten. 38 Millionen Euro machte der Wechsel von Eindhoven, wo ihm in 79 Einsätzen 40 Treffer und 23 Assists gelangen, nach Napoli in diesem Sommer aus. Durch Bonuszahlungen können nochmal vier Millionen Euro draufkommen, die den 24-Jährigen vor Gonzalo Higuain (2013 um 39 Mio. € von Real Madrid) gar zum neapolitanischen Rekord-Einkauf machen würden.
Napolis teuerster Transfersommer
Überhaupt wurde in Neapel in diesem Sommer ordentlich eingekauft. Über 128 Millionen Euro gaben die Kampanier in der vergangenen Transferperiode aus, was schon jetzt gleichbedeutend mit der ausgabenstärksten Saison von Napoli aller Zeiten ist.
Neben dem Transfer von Lozano sorgte die Verpflichtung von Kostas Manolas für 36 Millionen Euro per Ausstiegsklausel von der Roma für Aufsehen. Stammkeeper Alex Meret (22 Mio. € von Udinese) wurde fix verpflichtet, mit Elif Elmas (16 Mio. von Fenerbahce) sicherten sich die „Azzuri“ ein europäisches Top-Talent.
Zudem schlugen die beiden „Schnäppchen“ Giovanni Di Lorenzo (8 Mio. € von Empoli) und Fernando Llorente (ablösefrei von Tottenham) voll ein und etablierten sich in der erweiterten ersten Elf.
Gelingt Salzburg der nächste Heim-Coup?
Im Vergleich zum letzten Gastspiel des SSC Napoli beim FC Salzburg im Achtelfinale der Europa League in diesem Frühjahr, aus dem die "Bullen" mit 3:1 siegreich hervorgingen, ändert sich an der neapolitanischen Startelf aber wohl nur wenig.
Einzig die Defensive wird sich rund um die beiden Weltklasse-Innenverteidiger Kostas Manolas und Kalidou deutlich anders gestalten. Di Lorenzo wird entweder rechts- oder linkshinten verteidigen, auf der jeweils anderen Seite wird entweder Kevin Malcuit oder Faouzi Ghoulam einspringen. Im Tor steht wie immer Alex Meret.
Das hochklassige Mittelfeld dürften wie schon im März Jose Callejon, Fabian Ruiz, Allan und Piotr Zielinski bilden.
Im Sturm gilt Kapitän Lorenzo Insigne als gesetzt, der aber auch für Zielinski auf den linken Flügel ausweichen könnte.
Spielt Lozano erstmals in dieser Champions-League-Saison nicht von Beginn an, werden das entweder Arkadiusz Milik, der am Wochenende mit einem Doppelpack glänzte, oder Dries Mertens tun.
Mit oder ohne "Chucky" Lozano, es gilt aus Salzburger Sicht darauf zu hoffen, dass sich auch das Ergebnis ähnlich wie im März gestaltet.
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