Als fairer Verlierer zeigte sich Christian Ilzer nach der klaren 1:4-Niederlage im Hinspiel der dritten Champions-League-Qualifikationsrunde des SK Sturm Graz bei PSV Eindhoven.
"Sie waren uns in jeder Spielsituation überlegen", wollte der Steirer die Partie nicht schönreden.
"Um so etwas in den Griff zu bekommen, braucht man eine kollektive Überzeugung und die ist sehr rasch verloren gegangen, nachdem der erste Schuss drin war und der zweite Angriff den nächsten Gegentreffer brachte. Dadurch ist alles, was uns auszeichnet, verloren gegangen."
Der 18-jährige Niederländer Isaac Babadi mit seinem ersten Europacup-Treffer (4.) und Luuk de Jong mit einem Doppelpack (22., 32.) in seinem 100. Europacupspiel münzten die klare Überlegenheit der Hausherren früh auch in einen komfortablen Vorsprung um.
Für den Schlusspunkt sorgte Ibrahim Sangare (73.). Zwischenzeitlich stellte Jon-Gorenc Stankovic (40.) auf 1:3.
"Waren zu behäbig und fahrig"
"Wir hatten schon Räume, waren aber zu behäbig und zu fahrig - einfach weil diese Überzeugung gefehlt hat. Deshalb haben wir es nicht in den Griff bekommen. Wir haben über das ganze Spiel keine probaten Mittel gefunden, um am Spielverlauf etwas zu ändern", bemängelt Ilzer.
Wobei der Sturm-Coach nach der total verpatzten ersten Halbzeit durchaus eine Steigerung erkennen konnte. "In der zweiten Hälfte waren wir etwas besser und überzeugter als in Hälfte eins. Gleich zu Beginn hatten wir eine 4-gegen-2-Situation, die man zu einem Tor machen muss. Auch zum Schluss hatte Tomi Horvat eine gute Chance. Dazwischen ließ natürlich auch PSV die eine oder andere gute Chance liegen. Am Ende war es eine klare Niederlage und ein Lehrspiel für uns - das wollen wir nächste Woche natürlich besser machen."
Schließlich habe man auch im vergangenen Jahr viel aus den Europacup-Spielen mitnehmen können. "Wir sind reifer geworden, wir sind älter geworden und haben auch ein paar internationale Spiele mehr gemacht."
"Die Spieler bekommen einen enormen Stress"
Trotzdem sei es laut Ilzer einfach ein großer Unterschied zum Liga-Alltag, wenn man gegen europäische Top-Mannschaften bestehen muss: "Der Kontrast ist einfach so extrem, wenn man aus der österreichischen Liga herausgeht und dann so einen Gegner zu bespielen hat. Dann schafft man es nicht, in einem Spiel das zu adaptieren. Das geht dann einfach zu schnell. Die Spieler bekommen einen enormen Stress und verlieren diese gewohnten Muster. Der ohnehin schon sehr starke Gegner wächst dann mit jeder guten Aktion noch mehr über sich hinaus. Dann entsteht ein enormes Ungleichgewicht, dass wir nicht mehr während dem Spiel korrigieren konnten."
"Nach der Halbzeit hat es mir schon besser gefallen, aber in der ersten Halbzeit sind wir nicht einmal in einen richtigen Zweikampf gekommen. Die erste Halbzeit hat richtig weh getan. Die zweite Halbzeit war ein Schritt in die Verbesserung, aber noch lange nicht so, alsdass es gegen so eine Mannschaft gereicht hätte", hält Ilzer klipp und klar fest.
Die Niederlande bleibt ein schlechter Boden für die Blackies. Im vergangenen Jahr setzte es in der Europa League ein 0:6-Debakel bei Feyenoord Rotterdam. Bereits vor zwei Jahren verlor man bei PSV Eindhoven 0:2.
Für Ilzer ist das kein Zufall: "Die Topteams in den Niederlanden haben so überrragende Fußballer, dass du im Kollektiv so überzeugend sein musst. Wenn du das nicht bringst, geht es hier steil bergab. Das haben wir jetzt schon zum zweiten Mal erlebt. Ich habe PSV jetzt noch stärker empfunden, als es Feyenoord im Vorjahr war. Das sind zwei Topteams, gegen die wir ehrlich gesagt chancenlos waren."
Sturm-Spieler sollen aus "Lehrspiel" lernen
Doch gerade aus solchen Niederlagen könne man viel lernen: "Wir werden aus diesem Lehrspiel genügend Anhaltspunkte finden, aus denen wir etwas mitnehmen können. Wir haben uns auch letztes Jahr aus der Niederlage viel rausnehmen können. Wir brauchen nicht in Trübsal ersticken, sondern sollen dieses Spiel als große Chance sehen, Dinge zu verbessern und uns an so ein Klasseteam heranzutasten. Wie gut uns das gelingt, wird man schon in einer Woche sehen. Dazwischen haben wir aber noch ein wichtiges Meisterschaftsspiel", erinnert Ilzer an die bevorstehende Aufgabe am Samstag gegen Austria Klagenfurt.
Eine große Ansprache an die Mannschaft hat Ilzer vorläufig nicht geplant. "Wir müssen die Partie einmal sacken lassen. Ich glaube nicht, dass ich zur Mannschaft viele Worte sprechen muss. Jetzt lasse ich sie das einmal intern aufarbeiten. Ich werde mir dann überlegen, welche Zugänge die richtigen Schaltknöpfe sein werden, die Truppe wieder aufzurichten. Wir brauchen nicht die Köpfe hängen lassen. Das war eine Watsche, aber daran müssen wir wachsen. Wir sind eine coole Truppe, die einfach zusammensteht. Wir hatten viel zu feiern. Da muss man auch diesen Charakter und Teamspirit haben, dass man auch durch schwierige Phasen sehr gut durchkommt."