„Ich denke, dass der Fußball heute uns gegenüber ungerecht war“, sagt Salzburg-Trainer Oscar Garcia nach dem CL-Quali-Aus gegen Dinamo Zagreb (1:2 n.V.).
Auf die Spieler sei er sehr stolz, doch auf die Frage, ob er gerne länger in Salzburg arbeiten würde, um dieses Ziel Champions League doch noch zu erreichen, gibt er sich offen und stellt gleichzeitig die Philosophie-Frage an die sportliche Führung: „Das weiß ich nicht. Das hängt von den Ambitionen des Vereins in der Zukunft ab.“
"Auswechselspieler haben Dinamo geholfen"
Offenbar will der 43-Jährige (Vertrag bis 2018) nicht nur Spieler entwickeln und lässt das nach der bitteren Niederlage auch – wie so oft – zwischen den Zeilen wissen.
„In der zweiten Hälfte haben die Auswechslungen Dinamo geholfen, sie haben heute wieder gezeigt, dass sie viele Spieler mit viel Qualität haben. Wir wissen, wie viele verschiedene Spieler sie haben. Sie haben viel Auswahl“, analysierte Garcia nach der Partie.
Auf die Zusatzfrage, ob er diese Auswahl auf der Bank in Salzburg misse, pausierte der Katalane erst für einige Sekunden, um dann Folgendes zu antworten: „Dinamo hat Spieler, die womöglich in einer Woche für Napoli oder Chelsea spielen werden. Das sind einfach Spieler mit sehr viel Qualität. Wir haben Spieler, die immer alles geben und alles versuchen. Darauf bin ich stolz als ihr Trainer. Aber wir wissen, dass wir junge Spieler haben, die wir entwickeln müssen."
Zlatko Kranjcar bewies am Mittwochabend vor mehr als 23.000 Zuschauern ein glücklicheres Händchen und wechselte neben Ante Coric mit dem Routinier Gordon Schildenfeld (31) den Aufstieg ein: Der Ex-Sturm-Kicker legte als „Center“ das 1:1 auf und riegelte dann in der Verlängerung in seiner gewohnten Rolle als Innenverteidiger ab.
Garcia wechselte wiederum den unerfahrenen Diadie Samassekou ein sowie Stefan Lainer, der den Schuss zum 1:1 unhaltbar abfälschte und vor dem 1:2 den entscheidenden Zweikampf verlor.
Keine Spielminute für Munas Dabbur
Der Millionen-Transfer und Schweizer Torschützenkönig Munas Dabbur (spielte keine Minute im Playoff) saß wie Fredrik Gulbrandsen 90 Minuten auf der Bank. Stefan Stangl war wie Marc Rzatkowski (Oberschenkel) nicht im Kader. Von den Neuen spielte nur Wanderson, den Garcia vor einigen Wochen explizit als seinen Neuzugang titulierte.
Der Katalane musste gegen Dinamo alle seine drei Wechsel wegen Verletzungen vornehmen, nach 66 Minuten war das Wechselkontigent erschöpft. So musste der am Matchtag fit gewordene Jonatan Soriano durchspielen. Und nicht nur der musste mit Fortlauf der Partie immer öfter durchblasen.
Ich habe zu den Spielern gesagt, dass ich heute niemanden weinen sehen möchte. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin, es eine Ehre für mich ist, ihr Trainer zu sein. Ich habe sie darum gebeten, erhobenen Hauptes vom Platz zu gehen
Immer wieder diese mangelnde Effizienz
Allerdings würde das alles auch nichts zur Sache tun, wenn Salzburg seine Chancen genutzt hätte - wieder einmal. Zwei Mal Valon Berisha sowie Soriano hatten das 2:0 am Fuß. Mitunter schon vor der Pause, als Salzburg die beste Spielhälfte in der Ära von Garcia spielte. Die Effizienz ließ aber wie so oft zu wünschen übrig.
„Ich denke, dass unsere erste Hälfte spektakulär war. Wir hatten viele Chancen, aber manchmal ist es eben so im Fußball. So endet ein Spiel, wenn du viele Chancen hast, aber sie nicht verwertest.“
Der Salzburg-Trainer lobte den Gegner für dessen Effizienz: „Dinamo hat heute seine Klasse wieder einmal bewiesen. Sie hatten eine Chance und haben ein Tor gemacht. Das hat uns weh getan und auch die Wechsel, die wir aufgrund von Verletzungen haben vornehmen müssen.“
Beste Spielhälfte unter Oscar Garcia
Man hatte den Eindruck, der große Aufwand der Salzburger in der ersten Hälfte hätte sich auf den physischen Zustand in der zweiten Hälfte negativ ausgewirkt. Als hätte man zu viel vor der Pause investiert und nicht genügend Kraft für 90 Minuten und dieses Spiel inklusive Pressing.
„Wir wollten in der ersten Hälfte stark auftreten, das ist uns auch gut gelungen. Wir wollten viele Tore schießen, ein starkes Konterspiel zeigen. Aber natürlich, meine Spieler sind keine Maschinen, wir konnten nicht 90 Minuten auf diesem Level spielen“, hätte Garcia gerne ein 2:0 gesehen.
Christian Schwegler, der sein bestes Saisonspiel machte, aber wegen einer Bänderverletzung im Knie zur Pause ausgetauscht werden musste, meinte: „Wenn man so viel Aufwand betreibt, wäre es natürlich gut, wenn man die Chancen auf das 2:0 verwerten kann. Ich glaube aber schon, dass es notwendig war, diese Pace anzuschlagen. Weil es ja auch zum Erfolg geführt hat. Wir haben nichts zugelassen und waren immer wieder mit Nadelstichen gefährlich. Das war das richtige Rezept.“
Hinteregger lobt Garcia über den Klee
Trainer lobt Team. Team lobt Trainer. Allen voran ein Spieler: Martin Hintergger.
„Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, der Trainer hat einen Mega-Job gemacht. Wir sind eine richtig coole Truppe. Der Trainer hat das nach dem Spiel auch ganz klar bewiesen.“
Da holte Garcia kurz nach Schlusspfiff das gesamte Team inklusive Crew zu sich in den Mittelkreis und sprach folgende Worte, wie er bei der Pressekonferenz verriet.
„Ich habe zu ihnen gesagt, dass ich heute niemanden weinen sehen möchte. Ich habe ihnen gesagt, dass ich sehr stolz auf sie bin, es eine Ehre für mich ist, ihr Trainer zu sein. Ich habe sie darum gebeten, erhobenen Hauptes vom Platz zu gehen. Für mich war das heute ein unglaubliches Spiel und ich denke, sie haben eine großartige Leistung auf dem Platz gezeigt.“
Die richtigen Worte im Kreis
Hinteregger geriet nahezu in Schwärmen, wie er über Garcias Worte sprach: „Viele Spieler waren richtig fertig und er hat die richtigen Worte gefunden. Er hat gesagt, dass er stolz auf uns ist. So wie wir stolz auf ihn sind, dass wir ihn als Trainer haben. Er hat gesagt, Kopf hoch, es geht weiter.“
Garcia riskierte mit seiner Startelf, doch Sorianos Aufstellung machte sich alleine schon durch dessen Assist zum 1:0 bezahlt. Dass er am Ende 120 Minuten spielen musste, war nicht der Plan und gewissermaßen auch Pech, weil Schweglers und Lazaros Aus in die Kategorie „unkontrollierbare Dinge“ fielen, die der Spanier tags zuvor noch bei der Pressekonferenz ansprach.
Ich hoffe nicht, dass Spieler von hier gehen, sondern dass vielleicht noch der eine oder andere kommt
Ärger mit dem Schiedsrichter
So etwas wie Pech war es auch, dass Schiedsrichter Craig Thomson ein klares Handspiel im Dinamo-Strafraum übersah. Das war für alle Beteiligten ein großer Grund zum Ärgern.
„Für mich gibt es kein eindeutigeres Handspiel. Es ist peinlich, wenn man das bei so einem Spiel nicht sieht“, meinte etwa Konrad Laimer, der ebenfalls ein starkes Spiel ablieferte.
Auch Salzburg-Sportchef Christoph Freund ließ den Unparteiischen beim Gang vom Feld unmissverständlich (und wohl etwas übertrieben) wissen, was er von dieser Entscheidung halte.
Garcia: „Details entscheiden solche Spiele. Ich habe die Situation nicht ganz genau gesehen, aber viele haben mir gesagt, dass es eindeutig ein Handspiel war und es Strafstoß hätte geben sollen. Es gibt einen Schiedsrichter und einen Torrichter, die hätten das sehen und richtig entscheiden sollen.“
Haben sie aber nicht und so verpasste auch der Spanier, Red Bull in die Champions League zu führen. Wie seine Vorgänger Trapattoni, Stevens, Schmidt, Hütter und Zeidler.
Gehen Soriano und Hinteregger?
Gut möglich, dass es sein erster und letzter Versuch war. Darüber werden auch die nächsten Tage tendenziell Auskunft geben, in denen der eine oder andere Spieler nach dem CL-Aus und vor Ende der Transferzeit möglicherweise noch wechseln will oder wechselt.
Das Gerücht um Soriano (bei CL-Aus ist er weg) ist in Salzburg nie ganz verstummt und auch Martin Hinteregger könnte bis 31. August vielleicht noch woanders (Deutschland?) unterkommen.
„Ich hoffe nicht, dass Spieler von hier gehen, sondern dass vielleicht noch der eine oder andere kommt“, sagt Garcia.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Letzteres noch in dieser Transferperiode passiert. Klar ist aber, Garcia will mit dem Verein ambitionierte Ziele verfolgen. Aber ob sich jene des Vereins mit jenen des Spaniers auch decken, wird sich erst noch weisen.