Am Dienstag trifft die U19 des FC Salzburg im Zweitrunden-Rückspiel der UEFA Youth League zu Hause in Grödig auf Sparta Prag (18 Uhr LIVE).
Der Titelverteidiger sollte nach dem 4:2-Hinspiel-Sieg in Tschechien keine Mühe haben, den Aufstieg ins Playoff (Februar 2018) zu schaffen.
Trainer Gerhard Struber betont im Gespräch mit LAOLA1, dass jede Partie ihren Stellenwert hat: "Das ist ein besonderer Wettbewerb und da ist jedes Spiel wichtig. Die Ausgangsposition ist eine gute, aber wir wollen einfach wieder unter Beweis stellen, was wir können."
RB Leipzig kann das noch zwei Mal tun, dann ist der Bewerb für den Salzburger Schwesternklub allerdings beendet. Während die Österreicher im Meisterschaftsweg reüssieren, schieden die Deutschen bereits am vierten Spieltag im Champions-League-Weg aus.
Generell hat der Leipziger Nachwuchs noch Aufholbedarf, Salzburg ist diesbezüglich Vorreiter. Was läuft in Österreich besser?
Trotz gutem Matchplan: Gegner kommt nicht mit Salzburg zurecht
Zunächst scheint die rot-weiß-rote Youth-League-Truppe den Red-Bull-Fußball besser auf den Platz bringen zu können als Leipzig, das nach vier Spieltagen nur einen Zähler auf dem Konto hat.
Sowohl Frankreichs Jugendmeister Bordeaux als auch Tschechiens Pendant Sparta im Hinspiel waren für Salzburg wiederum keine Hürden, obwohl die Spielweise spätestens seit dem Titelgewinn im Frühjahr jedem Gegner bestens bekannt sein müsste.
"Die gelebte Realität ist einfach anders. Ich denke, jedes Team stellt sich gut auf uns ein, etwa auch Sparta Prag, das hat man im Hinspiel gesehen. Sie hatten einen klaren Matchplan. Aber am Platz haben sie dann mit unserer Spielidee nicht umgehen können", schildert Struber, der gemeinsam mit dem Deutschen Holger Bachthaler das Team führt und vom nunmehrigen Salzburg-Coach Marco Rose die Agenden übernahm.
Daneben coacht der 40-Jährige, der unter Peter Zeidler (25 Spiele) und Oscar (19 Spiele) 2015/16 Co-Trainer in Salzburg war und 2016/17 die U16 trainierte, noch gemeinsam mit Janusz Gora den FC Liefering - zumal die beiden Kader wie schon in der Vorsaison viele Parallelen aufweisen. Auch das ist ein Grund, warum Salzburg den Titel holte - denn diese Profi-Erfahrung kann sonst kein Team in der Youth League aufweisen.
Die Titelverteidigung werde dennoch nicht als Ziel ausgegeben. "Die Titelverteidigung zu schaffen, das wird von außen hereingetragen. Ich will einfach, dass meine Mannschaft richtig gute Leistung bringt. Die Konsequenz daraus sieht man dann ohnehin", sagt Struber.
Entwicklung steht über allem - siehe Romano Schmid
Die Entwicklung der Spieler steht auch für Struber über allem. Kicker wie Romano Schmid sollen in Liefering sowie durch internationale Spiele in der Youth League herangeführt werden, um dann den nächsten Schritt bei Salzburg und in der Europa League machen zu können.
Ob der 17-jährige Schmid, der im Sommer mit seinem Wechsel von Sturm zu Salzburg für Aufsehen sorgte (LAOLA1-Interview), bereits im Frühjahr für Salzburg spielen wird, ist aktuell noch offen.
"Er wird in den nächsten Wochen beim FC Liefering und in der Youth League spielen. Dann wird man sehen, ob es Sinn macht, den nächsten Schritt zu machen. Ich glaube, dass es sinnvoll sein kann, wenn man Geduld hat. Wenn er den nächsten Schritt macht, soll er bereits Leistungsträger sein, so wie Hannes Wolf, Amadou Haidara oder auch Xaver Schlager das vorzeigen. Das ist unsere Aufgabe."
Die offensichtlich besser erledigt wird als in Leipzig. Dort hinkt die U19 in der Meisterschaft hinterher und ist in der Youth League eben bereits ausgeschieden - zudem hat es noch kein Talent zu den Profis geschafft, obwohl auch in Leipzig eine nigelnagelneue Akademie gebaut wurde.
Medienberichten zufolge soll Ex-Hoffenheim-Chefscout Wolfgang Geier als sportlicher Leiter in der Akademie übernehmen. Da hat Salzburg mit Ernst Tanner seit fünf Jahren den offensichtlich richtigen Mann an der Spitze. Was sind die anderen großen Unterschiede zum Leipziger Nachwuchs?
Struber: "Über Leipzig kann ich nichts sagen, aber was ich über Salzburg sagen kann: Wir haben einen unglaublich guten roten Faden vom Nachwuchs, über die Akademie, bis in den Profibereich. Die Zahnräder aller handelnden Personen greifen ineinander und alle tun alles dafür, dass sich die jungen Spieler entwickeln und Leistung optimieren. Wir geben uns nie zufrieden."
Salzburg als Ausbildungsverein deklariert
Die Talente, vor allem ausländische, sehen die Perspektive, die sie in Salzburg haben.
"Unsere jungen Spieler sehen, dass die Tür zum Kooperationspartner FC Red Bull Salzburg weit offen steht. Das sind nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern die gelebte Realität. Wie Schlager, Wolf, Haidara in Salzburg oder Laimer in Leipzig performen, zeigt einfach die Chancen, hier den Durchbruch zu schaffen."
Und nicht zuletzt hat man sich in Salzburg klar als Ausbildungsverein deklariert, mit verschiedenen Mannschaften kann man die Spieler hier entsprechend weiterentwickeln und schneller Fuß fassen als in der Deutschen Bundesliga.
„Wir können für die Spieler unterschiedliche Entwicklungsformen anbieten, wir haben unsere Akademie, den FC Liefering, der schon Profi-Bereich ist, da gibt es für die Spieler entsprechenden Widerstand. In der Youth League können wir, neben dem Ligaalltag, uns mit den besten Nachwuchsteams Europas auf höchstem Niveau messen. Bei unserem Kooperationspartner FC Red Bull Salzburg spielt man jedes Jahr um beide nationalen Titel mit, aber auch international ist man Stammgast. Für den jeweiligen Bedarf bekommst du den jeweiligen Widerstand. So ist die Entwicklungs-Optimierung gewährleistet.“
Das lebt Salzburg in der Youth League vor, zwölf Spiele in Folge wurden gewonnen, auf den Chelsea-Rekord an ungeschlagenen Spielen fehlen noch drei Partien. Zur Halbzeit in der Sky Go Ersten Liga ist der FC Liefering zwar "nur" Fünfter, aber nicht weit von der Spitze entfernt, wie Struber betont: "Der Abstand zur Spitze beträgt fünf Punkte, deswegen würde ich die Tabelle aktuell ausklammern."
Auch die Trainer sehen eine Chance
Im Normalfall wird Salzburg in der Youth League überwintern und dann versuchen, die K.o.-Phase bis zum Final Four in die Schweiz zu überstehen.
Noch im Sommer wäre Struber als Cheftrainer zur U19 nach Leipzig gewechselt, nach dem Abgang von Oscar blieb der langjährige Allianz-Mitarbeiter aber in Salzburg.
"Ich bin aktuell absolut happy", sagt der heimatverbundene Lokalmatador, der es irgendwann wohl Marco Rose gleich machen will. "Ich möchte sicher irgendwann den nächsten Schritt machen – jedoch ist es schwer im Fußball-Geschäft, weit voraus zu planen."