Fußball kann so ungerecht sein. Manchmal sogar ein bisschen scheiße.
Diese Erfahrung musste der FC Salzburg am vierten Spieltag der UEFA Champions League machen. Und ein Spieler der "Bullen" besonders: Mads Bidstrup.
Der Däne war einer der stärksten Spieler der Mozartstädter beim Duell mit Inter Mailand, gleichzeitig aber auch der große Pechvogel im Team, als er kurz vor Schluss, nach einem Abschluss von Nicolo Barella, einen Handselfmeter verschuldete, der zur 0:1-Niederlage seiner Mannschaft (Spielbericht>>>) und dem damit verbundenen vorzeitigen Champions-League-Aus führte.
"Ich glaube, wir haben heute eigentlich auf dem gleichen Level wie Inter gespielt. Ein 0:0 wäre das verdiente Resultat gewesen. Fußball ist ein bisschen scheiße", seufzt Bidstrup im Anschluss an die Partie.
Zum Elfmeter sagt er: "Das ist nach den Regeln ein klarer Elfmeter." Und einer, den er auf seine Kappe nimmt: "Es tut mir wirklich weh, den Elfer verschuldet zu haben. Das nehme ich auf meine Schultern."
Struber nimmt Bidstrup in Schutz
Die größten Vorwürfe macht sich der 22-Jährige, der nach Schlusspfiff durchaus mit den Tränen zu kämpfen hatte, dabei selbst, von seiner Mannschaft muss er solche nicht befürchten.
"So eine Situation kann im Eifer des Gefechts passieren. Es wird von uns in keinster Weise einen Vorwurf geben", hält Coach Gerhard Struber auf der Pressekonferenz nach dem Spiel fest.
Viel mehr ist der Kuchler stolz, wie Bidstrup mit der Situation umgeht: "Da sieht man einfach, dass er ein Spieler ist, der für seine Themen unglaublich standfest ist und Verantwortung übernimmt." Dass der dänische Dauerläufer so offen und wenige Minuten nach dem Spiel Selbstkritik übt, "spricht einmal mehr für ihn, zeigt, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Es tut einfach gut, solche Jungs bei uns zu haben", hält Struber fest.
Struber: "Heute dürfen wir jammern"
Struber selbst leidet merklich unter der bitteren Pleite, ist nun aber vor allem als Psychologe gefordert, der eine schwer geknickte Mannschaft aufzurichten hat:
"Heute dürfen wir auf jeden Fall mal jammern, bei uns in der Kabine menschelt es heute, wir sind keine Roboter. Die Mannschaft war in der Kabine schon sehr enttäuscht, es gab viele traurige Gesichter. Aber es ist normal, dass die Jungs niedergeschlagen sind, wenn wir uns viel vornehmen, viel investieren und es gelingt dann nicht. Aber wir werden uns gemeinsam wieder aufrichten."
Nach dem Jammern folgt in der Mozartstadt sofort das Analysieren. Und zu analysieren gab es am Mittwoch genug.
Und zwar, dass die "Bullen" den Champions-League-Finalisten in Halbzeit eins dominierten, im letzten Drittel aber viele falsche Entscheidungen trafen. Auch, dass es ihnen nicht gelang, über 90 Minuten eine klare Torchance im eigenen Stadion zu kreieren. Und vor allem, dass Inter in den letzten 15 Minuten einen Gang nach oben schalten konnte, während dem Heimteam merklich die Puste ausging.
Zwei starke Spiele gegen Inter bleiben unbelohnt
"Wir haben wirklich viele gute Transitions gehabt. Aber der letzte Pass zum Tor hat gefehlt, davon hatten wir alleine vier, fünf Situationen in der ersten Halbzeit", sagt etwa Bidstrup zur Sache mit den falschen Entscheidungen im letzten Drittel.
"Ich glaube, dass wir uns ein bisserl selber um den Punkt oder sogar mehr gebracht haben."
Und Alexander Schlager bemängelt bei "ServusTV": "Ich glaube, dass wir uns ein bisserl selber um den Punkt oder sogar mehr gebracht haben. In der Phase, in der wir das Gegentor bekommen haben, haben wir schon in den 15 Minuten davor nicht mehr so konsequent unser Zentrum zugehalten und sie haben das sofort gut ausgenützt und in diese Räume reingespielt."
Es sei "einfach schade", sich erneut um die eigene Leistung gebracht zu haben: "Wir investieren so viel, betreiben so viel Aufwand und belohnen uns nicht dafür. Natürlich haben wir gegen Inter Mailand gespielt, eine der besten Mannschaften im Klubfußball, aber in beiden Spielen wäre mehr möglich gewesen. Am Ende des Tages mit null Punkten dazustehen, tut schon ein bisserl weh."
Dedic: "1:0 für Inter ist nicht verdient"
Schlussendlich dürfen die jungen Mozartstädter aber auch stolz sein, in einer Phase, in der national viele Dinge nicht so einfach wie gewohnt von der Hand gehen, vier Champions-League-Spiele auf Top-Niveau abgeliefert zu haben und diesen Spitzengegnern in Gruppe D zumeist auf Augenhöhe begegnet zu sein.
"Wir können schon stolz sein, mit einer so jungen Mannschaft, wie wir sie haben, auf dem Niveau mithalten zu können. Diese Gegner zu ärgern, ist nicht so leicht", bleibt der Kopf bei Amar Dedic oben.
Der Bosnier findet: "Heute war es einfach unglücklich, da wäre mehr drinnen gewesen. 1:0 für Inter ist nicht verdient."