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5-Jahreswertung: Österreich droht Horrorsaison

LAOLA1 analysiert Österreichs ungewisse Ausgangslage in der UEFA 5-Jahreswertung:

5-Jahreswertung: Österreich droht Horrorsaison

Über Österreichs Klubfußball sind urplötzlich dunkle Wolken aufgezogen.

Nur wenige Monate, nachdem die rot-weiß-roten Eurofighter eine Rekordsaison im Europacup hinlegten und Österreich so den sensationellen achten Rang in der UEFA 5-Jahreswertung bescherten, ist der Platz an der Sonne im UEFA-Ranking in schwerer Gefahr.

Aufgrund einer durch die Bank völlig verpatzten rot-weiß-roten Qualifikationsphase im internationalen Bewerb droht Österreich eine absolute Horrorsaison, die nicht zuletzt aufgrund der letztjährigen UEFA-Reform schwere Folgen haben könnte.

LAOLA1 zeichnet vor, was Österreichs verbliebene Europacup-Teilnehmer in der Saison 2022/23 leisten müssen, um Schadensbegrenzung zu betreiben, und analysiert wie üblich das unglücklicherweise größer gewordene österreichische Konkurrenzfeld:


Rang Nation 18/19 19/20 20/21 21/22 22/23 Punkte verbl. Teams
1 England 22,642 18,571 24,357 21,000 2,571 89,141 7/7
2 Spanien 19,571 18,928 19,500 18,428 2,571 78,998 7/7
3 Deutschland 15,214 18,714 15,214 16,214 2,625 67,981 8/8
4 Italien 12,642 14,928 16,285 15,714 2,500 62,069 7/7
5 Frankreich 10,583 11,666 7,916 18,416 1,583 50,164 6/6
6 Niederlande 8,600 9,400 9,200 19,200 2,700 49,100 4/5
7 Portugal 10,900 10,300 9,600 12,916 3,333 47,049 4/6
8 Schottland 6,750 9,750 8,500 7,900 2,300 35,200 3/5
9 ÖSTERREICH 6,200 5,800 6,700 10,400 1,900 31,000 3/5
10 Belgien 7,800 7,600 6,000 6,600 2,400 30,400 4/5
11 Serbien 6,000 6,000 5,500 9,500 1,875 28,875 2/4
12 Norwegen 5,375 3,750 6,500 7,625 3,500 26,750 2/4
13 Tschechische Republik 6,500 2,500 6,600 6,700 4,250 26,550 3/4
14 Schweiz 3,900 6,400 5,125 7,750 3,250 26,425 2/4
15 Russland 7,583 4,666 4,333 5,300 4,333 26,215 0/0
16 Ukraine 5,600 7,200 6,800 4,200 1,900 25,700 3/5
17 Griechenland 5,100 4,900 5,100 8,000 1,625 24,725 1/4
18 Kroatien 5,750 4,375 5,900 6,000 2,625 24,650 1/4
19 Dänemark 4,875 5,125 4,125 7,800 2,700 24,625 3/5
20 Israel 2,625 2,375 7,00 6,750 4,250 23,000 2/4

8. Schottland (35,200)

Champions League

Glasgow Rangers in Gruppe A gegen Ajax Amsterdam (NED), SSC Napoli (ITA) und FC Liverpool (ENG)

Celtic Glasgow in Gruppe F gegen Real Madrid (ESP), Shakhtar Donetsk (UKR) und RB Leipzig (GER)

Europa Conference League

Heart of Midlothian in Gruppe A gegen Basaksehir Istanbul (TUR), AC Fiorentina (ITA) und FK RFS (LAT)

ausgeschieden:

Motherwell FC, Dundee United

Das Unterfangen, Schottland in dieser Saison gefährlich zu werden, muss nach der Qualifikationsphase endgültig begraben werden.

Die Briten bauten ihren Vorsprung auf Österreich sogar leicht aus, was einzig den Glasgow Rangers zu verdanken ist. Der Europa-League-Finalist des Vorjahres konnte nämlich den schwierigen Liga-Weg der Champions-League-Qualifikation bewältigen, indem zunächst der belgische Vizemeister, Royale Union Saint-Gilloise, und anschließend jener aus Holland, die PSV Eindhoven, bezwungen wurde.

Damit schließen sich die Rangers Celtic Glasgow, das als Meister den Fixplatz einheimste, in der "Königsklassen"-Gruppenphase an und sicherten Schottland zugleich weitere 0,8 Bonuspunkte für die 5-Jahreswertung. Sowohl Celtic als auch die Rangers wurden in der Auslosung zur Champions League aus Topf 4 gezogen und bekamen jeweils relativ harte Gruppen zugelost.

Speziell Celtic dürfte ein Überwintern dennoch zuzutrauen sein. Die in der schottischen Premiership bisher makellos gebliebenen "Bhoys" konnten sich im Sommer am Transfermarkt ordentlich verstärken und sind zumindest gegen ein aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine kadertechnisch völlig zerfleddertes Shakhtar Donetsk der klare Favorit auf Rang drei. Auch gegen ein kriselndes RB Leipzig könnte für Celtic etwas zu holen sein, gegen Champions-League-Sieger Real Madrid eher nicht.

Deutlich schwieriger dürfte das Vorhaben, ein internationales Frühjahr zu erreichen, für die Rangers werden. Der schottische Rekordmeister verlor im Sommer einige Stammspieler und ist sowohl gegen den SSC Napoli als auch gegen den FC Liverpool klarer Außenseiter. Auch Ajax Amsterdam steht am Papier über den Rangers, allerdings ist beim Eredivisie-Meister nach einem der schwersten Umbrüche der Klubgeschichte momentan noch vieles ungewiss.

Das restliche schottische Teilnehmerfeld versagte wie gewohnt auf ganzer Linie. Der Motherwell FC verabschiedete sich bereits in Runde zwei der Europa-Conference-League-Qualifikation gegen die Sligo Rovers. Dundee United überraschte hingegen in Runde drei der ECL-Quali mit einem 1:0-Sieg gegen AZ Alkmaar im Hinspiel, nur um sich eine Woche später in Holland mit 0:7 abschießen zu lassen.

Dass Schottland erstmals seit 15 Jahren von einem Klub, der nicht aus Glasgow kommt, im Europacup repräsentiert wird, liegt einzig an dem Umstand, dass Schottlands Liga-Dritter erst im Playoff zur Europa League einstieg und damit eine ECL-Teilnahme sicher hatte. Heart of Midlothian kam in den Genuss dieses Fixplatzes, nachdem das Team von ÖFB-Legionär Peter Haring gegen einen schwachen FC Zürich im EL-Playoff chancenlos blieb. Bei der Auslosung zur ECL-Gruppenphase fassten die "Hearts" mit Basaksehir Istanbul und der Fiorentina zwei schwere Gruppenköpfe aus, gegen Europacup-Neuling FK RFS aus Lettland sollten allerdings einige Zähler drinnen sein.

Prognose:

Schottland wird sich in dieser Saison nicht von Österreich überholen lassen, allerdings könnte den Briten heuer ebenfalls ein ordentlicher Dämpfer blühen.

Die Glasgower Spitzenklubs bescherten den Schotten zuletzt eine starke Saison nach der nächsten - in den letzten drei Jahren betrug der schottische Punkteschnitt unglaubliche 8,7 Punkte – nun könnte sich die Bürde des Fünferdivisors aber auch für Schottland erstmals offenbaren, nachdem die Rangers die schwache Punkteausbeute der restlichen Teilnehmer in der Vorsaison durch ihren Final-Lauf in der Europa League kaschierten.

Aufgrund der harten Auslosung aller drei Teilnehmer wäre es keine große Überraschung, wenn Schottland in dieser Saison sogar eine schwächere Saison als Österreich hinlegen und der rot-weiß-rote Abstand auf die Briten zum Start der Spielzeit 2023/24 wieder auf ein etwas erreichbareres Maß zusammenschrumpfen würde.

9. Österreich (31,000)

Champions League

FC Salzburg in Gruppe E gegen AC Milan (ITA), FC Chelsea (ENG) und Dinamo Zagreb (CRO)

Europa League

Sturm Graz in Gruppe F gegen FC Midtjylland (DEN), Feyenoord Rotterdam (NED) und Lazio Rom (ITA)

Europa Conference League

FK Austria Wien in Gruppe C gegen Hapoel Beer Sheva (ISR), Lech Posen (POL) und FC Villarreal (ESP)

ausgeschieden:

SK Rapid Wien, Wolfsberger AC

Recht viel schlechter hätte die bisherige internationale Saison für Österreich nicht laufen können. Alle vier bei einer Qualifikationsphase angetretenen Bundesliga-Vertreter scheiterten.

Fast die Hälfte der bisher erst 1,9 eingefahrenen Zähler resultiert aus den 0,8 Bonuspunkten, die der FC Salzburg aufgrund seines Fixplatzes in der Champions League beisteuern konnte. Die "Bullen" sind nun zum bereits vierten Mal in der "Königsklasse" dabei und haben diesmal wieder eine ziemlich knackige Gruppe bekommen.

So ganz weggesteckt dürften die Mozartstädter den sommerlichen Umbruch noch nicht haben, weswegen eine erneute Achtelfinal-Teilnahme mit dem FC Chelsea und der AC Milan als Gegner momentan nicht allzu realistisch scheint. Da der dritte Kontrahent Dinamo Zagreb heißt, sollte aber zumindest Rang drei in der Gruppe und damit ein Europa-League-Umstieg im Bereich des Möglichen liegen.

Noch keinen Beitrag am diesjährigen Punktekonto konnte indes der SK Sturm liefern. Die "Blackies" stiegen in Runde drei des Liga-Wegs der Champions-League-Quali ein und unterlagen Dynamo Kiew dort auf durchaus unglückliche Weise. Da die UEFA die fragwürdige Entscheidung getroffen hat, auch nach dem Ende der Auswärtstorregel, welches einen inflationären Anstieg an Verlängerungen hervorrief, Punkte für die 5-Jahreswertung erst nach 120 Minuten zu vergeben, brachte Sturms 1:0-Führung nach 90 Minuten im Rückspiel in Graz keine Zähler für das rot-weiß-rote Punktekonto ein.

In der Europa-League-Gruppenphase muss es für die "Blackies" nun aber endlich mit dem Anschreiben klappen. Die Steirer haben diesmal zwar eine leichtere Gruppe als in der Vorsaison erwischt, einfach sind die heurigen Aufgaben aber mit Sicherheit nicht. Der zuletzt schwächelnde FC Midtjylland wird wohl der Grazer Hauptkonkurrent um einen Umstieg in die Zwischenrunde der Europa Conference League werden, gegen Lazio Rom und Feyenoord Rotterdam wird es für Sturm in der momentanen Form nur wenig zu holen geben.

Auch die Wiener Austria ging bisher noch leer aus. Die Favoritner blieben gegen das türkische Top-Team Fenerbahce Istanbul im Europa-League-Playoff relativ chancenlos, dürfen nun aber in der Gruppenphase der Europa Conference League weitermachen, wo die Austria in ihrer aktuellen Verfassung wohl ohnehin besser aufgehoben ist. Die Violetten treffen bei ihrer ersten Gruppen-Teilnahme seit fünf Jahren mit Hapoel Beer Sheva und Lech Posen auf zwei Gegner auf absoluter Augenhöhe, gegen die es um Gruppenrang zwei gehen wird. Der Gruppensieg in der Austria-Gruppe C dürfte bereits für Champions-League-Semifinalist FC Villarreal reserviert sein.

Die größte Enttäuschung der bisherigen Spielzeit heißt aus österreichischer Sicht freilich SK Rapid Wien. Die Grün-Weißen bekamen in der Europa Conference League den so ziemlich einfachsten Weg aus Quali-Runde zwei in die Gruppenphase vorgezeichnet, versagten im Playoff aber auf blamable Weise am FC Vaduz. Das Scheitern am Liechtensteiner Fußballzwerg erschütterte nicht nur Hütteldorf sondern ganz Fußball-Österreich schwer. Mit dem SK Rapid in der Europa Conference League aus Topf 2 am Start wäre eine weitere gute bis sehr gute Saison in der 5-Jahreswertung drinnen gewesen, nun steht uns ein Horrorjahr bevor.

Natürlich hätte auch eine Gruppenphasen-Teilnahme des WAC ordentlich geholfen, allerdings konnte man ob der Unform und der mangelnden Setzung im Playoff der Lavanttaler zu keinem Zeitpunkt ernsthaft davon ausgehen, dass die Kärntner die Europa Conference League erreichen würden. Selbst der 1:0-Auswärtssieg bei Molde FK im Playoff-Hinspiel dürfte den Wolfsbergern keinen Mut gegeben haben; im Rückspiel "daheim" in Klagenfurt ergaben sie sich dem norwegischen Tabellenführer beinahe mit Anpfiff kampflos.

Prognose:

Österreich blüht die schwächste Saison seit zehn Jahren – und damit ein schwerer Rückschlag im Kampf um eine Top-10-Platzierung in der 5-Jahreswertung.

2,500 Punkte – so gering fiel Österreichs Ausbeute in der Saison 2012/13 aus. Diese Marke wird heuer mit Sicherheit überboten werden, allerdings wohl nicht allzu deutlich. Keiner der drei rot-weiß-roten Eurofighter ist in seiner Gruppe klarer Favorit auf einen Aufstieg, jeder Zähler muss heuer äußerst hart erkämpft werden.

In Abwesenheit des LASK, der in Summe der letzten drei Jahre Österreichs fleißigster Punktehamster war, den Europacup allerdings gar nicht erreichte, und einem ebenfalls immer stark punktenden SK Rapid heißt das einzige Ziel in dieser Saison Schadensbegrenzung.

Ein Saisonziel könnte sein, zumindest 4,4 Punkte (darauf fehlen momentan sechs Siege und ein Remis) zu erreichen – damit würde man die Saison mit mehr Punkten als Russland, das von der UEFA zwar ausgeschlossen wurde, aber 4,333 Punkte "geschenkt" bekam, beenden. Würde Österreich Boden auf eine Konkurrenznation, die gar nicht im Europacup vertreten ist, verlieren, wäre das schon eine arge Enttäuschung.

Eine schwache Punkteausbeute darf man sich seit der UEFA-Reform aus dem Vorjahr eigentlich nicht mehr leisten; zu schwer sind die Konsequenzen, eine Horrorsaison fünf Jahre mitschleppen zu müssen. Die Nationen auf den Rängen 8 bis 20 fuhren in der Vorsaison im Schnitt um fast 24 Prozent mehr Punkte ein als durchschnittlich in den vier Spielzeiten davor. Sprich: Sollte Österreich heuer den erwarteten Bauchfleck hinlegen, könnten wir uns schneller wieder außerhalb der Top-15 Europas wiederfinden, als uns lieb ist, da die Nationen auf den Rängen 8 bis 20 immer näher zusammenrücken.

Zumindest diese Saison wird Österreich allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit auf keinem schlechteren Platz als dem elften beenden – der Großteil der verfolgenden Konkurrenz ist nämlich selbst nicht ideal aufgestellt und verfügt über zu viel Rückstand. Zum Start der kommenden Saison beträgt der rot-weiß-rote Vorsprung auf Rang 16 allerdings "nur" mehr 4,75 Punkte, Tendenz schrumpfend…

10. Belgien (30,400)

Champions League

Club Brügge in Gruppe B gegen Bayer Leverkusen (GER), FC Porto (POR) und Atletico Madrid (ESP)

Europa League

Royale Union St. Gilloise in Gruppe D gegen Union Berlin (GER), Malmö FF (SWE) und SC Braga (POR)

Europa Conference League

RSC Anderlecht in Gruppe B gegen Silkeborg IF (DEN), FCSB (ROU) und West Ham United (ENG)

KAA Gent in Gruppe F gegen Molde FK (NOR), Shamrock Rovers (IRE) und Djurgardens IF (SWE)

ausgeschieden:

Royal Antwerpen

Belgien wird Österreich in dieser Saison sowas von um die Ohren fliegen.

Die Belgier gingen mit beinahe identen Vorzeichen wie Österreich sowie einem knappen Rückstand auf uns in die Saison 2022/23, nun ist die Ausgangslage im Land des Weltranglisten-Zweiten eine deutlich vielversprechendere.

Club Brügge startet wie der FC Salzburg als Meister in der Champions-League-Gruppenphase, wurde dort einmal mehr aus Topf 4 gezogen und hat ob der anstehenden Gegner gute Chancen auf das erstmalige Erreichen des Achtelfinales im zehnten Anlauf. Atletico Madrid, der FC Porto und Bayer Leverkusen sind so ziemlich das machbarste, was man in der "Königsklasse" aus dem letzten Lostopf bekommen kann – nun muss Brügge, das im Sommer um fast 50 Millionen Euro eingekauft hat, nur mehr liefern.

Auch Überraschungs-Vizemeister Royale Union Saint-Gilloise hatte bei seinem allerersten Europacup-Antreten ordentlich Losglück. Der Klub aus Brüssel stieg wie Sturm in der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation ein, scheiterte dort aber trotz eines glücklichen 2:0-Hinspielsiegs an den Glasgow Rangers. In der Europa League wurde die Royale Union aus Topf 4 gezogen, darf sich mit Union Berlin, Malmö FF und SC Braga als Gegner aber einiges ausrechnen.

Der dritte belgische Fixstarter ist die KAA Gent. Die "Büffel" verloren etwas überraschend ihr Europa-League-Playoff gegen Omonia Nikosia, konnten sich aber auf das Auffangnetz Europa Conference League verlassen. Es wäre keine große Überraschung, sollte Gent in der ECL wie in der Vorsaison den Gruppensieg einfahren. Der Molde FK, die Shamrock Rovers sowie Djurgardens IF zählen allesamt zu Gegnern der überwindbaren Sorte.

Anders als Österreich bekam Belgien zudem eine Mannschaft über die Europa-Conference-League-Quali drüber. Während Royal Antwerpen im ECL-Playoff knapp an Basaksehir Istanbul scheiterte, setzte sich der RSC Anderlecht im Elfmeterschießen gegen die Young Boys Bern durch und ist damit erstmals seit vier Jahren wieder in einer europäischen Gruppenphase dabei. Anderlecht ist das einzige belgische Team, welches so etwas wie Lospech bei der Auslosung hatte. Aus Topf 3 wurde den Brüsselern West Ham United, FCSB und Silkeborg IF zugetragen – eine etwas anspruchsvollere Aufgabe als jene der KAA Gent, aber mit Sicherheit nicht unmachbar für die junge, äußerst talentierte belgische Truppe.

Prognose:

Die Saison 2021/22, als Österreich erstmals seit über 20 Jahren eine Saison vor Belgien in der 5-Jahreswertung beendete, wird wohl für längere Zeit ein Unikum bleiben.

In Belgiens Klubfußball steckt schlicht mehr Potenzial und Finanzkraft als im österreichischen – darüber können auch zahlreiche rot-weiß-rote Siege in direkten Duellen mit belgischen Klubs in den letzten Jahren nicht hingwegtäuschen.

Belgien wird wohl noch im September an Österreich vorbeiziehen und uns dann deutlich abhängen. Die jeweiligen Gruppen der vier Vertreter versprechen viele Punkte für den belgischen Länderkoeffizienten, möglichweise könnte Belgien sogar an seiner Rekord-Punkteausbeute von 12,6 Zählern aus der Spielzeit 2016/17 kratzen.

In der vorläufigen Wertung 2023/24 liegt Belgien noch etwas über zwei Zähler hinter Österreich – das wird sich in den nächsten Monaten leider ändern, Belgien wird Österreich wohl auf längere Dauer enteilen.

11. Serbien (28,875)

Europa League

Roter Stern Belgrad in Gruppe H gegen AS Monaco (FRA), Trabzonspor (TUR) und Ferencvaros Budapest (HUN)

Europa Conference League

Partizan Belgrad in Gruppe D gegen 1.FC Slovacko (CZE), OGC Nizza (FRA) und 1.FC Köln (GER)

ausgeschieden:

FK Cukaricki, FC Radnicki Nis

Auch für Serbien sieht es momentan eher düster aus, womöglich bekommen die Serben heuer ihren bereits länger erwarteten Dämpfer verpasst.

Serbien hat bisher sogar noch weniger Punkte als Österreich eingefahren, nachdem die Qualifikationsphase alles andere als nach Wunsch lief. Roter Stern Belgrad scheiterte zum dritten Mal in Folge als Favorit in der Qualifikation zur Champions League, diesmal wurden Aleksandar Dragovic und Co. im Playoff vom israelischen Meister Maccabi Haifa ausgebremst. Also wanderte der serbische Meister erneut in die Europa League, wo ihm trotz Topf 1 mit der AS Monaco, Ferencvaros Budapest und Trabzonspor eine schwierige Gruppe zugelost wurde.

Auch Partizan Belgrad musste mit dem Aus in der dritten Runde der Europa-League-Qualifikation gegen AEK Larnaca eine Enttäuschung einstecken, überstand das Playoff der Europa Conference League gegen den maltesischen Vertreter Hamrun Spartans aber souverän. Ähnlich wie der Belgrader Stadtrivale dürfte auch Partizan ziemlich unzufrieden mit seiner ECL-Gruppe sein. Obwohl die Schwarz-Weißen aus Topf 1 gezogen wurden, bekamen sie den OGC Nizza, den 1.FC Köln sowie den 1.FC Slovacko und damit eine der schwerstmöglichen Gruppen zugelost.

Die restlichen beiden serbischen Vertreter, der FK Cukaricki sowie der FK Radnicki Nis, kamen wie erwartet nicht mal in die Nähe einer Gruppenphase. Beide Teams starteten in Runde zwei der Europa-Conference-League-Qualifikation; für Radnicki war dort bereits gegen den späteren WAC-Gegner Gzira United Schluss, Cukaricki erreichte immerhin Runde drei und scheiterte dort deutlich an Twente Enschede.

Prognose:

Serbien wird eine noch schwächere Saison als Österreich spielen und damit deutlich hinter uns bleiben.

Der serbische Einbruch ist schon länger nur mehr eine Frage der Zeit und wurde eigentlich erst für kommende Saison, wenn Serbien die Punkte erstmals durch fünf teilen muss, erwartet. Aufgrund der Gegner der beiden Belgrader Spitzenklubs in ihren jeweiligen Gruppen sieht es allerdings bereits heuer nach einer ganz schwachen serbischen Punkteausbeute aus.

Speziell Roter Stern wuchs in den letzten Jahren allerdings oftmals über sich hinaus, weshalb man Serbien noch nicht gänzlich abschreiben sollte. Etwas mehr als zwei Punkte Vorsprung sollte Österreich gegen Serbien aber über die Saison bringen können.

 

12. Norwegen (26,750)

Europa League

FK Bodö/Glimt in Gruppe A gegen PSV Eindhoven (NED), FC Zürich (SUI) und FC Arsenal (ENG)

Europa Conference League

Molde FK in Gruppe F gegen KAA Gent (BEL), Djurgardens IF (SWE) und Shamrock Rovers (IRE)

ausgeschieden:

Viking Stavanger, Lilleström SK

Wie aus dem Nichts ist plötzlich auch Norwegen am österreichischen Verfolger-Horizont aufgetaucht.

Die Skandinavier legten zuletzt zwei überdurchschnittlich starke Spielzeiten hin und sind auf dem besten Weg, eine dritte folgen zu lassen. Das liegt vor allem daran, dass die norwegische Eliteserien heuer erstmals seit vier Jahren wieder durch zwei Vereine vertreten ist.

Der eine Vertreter heißt FK Bodö/Glimt, ist amtierender norwegischer Meister und scheiterte erst in der Verlängerung des Champions-League-Playoffs an Dinamo Zagreb und damit an der erstmaligen "Königsklassen"-Teilnahme der Klubgeschichte. Das Team, dessen Heimstadion nördlich des Polar-Kreises beheimatet ist, setzt sein Europacup-Abenteuer in der Europa League fort, in der nun eine schwierige Gruppe mit dem FC Arsenal, der PSV Eindhoven und dem FC Zürich auf den Vorjahres-Viertelfinalisten der Europa Conference League wartet.

Molde FK nennt sich der zweite norwegische Repräsentant. Der aktuelle Tabellenführer der Eliteserien kämpfte sich von Runde zwei der Qualifikation der Europa Conference League in die Gruppenphase, eliminierte dabei bekanntlich den WAC und bekommt es nun mit der KAA Gent, den Shamrock Rovers und Djurgardens IF zu tun. Für das Team aus der "Stadt der Rosen" wird in dieser Gruppe nicht zuletzt aufgrund seiner Heimstärke einiges möglich sein.

Beinahe hätte es ein dritter norwegischer Verein auch noch in eine Gruppenphase geschafft. Nur eine Halbzeit fehlte Viking Stavanger gegen den FCSB auf die erste Europacup-Gruppephase seit 17 Jahren, schlussendlich behielt allerdings der rumänische Favorit im Playoff der Europa Conference League die Oberhand.

Für den Lilleström SK war indes bereits in Runde drei der ECL-Quali gegen Royal Antwerpen Endstation.

Prognose:

Die Norweger werden aufgrund ihres Viererdivisors noch ordentlich punkten - allerdings nicht genug, um Österreich in dieser Saison gefährlich zu werden.

Dafür, dass die Skandinavier die 4,25 Punkte Rückstand auf uns wett machen können, bräuchten sie ein kleines Fußballwunder – oder umgerechnet zehn Siege und ein Remis mehr als Österreichs Vertreter (Bonuspunkte nicht einberechnet). Bodö/Glimt wird in seiner Europa-League-Gruppe maximal um Rang drei spielen können; Molde hat zwar gute Chancen auf ein Überwintern, allzu weit wird der Weg des WAC-Bezwingers aber wohl nicht führen.

Obwohl Norwegen Österreich in dieser Saison nicht mehr einholen wird, werden uns die Skandinavier in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch beschäftigen. Im norwegischen Fußball ist etwas am Entstehen; kaum eine andere der "kleineren" europäischen Nationen weist momentan so einen Output an überragenden Nachwuchsspielern auf.

Langsam, aber sicher dürfte der Funken an Fußball-Euphorie, den Erling Haaland, Martin Ödegaard und Co. zuletzt im hohen Norden Europas auslösten, auch auf den norwegischen Klubfußball überspringen.

13. Tschechien (26,650)

Champions League

Viktoria Pilsen in Gruppe C gegen FC Barcelona (ESP), Inter Mailand (ITA) und FC Bayern München (GER)

Europa Conference League

1.FC Slovacko in Gruppe D gegen Partizan Belgrad (SRB), OGC Nizza (FRA) und 1.FC Köln (GER)

Slavia Prag in Gruppe G gegen Sivasspor (TUR), KF Balkani (KVX) und CFR Cluj (ROU)

ausgeschieden:

Sparta Prag

Tschechien tritt erstmals seit Ewigkeiten mit nur vier Vertretern im Europacup an und ist drauf und dran, die Vorzüge des Vierer-Divisors voll auszunutzen.

4,25 Punkte konnten unsere Nachbarn in der Qualifikation bereits einfahren; nur Liechtenstein (der FC Vaduz muss die Punkte gar nicht teilen) konnte bisher mehr Zähler erzielen. Dabei begann die internationale Saison für Tschechien alles andere als vielversprechend, bereits in Runde zwei der Europa-Conference-League-Qualifikation musste Rekordmeister Sparta Prag gegen Viking Stavanger die Segel streichen.

Umso erfolgreicher ist bisher Meister Viktoria Pilsen unterwegs. Der Underdog aus Westböhmen kämpfte sich von der zweiten Runde der Champions-League-Qualifikation weg bis in die "Königsklasse" durch und bekommt es nun mit gleich drei Weltklasse-Teams zu tun: Dem FC Bayern München, dem FC Barcelona und Inter Mailand.

In der Europa League ist Tschechien heuer zwar nicht vertreten, dafür gleich doppelt in der Europa Conference League. Der 1.FC Slovacko scheiterte zwar in der dritten Runde der Europa-League-Quali an Fenerbahce Istanbul, blieb im ECL-Playoff gegen AIK Solna aber souverän und erwischte ähnlich wie Pilsen eine Horrorgruppe bei der Auslosung. Partizan Belgrad, OGC Nizza und der 1.FC Köln sind so ziemlich das unangenehmste, was man aus Topf 4 ziehen kann.

Umso annehmbarer hat es indes Slavia Prag in seiner ECL-Gruppe erwischt. Der LASK-Bezwinger aus dem Vorjahr musste schwer schinden, um überhaupt wieder an der Europa Conference League teilzunehmen und konnte Playoff-Gegner Rakow Czestochowa erst in der Verlängerung biegen, nun könnte es für Slavia aber Punkte regnen. Die Prager, in deren Eden Arena das ECL-Finale über die Bühne gehen wird, haben aus Topf 1 die Traumlose Sivasspor, CFR Cluj und KF Balkani zugetragen bekommen.

Prognose:

Auch Tschechien liegt momentan noch zu weit von Österreich entfernt, um ernsthaft gefährlich zu werden – speziell Slavia Prag wird die Tschechen in dieser Saison aber noch ganz nahe ran bringen.

Hätten Viktoria Pilsen und Slovacko nicht solche Hammergruppen zugelost bekommen, würde Tschechien wohl noch diese Saison an uns vorbeigehen, nun muss Slavia es beinahe im Alleingang richten. Die Prager bewiesen bereits im Vorjahr, dass sie in der Europa Conference League weit kommen können, mit der Aussicht auf ein "Finale dahoam" wird die Motivation bei den Hauptstädtern nochmal deutlich größer sein.

Spätestens zur übernächsten Saison, wenn den Tschechen die schwache Saison 2019/20 aus der Wertung fällt, werden sie wieder ein direkter Konkurrent Österreichs sein.

14. Schweiz (26,425)

Europa League

FC Zürich in Gruppe A gegen PSV Eindhoven (NED), FC Arsenal (ENG) und FK Bodö/Glimt (NOR)

Europa Conference League

FC Basel in Gruppe H gegen Pyunik Erewan (ARM), Zalgiris Vilnius (LTU) und Slovan Bratislava (SVK)

ausgeschieden:

Young Boys Bern, FC Lugano

Auch die Schweiz muss im Verfolgerfeld Österreichs zurückbegrüßt werden.

Das liegt weniger an starken Leistungen der Eidgenossen, sondern viel mehr an der zu erwartenden schwachen Punkteausbeute Österreichs. Für die Schweiz lief in der Qualifikationsphase nämlich auch bei weitem nicht alles nach Wunsch: Bereits in der dritten Runde der Qualifikation zur Europa Conference League verloren die Eidgenossen den FC Lugano an Hapoel Beer Sheva; im Playoff schied das aktuell wohl stärkste Schweizer Team, die Young Boys Bern, gegen den RSC Anderlecht im Elfmeterschießen aus.

Beinahe hätte der Schweiz eine absolute Katastrophensaison gedroht, doch der FC Basel drehte sowohl in der dritten Runde der ECL-Quali gegen Bröndby als auch im Playoff gegen CSKA Sofia eine 0:1-Hinspiel-Niederlage noch in einen Aufstieg um und hatten bei der Auslosung zur Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge enormes Glück. Eine junge Basler Mannschaft, die in der Schweizer Super League noch überhaupt nicht in die Spur fand, bekam mit Pyunik Erewan, Zalgiris Vilnius und Slovan Bratislava drei perfekte Aufbaugegner zugelost.

Deutlich härter hat es den FC Zürich bei der Auslosung zur Europa League getroffen. Die Zürcher, die als Schweizer Meister in der Champions-League-Quali an Qarabag Agdam scheiterten, in der Europa-League-Quali aber sowohl Linfield als auch Heart of Midlothian ausschalteten, haben aus Topf 4 mit Bodö/Glimt, die PSV Eindhoven und dem FC Arsenal beinahe ausschließlich Hammergegner gezogen. Das Team von Ex-ÖFB-Teamchef Franco Foda ist in der Meisterschaft noch immer sieglos und wird in dieser Gruppe wohl wenig Land sehen.

Prognose:

Bei der Schweiz verhält es sich ähnlich wie bei Norwegen und Tschechien. In der Theorie könnten die Eidgenossen – ein starker Basler Lauf vorausgesetzt – Österreich in dieser Saison noch gefährlich werden, in der Praxis ist der Rückstand für ein Überholmanöver allerdings wohl zu groß.

Man kann sich aber sicher sein, dass speziell der FC Basel sowohl den Viererdivisor als auch seine Traumgruppe erneut zur Perfektion ausnützen und der Schweiz die nächste starke Saison bescheren wird.

Mittelfristig ist die Schweiz ohnehin wieder ein direkter österreichischer Konkurrent. In der vorläufigen Wertung 2023/24 liegen unsere westlichen Nachbarn nur mehr etwas mehr als zwei Zähler hinter uns; es wäre keine große Überraschung, wenn die Schweiz vor Österreich in die kommende Spielzeit starten würde.

15. Russland (26,125)

Alle Teams ausgeschlossen

Ukraine und Griechenland schwächeln, Türkei kommt auf

Von den Nationen außerhalb der Top-15 geht momentan nicht allzu viel Gefahr für Österreich aus. Die Ukraine auf Rang 16 weist zwar nur etwas mehr als fünf Punkte Rückstand auf uns auf, momentan sind die ukrainischen Vereine aus bekannten Gründen aber weit von ihrer Top-Form entfernt. Speziell Shakhtar Donetsk leidet sportlich schwer unter den Abgängen fast aller seiner Brasilianer.

Der 17., Griechenland, sowie der 18., Kroatien, ist jeweils nur durch ein Team in der Gruppenphase vertreten, beide Nationen werden Österreich in näherer Zukunft nicht angreifen können. Beim 19., Dänemark, sind drei Mannschaften in einer Gruppenphase dabei, von denen allesamt recht schwere Gruppen ausfassten. Mit über sechs Zählern Rückstand droht von den Skandinaviern ebenfalls keine unmittelbare Gefahr.

Noch weiter hinten liegen Israel (8 Punkte Rückstand) auf Rang 19 und die Türkei (8,3 Punkte Rückstand) auf Rang 20, beide Nationen sind momentan aber wieder im Kommen. Israel ist drauf und dran, die dritte starke Saison hintereinander hinzulegen. Auch die Türkei dürfte sich langsam aber sicher wieder erfangen und hat heuer vier Klubs in eine Gruppenphase gebracht, von denen alle gute bis sehr gute Chancen auf ein Überwintern besitzen – und das, obwohl Kaliber wie Galatasaray und Besiktas nicht vertreten sind.

Zugangsliste weiter unter Verschluss

Weiterhin ist unklar, welche Vor- bzw. Nachteile die einzelnen Plätze in der 5-Jahreswertung überhaupt bringen werden.

In dieser Saison wird bereits um die Tickets für die Saison 2024/25, ab der die neue UEFA-Reform greifen wird, gespielt. Die UEFA hält die genaue Zugangsliste allerdings auch zwei Monate nach Saisonbeginn weiterhin unter Verschluss; man kann nur mutmaßen, welcher Rang im UEFA-Ranking welche Startplätze einbringt.

Eine Top-11-Platzierung würde einen Champions-League-Fixplatz wohl auch in der Zukunft relativ wahrscheinlich machen, laut einem Insider soll zudem Rang zwölf von besonderer Wichtigkeit sein. Für Österreich sollte ein Verbleib unter den ersten zwölf Nationen auch im Falle der zu befürchtenden Horrorsaison sehr wahrscheinlich sein.


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