Salzburg-Coach Gerhard Struber wurde in den letzten Wochen nicht müde, Roger Schmidt als "Geburtshelfer" des Mozartstädter Erfolgswegs zu bezeichnen.
Was freilich als Lob gemeint ist, könnte bei Roger Schmidt ein wenig zynisch ankommen, nachdem das "Baby", welches er einst mit auf die Welt gebracht haben soll, ihm eine bittere Niederlage zugefügt hat. Tut es aber nicht.
Von LAOLA1 darauf angesprochen, ob er sich nach der 0:2-Pleite von Benfica Lissabon gegen den FC Salzburg (Spielbericht>>>) zum Auftakt der Champions League ärgere, was er damals vor über einem Jahrzehnt erschaffen habe, holt der Deutsche zur Lobeshymne auf Salzburg aus:
"Mich ärgert das überhaupt nicht, das war eine tolle und besondere Zeit, weil sich viel verändert hat zu dem Zeitpunkt. Alle, die dabei waren, haben das sehr genossen."
Geburtshelfer? "Das hört man gerne"
Laut dem 56-Jährigen gäbe es "wenige Vereine in Europa, die in der Lage sind, eine eigene Spielphilosophie zu haben und die von der Jugend bis zur ersten Mannschaft durchzubringen, obwohl sehr viele Spieler ständig wechseln und trotzdem immer wieder Spieler zu besitzen, die ähnlich Fußball spielen".
"Schlussendlich haben sie sogar zwei Vereine entwickelt, weil Leipzig heute ohne Salzburg nicht da wäre, wo sie sind", fährt Schmidt fort.
Die Bezeichnung Geburtshelfer ehre ihn zwar, würde aber nicht wirklich zutreffen: "Das hört man natürlich gerne, ist aber ein bisschen übertrieben. Es haben damals sehr viele Menschen alles in Salzburg verändert und eine andere Art und Weise, Fußball zu spielen, kreiert. Ich glaube, was Salzburg in den letzten zehn Jahren geschaffen hat, ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte."
Bei dieser Erfolgsgeschichte in den Anfängen dabei gewesen zu sein, sei "sehr schön".
"Gab so viele Dinge, die heute gegen uns gelaufen sind"
Weniger positive Worte findet Schmidt gegenüber Halil Umut Meler. So habe der türkische Schiedsrichter von Mittwoch ein strafbares Handspiel von Amar Dedic bei einem abgeblockten Schuss aus kurzer Distanz gleich zu Beginn des Spiels übersehen: "Da müssen wir einen Elfmeter bekommen, das war ein klares Handspiel."
Auch dass Samson Baidoo, der gelbverwarnt ein taktisches Foul an der Mittellinie beging, nicht vom Platz flog, stößt Schmidt auf.
"Es gab so viele Dinge, die heute gegen uns gelaufen sind. Nichtsdestotrotz haben die Spieler immer an sich geglaubt. Die Reaktion vom Team auf die Rote war fantastisch, wir haben eine sehr gute Einstellung und viel Qualität mit aber auch gegen den Ball gezeigt und waren auch in der Lage, klare Chancen rauszuspielen", hält der 56-Jährige fest.
Der Turnaround soll dem Vorjahres-Viertelfinalisten in zwei Wochen beim schwierigen Auswärtsspiel gegen Inter Mailand gelingen.