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Salzburger Zweckoptimismus: "Ist erst der Anfang!"

Auch der dritte Champions-League-Auftritt der "Bullen" avancierte zu einer Horrorshow. Das gibt Lijnders und Co. dennoch Hoffnung:

Salzburger Zweckoptimismus: Foto: © GEPA

Es mutet durchaus ein wenig befremdlich an, wenn ein Kamil Piatkowski sich nach der nächsten Champions-League-Pleite seines FC Salzburg den Medien stellt und von "gutem Fußball", den sein Team gespielt habe, spricht und behauptet "stolz auf uns" zu sein, "weil wir auch in Unterzahl Chancen kreiert haben und eine Einheit am Platz waren".

Auch von Offensivproblemen der "Bullen" will der Pole nichts gesehen haben. "Wir kreieren viele Chancen, manchmal will der Ball einfach nicht rein. So ist der Fußball", zuckt Piatkowski nach der völlig verdienten Niederlage gegen Dinamo Zagreb (Spielbericht>>>) mit den Schultern.

Trotz null Punkten und nun ausschließlich Top-Gegnern vor der Brust meint der Innenverteidiger bezüglich eines möglichen Überstehens der Ligaphase: "Das ist erst der Anfang! Wir sind nicht gut gestartet, aber wir haben noch fünf Spiele. Natürlich gegen schwierige Gegner, aber wir glauben noch an uns."

Lijnders der Chef-Zweckoptimist

(Text wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Wer die ersten drei Auftritte der Mozartstädter im heurigen Champions-League-Herbst gesehen hat, mag Piatkowski vorwerfen, den Bezug zur Realität verloren zu haben.

Viel mehr steckt hinter den dezidiert positiven Aussagen des Polens allerdings der Umstand, dass dieser zum Zeitpunkt des zitierten Interviews frisch aus der Salzburger Kabine kam, in welcher Coach Pep Lijnders kurz zuvor eine (zweck-)optimistische Brandrede gehalten hatte.

Er habe seinem Team zum einen ausgerichtet, dass es freilich Verbesserung bedürfe. "Aber die Hauptbotschaft war: Kopf hoch, wir machen weiter, wir lernen weiter. Jedem, der denkt, es sei das Ende, sei gesagt: 'Das ist erst der Anfang'", gibt Lijnders Einblicke in seine Kabinenansprache nach Schlusspfiff.

Hoffnung gab dem Niederländer eine durchaus druckvolle Anfangsphase der "Bullen" sowie das kurze Aufbäumen nach dem Ausschluss von Alexander Schlager gegen Ende: "Ich habe ein Team gesehen, das wirklich gekämpft hat. Jeder hatte Krämpfe und ist trotzdem noch immer gesprintet."


Salzburg-Noten: Sechs Fünfer! Wenig Lichtblicke gegen Dinamo


Dinamo einfach zu clever

Was aber auch Lijnders nicht verschweigen kann: Wie Salzburg abseits dieser beiden Phasen auftrat, war einmal mehr nicht "Königsklassen"-würdig. 

Dinamo entkam dem Mozartstädter Pressing so gut wie immer mit Leichtigkeit; offensiv gingen die Kroaten nach dem ewig gleichen Muster vor und waren damit erfolgreich: Bälle auf die Flügel, Flanken zur Mitte und hoffen, dass irgendetwas durchrutscht. Das 0:1 durch Sandro Kulenovic kurz nach Wiederanpfiff passierte nach exakt diesem Ablauf.

Laut Lijnders habe es schlicht an Energie gefehlt, um, zum einen, Druck im Pressing auf die abgeklärte Zagreber Dreierkette auszuüben, und zum anderen, um die ständigen Seitenwechsel Dinamos läuferisch mitzumachen.

"Aber das gehört zum Prozess. In diesem Bereich muss die Mannschaft wachsen. Das geht nur, indem wir schwierige Spiele spielen", so der "Bullen"-Coach.

VIDEO: Die Highlights vom Spiel FC Salzburg gegen Dinamo Zagreb:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Die wirklich harten Gegner kommen erst

"Gegen die nächsten Gegner sind die Rollen ein wenig anders verteilt. Vielleicht können wir sie öfter kontern als sie uns kontern."

Pep Lijnders

Die nächsten schwierigen Spiele lassen nicht lange auf sich warten. Schon in zwei Wochen geht es in der Champions League auswärts gegen das formstarke Feyenoord Rotterdam weiter, daraufhin warten mit Bayer Leverkusen, Paris Saint-Germain, Real Madrid und Atletico Madrid nur mehr Gegner der allerhöchsten fußballerischen Güteklasse.

Wer gegen Mannschaften namens Sparta Prag, Stade Brest oder Dinamo Zagreb im Schnitt drei Tore pro Spiel kassiert, muss sich angesichts dieser Kontrahenten auf das ein oder andere Debakel einstellen, oder?

"Gegen die nächsten Gegner sind die Rollen ein wenig anders verteilt. Vielleicht können wir sie öfter kontern als sie uns kontern", klammert sich Lijnders an dünne Strohhalme.

Gleichzeitig ist der Niederländer Realist genug, um zu wissen, dass die restlichen "Königsklassen"-Spiele der Salzburger nur mehr ein Bonus zum täglichen Brot sein werden: "Die Champions League wird noch richtig hart werden, aber das wussten wir, bevor es losging. In der Liga und im Cup müssen wir Salzburg zeigen. Wir müssen zeigen, dass wir fighten und richtig guten Fußball spielen können."

Und es wird auch darum gehen, die eigenen Fans zurückzuerobern. Wer sich ein wenig unter den Salzburger Anhängern umhört, weiß, dass momentan großer Frust ob der aktuellen Entwicklung ihres Vereins vorherrscht.

Die Fans sind sauer

Am Mittwoch drückte sich dieser Frust so aus, dass die eigene Mannschaft bei einem Fehlpass Karim Konates kurz vor Schluss ausgepfiffen wurde. Zudem leerten sich die Ränge der Red Bull Arena schon deutlich vor Abpfiff zu großen Teilen.

Lijnders versucht das runterzuspielen. Das Wetter in Salzburg sei schlecht gewesen, "vielleicht wollten einige der Verkehr vermeiden oder bei ihren Kindern daheim sein. Jeder hat seine Gründe", so der Niederländer.

Er verweist auf das Bundesliga-Spiel vom vergangenen Wochenende, als seine Mannschaft einen 0:1-Rücktstand gegen den SCR Altach mit zwei späten Toren noch in einen Sieg umdrehte: "Gegen Altach sind wahrscheinlich auch Leute früher gegangen und wir haben noch zwei Tore geschossen. Ich würde immer bleiben, immer dran glauben. Aber jeder kann tun, was er möchte."

Und Piatkowski findet: "Die, die geblieben sind, sind unsere wirklichen Fans."

Dedic: "Was bleibt uns über?"

Fakt ist, in Salzburg liegt momentan Einiges im Argen. So viel, dass es bis zum Ende der Champions-League-Ligaphase kaum mehr repariert werden kann. Ein Weiterkommen ist momentan undenkbar, nun gilt es, Schadensbegrenzung zu betreiben.

Bis dahin hilft nur der Zweckoptimismus. Kapitän Amar Dedic seufzt: "Was bleibt uns über, außer Kopf hoch und weitermachen?".

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