Endlich voll angeschrieben!
Nach zwei bemerkenswerten 1:1-Punkteteilungen gegen den AC Milan und den FC Chelsea konnte der FC Salzburg am dritten Spieltag der Champions League seiner Favoritenrolle gerecht werden und knapp, aber verdient mit 1:0 gegen Dinamo Zagreb (Spielbericht>>>) gewinnen.
Es war ein Sieg, um den die "Bullen" bis zur letzten Minute fighten mussten. Ein Sieg, der bis zum Schluss in der Schwebe stand. "Das war ein richtiger Arbeitssieg. Wir mussten richtig kämpfen dafür", pustet Luka Sucic nach Spielende gegenüber LAOLA1 tief durch.
Auch Amar Dedic findet: "Das war ein sehr intensives Spiel von beiden Mannschaften. Wir waren die bessere Mannschaft, hatten mehr Chancen, aber auch am Schluss etwas Glück, dass es Abseits war. Ich würde sagen, es war ein verdienter Sieg."
Für den Bosnier ist ohnehin "jeder Sieg in der Champions League ein Arbeitssieg. Jedes Spiel ist schwer, das war auch heute der Fall."
Salzburg verpasste es, sich in Halbzeit eins zu belohnen
Von Anfang an entwickelte sich in der prall gefüllten Red Bull Arena das von Coach Matthias Jaissle vor der Partie beschworene Spiel auf Augenhöhe.
Salzburg hatte zwar deutlich mehr Spielanteile und die besseren Chancen, die Gäste aus Zagreb verteidigten aber sehr diszipliniert und kamen ihrerseits durch einen Misic-Weitschuss einer frühen Führung ganz nahe.
"In der ersten Halbzeit waren durchaus gute Elemente dabei, wir haben es nur versäumt, uns zu belohnen. Bei den Umschaltsituationen waren wir bis auf den letzten Pass extrem gut unterwegs", blickt Jaissle zurück.
"Mr. Champions League" knipst schon wieder
Richtig gefährlich wurde sein Team aber erst nach der Pause. Zunächst köpfte Benjamin Sesko nach einer wunderbar an den Fünfer getretenen Ecke nur Dinamo-Keeper Livakovic an, dann zeigte Schiedsrichter Treimanis nach einem klaren Moharrami-Foul an Kapitän Andreas Ulmer auf den Punkt.
Noah Okafor trat an und verwandelte den Strafstoß zu seinem dritten Saisontor im dritten Champions-League-Spiel. "Ich habe viel Elfmeter trainiert, fühle mich sicher und wusste genau in welche Ecke. Ich bin momentan gut drauf und fühle mich richtig gut", gab es kein Nervenflattern beim Schweizer.
Ob Okafor wegen seiner irren "Königsklassen"-Torquote teamintern schon "Mr. Champions League" gerufen wird? "Noch nicht", lacht Innenverteidiger Strahinja Pavlovic, "aber wir können ihn gerne so nennen. Drei Tore in der Champions League sind nicht so schlecht."
Jaissle hält indes nichts vom neuen Spitznamen für seine Tormaschine: "Er bleibt der Noah. Er steht an vorderster Front, es ist der Auftrag eines Stürmers, Tore zu machen. Er ist auf einem sehr guten Weg, ist sehr konstant unterwegs und hat bisher immer getroffen. Das tut uns gut."
Jaissle: "Da habe ich ordentlich durchgepustet"
So ruhig und bescheiden der Deutsche die Leistung Okafors auf der Pressekonferenz nach dem Spiel analysiert, so ekstatisch war der Jubel mit seinem zu diesem Zeitpunkt schon ausgewechselten Matchwinner nach Schlusspfiff.
"Da habe ich ordentlich durchgepustet. Das war ein extrem emotionales Spiel, vor allem hinten raus", spricht Jaissle die äußerst spannende Schlussphase an. Dinamo kam nämlich gleich zwei Mal fast zum Ausgleich durch Josip Drmic.
Zunächst nützte der eingewechselte Schweizer beinahe einen schweren Schnitzer von Pavlovic. Einzig Philipp Köhn rettete die Mozartstädter mit einer Monsterparade; der VAR hätte das wohl nicht getan, Drmic stand vor seiner Chance wohl hauchdünn nicht im Abseits.
In der Nachspielzeit klingelte es dann tatsächlich noch im Salzburger Kasten, diesmal stand Drmic aber deutlich vorne und das lettische Schiedsrichterteam annullierte den Treffer rasch und ohne Unterstützung des Videoschiedsrichters.
Adamu: "Bin um mein Leben gelaufen"
"Es war ein sehr intensives Spiel, ein Spiel, das uns alles abverlangt hat. Speziell in der Schlussphase auch körperlich. Ganz großes Lob an die Jungs, mit welcher Reife und mit welcher Haltung sie unterwegs waren", zieht Jaissle einmal mehr den Hut vor seiner Mannschaft. Unmittelbar nach dem Spiel verschwand der Deutsche alleine in der Kabine, um sich zu sammeln.
Alle elf Akteure fighteten bis zur letzten Minute darum, die drei Punkte in Salzburg zu behalten. Selbst die Stürmer verteidigten am Schluss im eigenen Sechzehner mit. So auch der eingewechselte Junior Adamu: "Es ging um alles oder nichts. Ich bin um mein Leben gelaufen, damit wir den Sieg zuhause lassen."
Belohnt wurde die tolle kämpferische Leistung von Österreichs Meister nicht nur mit dem ersten Sieg sondern auch mit Rang eins der Tabelle in Gruppe E nach drei Spieltagen - noch vor den Giganten aus London und Mailand, die jeweils einen Zähler weniger als die Mozartstädter aufweisen.
Jaissle: "Das zeugt von einer großen Reife"
"Es ist ein ganz großer Erfolg für uns. Mit so einer jungen Truppe so aufzuspielen, ist etwas ganz Besonderes. Jetzt stehen wir auf Platz eins", ist Sucic stolz auf sich und seine Teamkameraden.
Diesen Stolz trägt auch Coach Jaissle in sich: "Für uns ist es immer noch ein Privileg, hier dabei sein zu dürfen, noch dazu als jüngste Mannschaft des Bewerbs. Heute haben wir wieder eindrucksvoll belegt, dass wir in der Lage sind, mitzuhalten. Deswegen bin ich extrem stolz auf die Truppe. Hier zu bestehen und drei Punkte einzusacken, zeugt schon von einer großen Reife."
Stolz darf der 34-Jährige auf seine zur Champions-League-Halbzeit weiterhin ungeschlagene Jungtruppe auch sein. Diesen Stolz haben sich die Mozartstädter am Mittwoch auf dem Feld hart erarbeitet; Österreich wurde durch die "Bullen", die am Mittwoch außerdem zum fünften Mal in Folge zur Mannschaft des Jahres gewählt wurden, auf dem höchsten internationalen Parkett wieder einmal glänzend vertreten.