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Salzburg-Gegner OSC Lille: Das sind die "Doggen"

LAOLA1 stellt Salzburgs französischen Champions-League-Gegner etwas genauer vor:

Salzburg-Gegner OSC Lille: Das sind die Foto: © GEPA

Der Mai 2021 war das Monat der "Dogues".

Nein, nicht wegen der Spaß-Kryptowährung "Dogecoin", die im Mai dieses Jahres ihren Höchststand erreichte. Sondern aufgrund des Lille OSC, auch als die "Doggen" bekannt, der sensationell Meister der Ligue-1-Saison 2020/21 wurde.

Die Nordfranzosen ließen in einem heißen Meisterschaftsfinish Liga-Krösus Paris Saint-Germain hinter sich und sicherten sich so ein Ticket für die Champions League, wo sie am Mittwoch auf Österreichs Vertreter, den FC Salzburg, treffen (21 Uhr im LIVE-Ticker).

LAOLA1 erklärt, wie die "Doggen" zu ihrem Namen kamen, warum es in dieser Saison in Lille noch nicht so richtig rund lief, und stellt die Schlüsselspieler des französischen Meisters etwas genauer vor:

So kamen die "Doggen" zu ihrem Namen

Die Geschichte des OSC Lille beginnt im Jahr 1902 unter dem Namen Olympique Lillois. 1933 gelang dem Team nahe der belgischen Grenze der erste offizielle Meistertitel der Klubgeschichte, und um diese Zeit herum entstand auch der Spitzname "Les Dogues".

Nach einem hart erkämpften Sieg bei Paris Saint-Germain verglich ein Pariser Sportjournalist die Kicker aus Lille mit Doggen, weil sie angeblich niemals aufgaben. Der tierische Name blieb hängen: Seit den 80er Jahren ziert eine Dogge das Wappen des LOSC, 2007 wurde eine Doggen-Statue am Trainingsgelände des Klubs errichtet.

Seit einer Fusion von Olympiques Lillois mit dem Sporting Club Fivois in den Wochen der Befreiung Frankreichs 1944 heißt der Verein OSC Lille. Unter diesem Namen zählten die "Doggen" in der Nachkriegszeit zu den erfolgreichsten Klubs Frankreichs. 1946 folgte der zweite, 1955 der dritte Meistertitel – und dann passierte lange nichts.

Lille musste eine 56 Jahre andauernde Durststrecke mit vielen Jahren im sportlichen Niemandsland durchmachen, ehe 2011 – angeführt von einem blutjungen Eden Hazard – der französische Doublegewinn gelang. Heuer, also zehn Jahre später, folgte der nächste große Coup: Die Entthronung des schier übermächtigen Paris Saint-Germain.

Der Ausverkauf nach dem Titel

In der Saison 2020/21 stießen die "Doggen" sensationell PSG vom Thron
Foto: © GEPA

Als großer – Achtung Wortspiel – Underdog in die Saison gestartet, fuhren die "Doggen" einen Meisterschaftssieg nach dem anderen ein, bestachen mit einem blitzsauberen Umschaltspiel und fingen sich so wenig Gegentreffer wie kein französisches Team seit fünf Jahren ein.

Für Paris Saint-Germain blieb trotz Millionen-Investitionen nur Rang zwei über. Besonders peinlich für PSG: Mit Mike Maignan, Boubakary Soumare, Timothy Weah und Jonathan Ikone bildeten gleich vier aus dem Pariser Nachwuchs verschmähte Kicker das Herz des LOSC.

Womit wir beim großen Exodus der "Doggen" in diesem Sommer angekommen sind: Maignan (AC Milan) und Soumare (Leicester City) machten den nächsten Schritt in ihrer Karriere und verließen den Klub, auch der in die USA abgewanderte Luiz Araujo (Atlanta United) spielte in der Vorsaison noch eine wichtige Rolle am Flügel.

Außerdem verkündete Meistertrainer Christophe Galtier nur zwei Tage nach dem Meistertitel: "Ich bin einfach davon überzeugt, dass ich meine Zeit hier hinter mir habe." Mittlerweile coacht Galtier mit OGC Nizza den Neunten der Vorsaison.

Drohende Insolvenz! Bricht das Erfolgssystem zusammen?

Bereits im Dezember 2020 verabschiedete sich mit Sportdirektor Luis Campos das Mastermind hinter dem sensationellen Meistertitel. Der Portugiese holte immer wieder billige Talente nach Lille und verkaufte sie teuer weiter. Nicolas Pepe (2019 um 80 Millionen Euro zum FC Arsenal) oder Victor Osimhen (2020 um 70 Millionen Euro zum SSC Napoli) gehen etwa auf Campos' Kappe. In seiner Amtszeit in Nordfrankreich zwischen 2017 und Ende 2020 erwirtschaftete der 57-Jährige mit diesem Vorgehen am Transfermarkt ein Plus von gut 130 Millionen Euro.

Dennoch schrammte Lille nur haarscharf an einer Insolvenz vorbei. Klubbesitzer Gerard Lopez blieb nichts anderes übrig, als den Verein Ende des Vorjahres an den luxemburgischen Investmentfonds Merlyn Partners zu verkaufen. Campos verließ daraufhin den Verein, zuletzt wurde der Portugiese immer wieder mit der seit Jahren vakanten Sportdirektor-Position bei Real Madrid in Verbindung gebracht.

Unter anderem startete Eden Hazard seine Karriere in Lille
Foto: © GEPA

Der neu eingesetzte Präsident der Lillois, Olivier Letang, kündigte prompt an, von Campos' erfolgreicher und vor allem profitabler Philosophie abzuweichen. Letang will die eigene Nachwuchsabteilung wieder vermehrt in den Fokus rücken, nachdem diese in den letzten Jahren vernachlässigt wurde. Mit Ergänzungsspieler Cheikh Niasse findet sich momentan nur ein Kicker im Profikader der "Doggen" aus der eigenen Akademie, die einst Spieler wie Franck Ribery, Eden Hazard, Lucas Digne oder Benjamin Pavard hervorbrachte.

Es brodelt: Keine Prämie, viele Abgänge, kaum Zugänge

Da eine Schuldenlast von 150 Millionen Euro zu tilgen ist, wurden die gut 50 Millionen Euro, die in diesem Sommer am Transfermarkt eingenommen werden konnten, nicht in die Mannschaft investiert.

"Königstransfer" ist mit einer Ablösesumme von 7 Millionen Euro Amadou Onana vom Hamburger SV. Eine Verpflichtung von Salzburgs Mohamed Camara, an dem Lille laut Gerüchteküche interessiert gewesen sein soll, konnte nicht realisiert werden. Auch bei der Nachbesetzung des Trainerpostens wurde mit dem zuletzt zwei Jahre vereinslosen Jocelyn Gourvennec eine eher billige Lösung gewählt.

Innerhalb des Kaders brodelt es schon länger, wenn man den Worten des französischen Fußball-Experten Alexis Menuge lauscht, der bei "Sport und Talk im Hangar 7" bei "Servus TV" zu Gast" war. "Es wurde eine Meisterschaftsprämie versprochen, aber bis heute haben die Spieler die 250.000 Euro pro Kopf nicht überwiesen bekommen - und werden es auch nicht mehr kriegen. Der Grund ist, dass Lille durch die Pandemie in finanziellen Schwierigkeiten steckt, die Meisterprämie nicht überweisen kann und deshalb herrscht viel Unverständnis und Unruhe." Was sich scheinbar auch auf die sportlichen Leistungen auswirkt.

Kann Salzburg Lilles Defensivschwäche nutzen?

Der Sparkurs der Lillois spiegelt sich momentan in der Tabelle der Ligue 1 wider. Nachdem die "Doggen" zum Saisonstart immerhin den französischen Supercup gegen ein schwer ersatzgeschwächtes PSG gewinnen konnten, lief es in der Meisterschaft lange Zeit überhaupt nicht rund.

Erst in den vergangenen beiden Runden konnte sich Lille mit zwei jeweils knappen Siegen gegen Stade Reims und Racing Straßburg etwas Auftrieb verschaffen und sich immerhin auf Rang neun vorkämpfen.

Die große Schwäche der Nordfranzosen in dieser Saison war vor Kurzem noch ihre Stärke: Die Defensive. Der LOSC fing sich in dieser Ligue-1-Spielzeit bereits 14 Gegentreffer ein – in der gesamten Vorsaison waren es nur 23 (!). Einzig beim 1:0-Sieg im Supercup über PSG sowie beim 0:0 zum Auftakt in die Champions League gegen den VfL Wolfsburg blieb Lille in dieser Saison ohne Gegentreffer, in der Meisterschaft noch überhaupt nicht.

Abwehrchef Fonte außer Form

Zum einen leidet die Defensive der Lillois stark unter dem Abgang von Torhüter Mike Maignan, zum anderen agiert Abwehrchef Jose Fonte weit weg von seiner Topform der Vorsaison. Dies ist deshalb nicht verwunderlich, weil der portugiesische Europameister von 2016 mittlerweile 37 Jahre alt und damit nicht mehr der schnellste ist.

Da auch sein enorm talentierter Abwehrpartner Sven Botman, ein 21-jähriger Linksfuß aus dem Nachwuchs von Ajax Amsterdam, eher zur Kategorie der hüftsteifen Innenverteidiger zählt, darf sich die quirlige Salzburger Angriffsabteilung rund um Karim Adeyemi bereits die Hände reiben.

Der große Star fehlt in Salzburg

Im flachen Vierermittelfeld der "Doggen" wird Renato Sanches der große Abwesende sein. Der mittlerweile 24-jährige Überflieger der EURO 2016 hat bei Lille zurück in die Spur gefunden und war einer der Schlüsselspieler der Nordfranzosen auf dem Weg zum Meistertitel. Allerdings stieg der Portugiese nach einer Knieoperation erst am Montag wieder ins Mannschaftstraining ein und wird in Salzburg nicht dabei sein.

Rechtzeitig fit wird mit Jonathan Bamba dafür ein anderer Lille-Star. Der pfeilschnelle Flügelspieler laborierte zuletzt mehrere Wochen an einer Oberschenkelverletzung und wird in Salzburg voraussichtlich zumindest auf der Bank sitzen.

Aber auch ohne Bamba ist der LOSC mit genügend Tempo auf den Flügeln ausgestattet. Sowohl Timothy Weah als auch Jonathan Ikone werden die nicht eingespielte Salzburger Viererkette mit ihrer Geschwindigkeit vor gehörige Probleme stellen. Dazu kommt der ebenfalls recht flinke kanadische Youngster Jonathan David im Sturm, der mit 27 Millionen Euro der Rekordtransfer der "Doggen" ist.

Lilles gefährliches Türkei-Trio

Lille-Goalgetter Yilmaz im Infight mit ÖFB-Legionär Kevin Danso
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Am unangenehmsten für die "Bullen"-Abwehr dürfte allerdings Burak Yilmaz werden. Die mittlerweile 36-jährige türkische Stürmer-Legende heuerte in der Vorsaison erstmals in einer europäischen Topliga an und erlebte in Lille prompt eine der besten Saisonen seiner Karriere. Mit 16 Treffern wurde der abgekochte Angreifer zum besten Torschützen des französischen Meisters.

Yilmaz übernimmt aber nicht nur die Funktion des Goalgetters bei Lille, sondern deckt immer wieder gut Bälle ab, um sie seinen schnellen Mitspielern zu servieren. Außerdem ist der "König", wie er in seiner türkischen Heimat genannt wird, für die Standards der "Doggen" verantwortlich.

Die Verpflichtung von Yilmaz im Vorsommer wurde am internationalen Transfermarkt mit großer Verwunderung wahrgenommen. Wenn man sich den Kader der Lillois allerdings genauer ansieht, erkennt man, dass Ex-Sportdirektor Luis Campos schon länger ein Auge für den türkischen Markt hatte. So entdeckte der Portugiese 2018 etwa den völlig unbekannten Rechtsverteidiger Zeki Celik in der zweiten türkischen Liga - mittlerweile ist der 24-Jährige nicht mehr aus der Lille-Startelf wegzudenken. Ein Jahr später holte Campos Yusuf Yazici von Trabzonspor, der ebenfalls voll einschlug, zuletzt allerdings nicht über eine Jokerrolle hinauskam.

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