Der FC Bayern München hat eine perfekte Champions-League-Saison gespielt - und das im wahrsten Sinn des Wortes.
Der deutsche Rekordmeister konnte auch das Finale gegen Paris Saint-Germain (Spielbericht>>>) gewinnen und ist damit das erste Team überhaupt, das jedes einzelne Spiel während einer "Königsklassen"-Saison für sich entscheiden konnte.
Zudem stellten die Bayern ihren eigenen Rekord von zehn Siegen in der Champions League von 2013 bereits nach dem Halbfinale ein und erweiterten ihn nun um den elften Erfolg en suite.
Rekord für die Ewigkeit?
Alle Spiele innerhalb von nur einer Champions-League-Kampagne zu gewinnen, wird den Bayern so schnell wohl keiner nachmachen. Der Grund dafür liegt in der Corona-Pandemie, die dafür sorgte, dass die Rückspiele im Viertel- und Halbfinale gestrichen wurden und so "nur" elf Siege für eine perfekte Champions-League-Saison reichten.
Auch sonst durfte der deutsche Rekordmeister am Sonntag über einige beeindruckende Zahlen jubeln. Ausgerechnet der Goldtreffer durch Kingsley Coman war der 500. Bayern-Treffer in der Champions League. Nur der FC Barcelona (517) und Real Madrid (567) haben in der Geschichte des Bewerbs öfter angeschrieben.
Zudem feiern die Bayern das zweite Triple ihrer Klub-Historie nach 2013. Nach Meisterschaft und DFB-Pokal holen sich die Münchner auch den begehrten Henkelpott und ziehen damit mit dem FC Barcelona gleich. Die Katalanen holten das Triple in den Jahren 2009 und 2015 und waren bisher das einzige Team in Europa, das dieses Kunststück zweimal vollbrachte.
Saison wie eine Achterbahn
Dass die Bayern am Ende der turbulenten Saison 2019/20 als der strahlende Sieger dastehen würden, hätten vor einigen Monaten wohl nur die Wenigsten geglaubt. Ex-Bayern-Coach Niko Kovac galt quasi seit Saisonstart als angezählt, die Performance der Bayern ließ zumeist zu wünschen übrig. Das negative Highlight setzte es dann am zehnten Bundesliga-Spieltag, als es gegen Eintracht Frankfurt ein 1:5 Debakel gab. Einen Tag darauf war Kovac weg.
Mit Hansi Flick übernahm Kovacs Co-Trainer als Interimstrainer und sollte die Bayern halbwegs schadlos in die Winterpause führen. Der ehemalige Co-Trainer des FC Red Bull Salzburg unter Giovanni Trapattoni verpasste den Münchnern allerdings ein neues Gesicht, führte sie zurück auf die Siegerstraße und brachte der Startruppe eine Offensiv-Pressing bei, das so in München zuvor noch nie gespielt wurde. Nachdem Flicks Interimsvertrag im Dezember bis Saisonende verlängert wurde, unterzeichnete der 55-Jährige im April 2020 schließlich ein völlig neues Arbeitspapier bis 2023.
Flick: "Entwicklung sensationell"
"Als wir im November angefangen haben, gab es Schlagzeilen, dass man keine Angst mehr vor den Bayern haben muss... Die Entwicklung der Manschaft war sensationell, sie hat alles super genutzt, auch die Corona-Pause. Ich will dem ganzen Staff danken, es sind so viele Menschen an diesem Erfolg beteiligt, das gehört den allen", sagt ein emotionaler Flick nach dem Spiel bei "Sky".
21 Pflichtspiele haben die Bayern bewerbsübergreifend aktuell in Serie gewonnen, die meisten davon klar und deutlich. Das spannende Meisterrennen in der deutschen Bundesliga war schnell keines mehr, in der Champions League erzielten die Bayern mit einem 8:2 über den einst so großen FC Barcelona ein Ergebnis für die Geschichtsbücher.
Müller: "Waren in der Talsohle"
Auch Thomas Müller, der zu Beginn der Saison seinen Stammplatz verlor, kann die Entwicklung seiner Mannschaft innerhalb einer Saison kaum glauben. "Wir haben schon oft erklärt, wo wir herkommen. Von der Talsohle ganz nach oben", jubelt der 30-Jährige.
Für das Bayern-Urgestein ist es so wie für David Alaba, Manuel Neuer und Jerome Boateng der bereits zweite Triple-Gewinn seine Karriere, das Quartett stand auch 2013 im Champions-League-Finale. Auch Mario Gomez war 2013 mit dabei, vor dem Finale 2020 schrieb der erst kürzlich zurückgetretene DFB-Stürmer Müller an.
"Mario Gomez hat ein Video von uns gesehen. Er hat gesagt, wir streiten uns aktuell darum, wer den Fehler des anderen ausbügeln darf", spricht Müller das Erfolgsrezept an: Teamwork. "Die Mentalität ist brutal, die Qualität ist super und dann haben wir noch Manuel im Tor", sagt der Offensivspieler.
Auf eine genauere Analyse lässt sich Müller nicht ein: "Die Analyse ist völlig egal. Wir haben das Ding geholt."