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Sorgenwolken über München und Berlin vor Champions League

Union Berlin steckt vor dem Duell mit Napoli in der Identitätskrise, während sich die Bayern Kritik von einem Ex-Spieler und Experten gefallen lassen muss.

Sorgenwolken über München und Berlin vor Champions League Foto: © getty
Nach acht Pflichtspiel-Niederlagen in Folge ist das Klima bei Union Berlin vor dem Fußball-Champions-League-Spiel gegen Napoli gereizt.
 
"Das sind nicht wir. Das ist nicht Union-like", sagte ÖFB-Legionär Christopher Trimmel nach dem 0:3 gegen Stuttgart am Wochenende. Am Dienstag (ab 21 Uhr im LIVE-Ticker) empfangen die Berliner Italiens Meister. Der FC Bayern gewann zwar gegen Mainz 3:1, die Verletztenmisere und der Fall Noussair Mazraoui sorgen aber vor dem Duell mit Galatasaray für Misstöne.
 

Herkulesaufgabe Napoli zur Unzeit

Trainer Urs Fischer muss beim 1. FC Union die erste große Krise seiner seit 2018 andauernden Amtszeit meistern. "Im Moment sieht das nicht gut aus, aber nichtsdestotrotz gilt es, die Situation anzunehmen, wie sie ist", konstatierte der Schweizer am Samstag. Das Spielglück, das in den vergangenen Jahren fast immer in Richtung der Berliner ausschlug, ist dahin.

Und auch das goldene Händchen, das Fischer bei Personalentscheidungen oft auszeichnete, scheint der Coach verloren zu haben.

Pfiffe gegen das eigene Team und den Trainer sind in Köpenick zwar verpönt. Aber auf der Haupttribüne gab es im Spiel gegen den VfB schon einiges an Raunen und Ratlosigkeit. Gegen Napoli wird es im Olympiastadion eine Herkulesaufgabe, die Chance auf ein Überwintern im europäischen Geschäft am Leben zu erhalten, auch wenn die Italiener vermutlich ohne Torjäger Victor Osimhen werden.

Das Aufbäumen der Mannschaft, das er zuletzt gesehen habe, mache Fischer Hoffnung. "Wir müssen es hinbekommen, über neunzig Minuten eine Reaktion zu zeigen", forderte der Trainer, der vorerst fest im Sattel sitzen dürfte.

In der Champions League hat Union bisher beide Spiele verloren. Tabellenführer der Gruppe C mit einer noch weißen Weste ist Real Madrid, das am Dienstag mit David Alaba auf Sporting Braga trifft.

Bayern um Zusammenhalt bemüht

Die Bayern wollen ihrerseits in der Gruppe A nach einem 4:3 gegen Manchester United und einem 2:1 beim FC Kopenhagen den dritten Erfolg einfahren. Galatasaray, das zuletzt mit einem 3:2 in Manchester für Aufsehen gesorgt hatte, ist aktuell der erste Verfolger des deutschen Spitzenklubs (Dienstag, ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker).

Unverändert kämpft Trainer Thomas Tuchel in München allerdings mit der Personalsituation. Gegen den FSV Mainz zog sich Leon Goretzka eine Mittelhandfraktur zu, er wird wie Verteidiger Dayot Upamecano (Muskelverletzung im Oberschenkel) fix ausfallen. Zudem sind Einsätze der angeschlagenen Raphael Guerreiro und Mazraoui laut Tuchel fraglich.

Torhüter Manuel Neuer soll erst am Wochenende in der Liga sein Comeback geben, Serge Gnabry muss nach seinem Armbruch noch aufpassen. "Eine große Verletzungsepidemie können wir uns nicht mehr erlauben. Jetzt gilt es, alles zusammenzuhalten, was wir haben", stöhnte Tuchel vor der Reise nach Istanbul.

Nur 18 Bayern-Spieler stiegen in den Sonderflieger. Nach dem Wirbel um die Veröffentlichung eines pro-palästinensischen Social-Media-Beitrags machte Mazraoui am Montag aber immerhin das letzte Training vor dem Abflug mit.

Der Marokkaner hatte ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wurde. Nach einem klärenden Gespräch kam der 25-Jährige ohne Folgen davon - zu wichtig ist er aktuell für Tuchel auf der Rechtsverteidigerposition, auf der zuletzt ÖFB-Teamspieler Konrad Laimer einspringen musste.

Experte Hamann kann "ewige Jammerei nicht mehr hören"

Dass der Trainer wiederholt die fehlende Kaderbreite anspricht, stößt Dietmar Hamann sauer auf. Natürlich hätte der deutsche Fußball-Rekordmeister aus München ein oder zwei Spieler mehr im Kader haben können, aber "diese ewige Jammerei, ich kann das wirklich nicht mehr hören", sagte der "Sky"-Experte und legte nach: "Er kann sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, denn er war Teil des Transfer-Gremiums. Und er hat sich nicht entscheiden können, wen er wollte."

Auch für Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß steht fest: "Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben - nur Nationalspieler - dann haben wir keinen dünnen Kader."

Laut Hoeneß wird es "die ganz große Transferoffensive" im Winter "mit Sicherheit nicht geben". Tuchel lachte am Wochenende, als er auf die Ansage "des Oberbosses" angesprochen wurde. "Dann ist das so", sagte er.

 

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