Am Mittwoch (20:30 Uhr) kämpft Red Bull Salzburg im CL-Quali-Rückspiel nicht nur um den Aufstieg ins Playoff, sondern auch um die Teilnahme an einer internationalen Gruppenphase, die ab einem Remis in Wals-Siezenheim fixiert wäre.
"Wenn wir gewinnen, spielen wir im Herbst international. Das ist unser Ziel. Wir müssen konzentriert und fokussiert sein", so Kapitän Jonatan Soriano.
Trainer Oscar Garcia warnt vor dem Gegner: "Wir wissen, dass sie schnell und gut kontern. Das macht sie gefährlich."
Für den Spanier ist es das bislang wichtigste Spiel in seiner Red-Bull-Ära.
Denn sollte der Aufstieg ins Playoff der Champions League gelingen, hätte der Trainer das im Sommer ausgegebene Ziel erreicht: Salzburg würde im Herbst in einer Gruppenphase spielen.
Das ist das (internationale) Mindestziel für jeden Salzburg-Trainer.
Ob es dann erstmals in die Königsklasse oder zum siebenten Mal in die Europa League ginge, würde die letzte Quali-Runde in der Champions League klären. Aber so weit ist Salzburg noch lange nicht.
Das hat etwa Christian Schwegler vor einer Woche klar gemacht: "Wenn wir zu Hause auch so spielen, laufen wir Gefahr, diese Führung aus der Hand zu geben."
Zwar hat Salzburg alle drei Quali-Spiele in dieser Saison bislang zu Null gewonnen, doch vor allem der Auftritt in Elsaban vor einer Woche und die beiden in der Bundesliga sorgen bisweilen eher für Bedenken als für grenzenlosen Optimismus.
LAOLA1 trägt die fünf wesentlichen Faktoren vor dem so wichtigen Rückspiel zusammen:
- Die Aufstellung
Oscar Garcia hat in der Meisterschaft in beiden Partien einige Spieler geschont. Beim 1:1 gegen den WAC waren die Außenverteidiger Christian Schwegler und Andreas Ulmer nicht dabei, dazu blieb Duje Caleta-Car auf der Bank. Der im Rückspiel gesperrte Diadie Samassekou durfte von Beginn an ran und verschaffte Konrad Laimer eine zusätzliche Pause, ehe dieser nach 65 Minuten kam. Laimer könnte auch die einzige Umstellung gegenüber dem Hinspiel sein, außer Garcia bringt Wanderson von Beginn an. Gegen den WAC debütierte der Doppelstaatsbürger (BEL/BRA) ab Minute 62 und war auffälliger als Lazaro. Der Trainer sagte zudem: "Das ist ein Spieler, den ausdrücklich ich herbringen wollte. Ich bin mir sicher, dass uns dieser Spieler in der Zukunft noch sehr viel helfen wird, wie man heute schon sehen konnte." Der Neue könnte gegen defensiv stehende Albaner ein probates Mittel über die Außenseiten sein. Garcia: "Er ist ein schneller Spieler, der im eins gegen eins Gegner überspielen und so für Überzahl sorgen kann. Er ist ein Spieler, der uns gefehlt hat." Die Chancen auf sein Salzburger Startelf-Debüt stehen sehr gut. Ein anderer Neuer fällt aus: Marc Rzatkowski hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen und ist für Mittwoch ebenso kein Thema wie Dayot Upamecano (Knie).
- Das System
Never change your 4-3-3 – so lautet das Motto von Garcia zum Auftakt dieser Saison. Im Frühjahr hatte der Katalane noch personell und in punkto System durchgemischt, was er auch vor dieser Saison ankündigte. Doch bislang gab es in sechs Spielen sechs Mal ein 4-3-3. "Das System hängt immer von den Spielern ab, die man zur Verfügung hat. Jetzt sind wir am Anfang der Saison. Wir wollten auch mit verschiedenen Systemen spielen, haben aber entschieden, die ersten Spiele so zu spielen", erklärt der Spanier. Die Spieler haben offensichtlich noch Probleme, es in optimaler Form umzusetzen. Lazaro sagt: "Es ist natürlich etwas anderes wie vergangene Saison. Das merkt man auch am Platz. Etwa im Spiel gegen den Ball, da ist es intensiver zu laufen, aber das ist das System, das wir spielen. Das nehmen wir so an und müssen es verfeinern, bis wir es intus haben." Ob das System auch so bleiben wird? "Ich denke schon. Aber wir hatten ja auch schon Spiele, da haben wir es sehr gut umgesetzt. Uns ist klar, dass wir noch etwas in uns haben", verspricht Lazaro Besserung. Garcia zeigt sich gar nicht so unzufrieden: "Wir hatten schon gute Spiele in dieser Saison, auch zu Hause. Da lag es nur am Abschluss." Garcias favorisiertes System ist eben das 4-3-3, das auch in Tel Aviv Erfolg hatte, und es scheint, als wolle es der Katalane durchziehen. Mit Wanderson hat er nun auch einen Spieler, der als echter Flügelstürmer zu bezeichnen ist.
- Der letzte Pass
Der letzte Pass ist in dieser Saison noch ein Stiefkind der Salzburger. Dabei war bislang in der Offensive nur Munas Dabbur als Neuzugang gesetzt, sonst sind alte Bekannte am Werk. Lazaro: "Der letzte Pass funktioniert noch nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wir mit den Laufwegen noch nicht so abgestimmt sind. Aber wir arbeiten daran. Manchmal kommen ja die Pässe doch, nur dann scheitern wir im Abschluss." Sportchef Christoph Freund ortet hier ein mentales Problem: "Das ist auch eine Kopfsache. Aktuell haben wir nicht die Selbstverständlichkeit, die wir schon hatten, etwa nach ein paar Siegen." Für Trainer Oscar Garcia ist es nicht etwas, was man in den Tagen zwischen den Partien schnell erlernt: "Der letzte Pass ist etwas, was man nur schwer trainieren kann. Entweder du hast die Qualität oder du hast sie nicht. Für uns ist dieser Pass in letzter Zeit etwas schwierig, er klappt nicht so, weil wir zu voreilig Entscheidungen treffen. Ich hoffe, dass das mit der Zeit besser werden wird."
- Der Abschluss
Und wenn die Chancen dann da sind, muss man sie auch verwerten - vor allem auf internationalem Niveau. Zugegeben: In Tirana hatten die "Bullen" de facto keine Chancen, machten aber ein Tor und holten den Sieg - auch das ist eine Qualität. Der einzige Torschuss war ein Elfmeter von Jonatan Soriano, der wie gegen den WAC sicher verwertete. Salzburg traf zwar in jedem Spiel dieser Saison, doch zuletzt nur zwei Mal vom Punkt. "Da muss noch viel mehr kommen. Dass wir schneller spielen, noch mehr zu Chancen kommen und sie auch nützen", fordert Freund. "Daran müssen wir arbeiten, denn es war unser Ziel, dass wir insgesamt wieder torgefährlicher und mehrere Spieler überhaupt torgefährlich werden." Dabbur kam zuletzt seinem ersten Tor ganz nahe. Sollte das gelingen, dürfte sein Knoten platzen. Je früher, desto besser. "Wir hatten es wieder in der eigenen Hand, das Spiel ruhiger zu gestalten, wenn wir die Chancen am Anfang machen", meinte Lazaro nach der Partie. "Es wäre einmal schön, ein frühes Tor zu erzielen. Dann würde auch vieles einfacher gehen", hofft Freund. Garcia arbeitete mit seinen Spielern daran, Chancen zu kreieren, dann läge es an den Spielern. "Es geht um Inspiration und Kreativität vor dem Tor", sagt der Katalane, der übrigens kein Elfmterschießen trainieren ließ.
- Das Heimspiel
Salzburg hat in den letzten elf Quali-Spielen zu Hause nicht verloren. Das Dutzend soll vollgemacht werden - Salzburg baut auch auf den Heimvorteil und hofft, dass doch noch mehr Fans kommen werden. Denn bis Dienstag waren nur rund 6000 Tickets verkauft. Ein enttäuschender Wert. Zwar ist der Gegner alles andere als attraktiv, aber das Spiel alles andere als unwichtig. Mit einem Aufstieg wäre das internationale Minimalziel erreicht und würde den Druck bei den Protagonisten nehmen. Dann würde vielleicht auch wieder die Leichtigkeit des Seins im Offensivbereich zurückkehren. "Die Mannschaft hätte sich die Unterstützung verdient", sagt GM Jochen Sauer. Im ersten Heimspiel waren es 6900 Zuschauer gegen Liepaja, im zweiten gegen den WAC auch nur 6259. Jonatan Soriano verspricht: "In unserem Stadion spielen wir gut." Dennoch werden wohl keine 10.000 Zuschauer nach Wals-Siezenheim kommen. Ausrede darf das dann letztlich aber auch keine sein. Denn klar ist aber am Ende nur eines: Ein Gegner wie Partizani Tirana sollte und darf im (ersten) Spiel des Jahres keine Hürde sein, um die Salzburger Pflicht zu erfüllen.
LAOLA1-Dreierkette: Zur Lage der Liga!