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Lijnders: "Der Teamspirit hat den Unterschied gemacht"

"Ich würde alles für diese Mannschaft machen", sagt Mads Bidstrup. Und spricht damit für all seine Mitspieler. Wie Salzburg Dynamo Kiew im Verbund bezwang:

Lijnders: Foto: © GEPA

Dieses Spiel habe alles dabei gehabt, meint ein sichtlich erleichterter Pep Lijnders nach dem Sieg im Champions-League-Playoff-Hinspiel seines FC Salzburg über Dynamo Kiew (Spielbericht>>>).

"Phasen, in denen wir wirklich dominant waren, Phasen, in denen wir leiden mussten", führt der Niederländer aus. Aber sowas sei gegen eine solch gute Mannschaft, wie es die Kiewer sind, zu erwarten. Er sei "glücklich mit dem Ergebnis und auch mit der Performance", erklärt er bei "Canal+".

Schlussendlich habe seiner Meinung nach der Teamspirit am Mittwoch den Unterschied gemacht: "Ein Team, das hier nicht mit der richtigen Leidenschaft herkommt, gewinnt nicht gegen Dynamo. Unser Teamspirit macht uns schwer zu bespielen."

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

"Ganz eigenartige" Stimmung in Lublin

Der wiedergefundene Salzburger Teamspirit drückte sich an diesem Abend in mehrerlei Hinsicht aus.

Zum einen darin, wie mit der Kulisse im Kiewer Exil, der Arena Lublin in Polen, umgegangen wurde. "Es war eine schwierige, ganz eigenartige Stimmung. Aber die Mannschaft ist wirklich cool geblieben und hat sich auf ihre Aufgaben konzentriert", meint Geschäftsführer Stephan Reiter bezugnehmend auf die eher trostlose Szenerie im halbleeren Stadion bei zu Spielbeginn strömendem Regen.

"Die Stimmung war ein bisschen komisch, aber wir haben uns in der Kabine selbst motiviert", bringt Mads Bidstrup ein erstes Beispiel für den momentan blendend funktionierenden Teamspirit der "Bullen".

Irre Laufwerte von Bidstrup

"Ich würde alles für diese Mannschaft machen."

Mads Bidstrup

Das dänische Laufwunder übertraf sich dabei am Mittwoch übrigens einmal mehr selbst. Knapp 14 Kilometer legte Bidstrup am wegen des Regens tiefen Rasen in Lublin zurück und damit um mehr als einen Kilometer mehr als der Spieler mit der zweithöchsten abgespulten Distanz.

"Ich würde sagen, das ist mein Job. Ich spiele mit Spielern wie Mau (Kjaergaard), Oscar (Gloukh), Nene und Yeo, die alle technisch so gut sind und viel Offensivpower haben, also muss ich ein bisschen arbeiten. In unserem System gehört es dazu, dass ich die Kilometer machen muss", weiß das Pressingmonster genau um seine Rolle in der Mannschaft Bescheid.

Er hält fest: "Ich würde alles für diese Mannschaft machen."

Auch die Stürmer verteidigen mit

Ähnlich verhält es sich wohl auch bei seinen Teamkollegen. Eine Szene, die Coach Lijnders besonders imponierte: In der Anfangsphase, als Salzburg große Probleme mit dem Umschaltspiel der Kiewer über die Flügel hatte, rettete der eigentlich als Linksaußen aufgebotene Oscar Gloukh im eigenen Sechzehner gegen den einschussbereiten Andriy Yarmolenko.

"Es gab in der ersten Halbzeit einen Moment, als Oscar einen Sprint über 40 Meter zurück machte und einen Schuss im eigenen Strafraum blockte. Das zeigt den Willen unserer vorderen Drei, eine weiße Weste zu behalten. Es wäre in dieser Situation als Angreifer ziemlich einfach, sich zurückzulehnen", so der Niederländer.

Es war dies das zweite Spiel in Folge, in dem es gelang, zu null zu spielen, nachdem man Anfangs der Saison noch mit großen Defensivproblemen zu kämpfen hatte. Diese waren zwar auch am Mittwoch zur Genüge zu beobachten, und Salzburg durfte die Heimreise nur dank viel Glück ohne Gegentor im Gepäck antreten, insgesamt hat man aber das Gefühl, die "Bullen"-Defensive würde sich von Spiel zu Spiel mehr stabilisieren.

Was auch an Kamil Piatkowski liegt.

"Lokalmatador" Piatkowski mit nächster Top-Leistung

Der Pole befindet sich momentan in absoluter Topform, nachdem er zuletzt keine einfachen Jahre in der Mozartstadt erlebte.

Die Partie in Lublin war für ihn quasi ein Heimspiel, wurde er doch nur rund 200 Kilometer Luftlinie vom Stadion entfernt geboren. Rund 20 Personen aus dem Familien- und Freundeskreis, also ungefähr so viele Menschen wie Salzburger Auswärtsfans mit nach Lublin reisten, unterstützen ihn vor Ort.

"Es war ein spezielles Spiel für mich. Es war das erste Mal, seit ich nach Österreich gewechselt bin, dass ich wieder hier spielen konnte", freut sich der 24-Jährige, der im Anschluss an die Partie auch unter polnischen Sportjournalist:innen ein heißbegehrter Interviewpartner war, über diese Unterstützung.

Vor den Augen seiner Liebsten spulte Piatkowski erneut eine Top-Leistung ab, die ihren Höhepunkt in einer Szene in der zweiten Spielhälfte fand, in welcher er den alleine auf das Salzburger Tor zustürmenden Vladyslav Vanat mit einer im Vollsprint angesetzten Grätsche vom Torabschluss abhielt - und sich danach selbst ordentlich abfeierte.

Natürlich sei ein solches Tackling riskant, "aber ich war mir relativ sicher, dass ich den Ball erwischen werde. In meinem Kopf sagte eine Stimme: 'Kamil, geh!' Und ich ging".

Die Mentalität, "alles zu verteidigen, was in und um den Strafraum passiert"

Lijnders dazu: "Wir hämmern den Spielern immer wieder ein, dass sie die Mentalität brauchen, alles zu verteidigen, was in und um den Strafraum passiert."

Dass dies schon so früh in der Saison dermaßen gut klappe, habe ebenfalls mit dem Teamspirit zu tun. In den anstehenden Englischen Wochen, in denen alle drei Tage ein Spiel wartet, wird es "Momente geben, die man überleben muss". 

Deshalb sei es so wichtig, dass die Mannschaft als Ganzes schon früh in der Saison ein solch hohes Level an Selbstvertrauen erreicht hat, das es ihr erlaubt, auch schwierige Momente unbeschadet zu überstehen.

Wie es etwa am Mittwoch gelang, trotz einer relativ verpatzten Anfangsphase die Ruhe zu behalten und schlussendlich sogar das Heft an sich zu reißen, will man von Lijnders wissen? "Durch Erfolg. Es hilft immer, wenn man zu Beginn der Saison Erfolg hat", erklärt der Niederländer.

Momentan spricht wenig dafür, dass dieser Erfolg bald abreißen wird. Der Auftritt in Lublin war zwar bei weitem nicht perfekt, zeigte aber einmal mehr, wie rund das Mozartstädter "Werkl" schon früh in der Saison läuft.

Trotz eines ausbaufähigen Starts konnte man sich - auch aufgrund des angesprochenen Teamspirits - in die Partie zurückkämpfen und anschließend die gefährlichen Flügelverlagerungen Kiews zumeist schon im Ansatz unterbinden. Zudem waren erneut viele gefällige Offensivkombinationen dabei, die gut und gerne dazu führen hätten können bzw. müssen, dass die Kugel öfter als nur zwei Mal den Weg ins Kiewer Tor findet.

Kurzum: In Salzburg passt momentan viel zusammen.

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