Am Donnerstag bestreitet Sturm Graz das erste Champions-League-Spiel seit 13. März 2001. Damals unterlag man Alex Fergusons Manchester United im Old Trafford mit 0:3.
Die "Blackies" treffen auswärts auf das französische Überraschungsteam Stade Brest (ab 21 Uhr im LIVE-Ticker>>>). Außerdem warten der FC Brügge, Sporting Lissabon, Borussia Dortmund, Girona, Lille, Atalanta Bergamo und RB Leipzig.
Nach der Auslosung war bei den Fans Ernüchterung zu spüren, zahlreiche Tickets wurden auf dem Zweitmarkt angeboten. Beim Comeback in der "Königsklasse" nach fast 24 Jahren wurden große Namen wie Real Madrid, Liverpool oder Inter Mailand erhofft.
Die Sturm-Verantwortlichen sahen das aber anders, insbesondere Sportchef Andreas Schicker stieß das sauer auf. Einige Reaktionen hätten ihn "wirklich sauer" gemacht. Als Fan der Grazer sollte man Sturm sehen wollen und nicht den Gegner.
Der ungewollte Weg über die Pack
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Worin sich aber alle einig sind: Der Umstand, nach Klagenfurt ausweichen zu müssen, ist mehr als suboptimal. "Schade, auch für die Stadt", meint Trainer Christian Ilzer.
Der Meistercoach streicht aber auch die positiven Seiten des unfreiwilligen Umzugs hervor. "Wir haben mit Klagenfurt gute Erfahrungen gemacht", spricht er die beiden gewonnen Cup-Finali an. "Und wir bekommen in dieses Stadion noch einmal mehr Sturm-Fans hinein, die Stimmung ist dann natürlich fantastisch", betont er.
Im Wörtherseestadion finden rund doppelt so viele Zuschauer Platz, wie in Graz-Liebenau. Die Kulisse wird freilich eine pompösere sein, als in der nicht mehr zeitgemäßen Merkur-Arena. "Als Inspiration wäre es natürlich cool, so ein Stadion (wie in Klagenfurt, Anm.) in Graz zu haben", formuliert er den großen Wunsch aller Schwarz-Weißen einmal mehr.
Immerhin: Mittlerweile zeichnet sich in der Grazer Stadion-Causa eine Lösung ab (alle Infos>>>).
Ein Kreis, der sich schließt
Wenn am Donnerstag um 21 Uhr der Anpfiff ertönt, wird Sturm also in eine Welt eintauchen, von der man vor einigen Jahren nur träumen konnte. Apropos Traum: Ein solcher geht für Kapitän Stefan Hierländer in Erfüllung, der es im siebenten Versuch (zuvor je dreimal mit Salzburg und Sturm in der Quali gescheitert) endlich in die "Königsklasse" schaffte.
"Das sind Gefühle, die man schwer beschreiben kann. Die erste österreichische Mannschaft, die ich in der Champions League verfolgt habe, war Sturm Graz"
Für ihn schließt sich damit auch ein Kreis. "Das sind Gefühle, die man schwer beschreiben kann. Die erste österreichische Mannschaft, die ich in der Champions League verfolgt habe, war Sturm Graz", erinnert er sich an die Auftritte des Teams von Trainer-Legende Ivica Osim vor einem Vierteljahrhundert.
Auch bei seinem Trainer ist die Vorfreude groß: "Ich freue mich darauf, wir alle wertschätzen es, dass wir da im Konzert der Großen dabei sind. Es wird eine ultimativ gute Erfahrung werden", sagt Christian Ilzer.
Vor Ehrfurcht zu erstarren ist bei den "Blackies" selbstredend aber für niemanden eine Option. Man wolle seine Möglichkeiten suchen, um die Gegner zu ärgern und ihnen Paroli zu bieten, gibt Ilzer die Devise vor.
Dabeisein ist nicht alles
Hierländer meint, es sei "für Fußballromantiker natürlich eine coole Geschichte, dass wir in der Champions League teilnehmen", doch das reiche nicht. "Wir wollen nicht nur teilnehmen, sondern die rot-weiß-roten Fahnen hochhalten", so der Sturm-Kapitän. Da wäre den "Blackies" Fußball-Österreich wohl ziemlich dankbar - Stichwort Fünfjahres-Wertung.
Überhaupt haben die Teams ja heuer mehr Möglichkeiten, Punkte zu sammeln. Dank der Reform und der neu eingeführten Ligaphase wird jedes Team zwei Spiele mehr bestreiten. Wie denkt man bei Sturm darüber?
Ilzer steht dem neuen Format "ganz offen" gegenüber. Es sei sowieso jedes Antreten in Champions League "eine große Ehre". Eine, die man nun acht Mal, statt bisher sechs Mal haben wird.
Wiedersehen mit Atalanta
Hierländer sieht die Ligaphase als "ein interessantes Format. Man ist zusammen in einem Pot mit den 36 besten Europas und kann sich mit ihnen messen". Der bekennende Milan-Fan wünschte sich vor der Auslosung ein Team aus der Serie A ("Ich schätze die Liga sehr").
Die Glücks- (oder viel mehr KI-) Fee erfüllte dem 33-Jährigen seinen Wunsch in Form von Europa-League-Champion Atalanta Bergamo, an den er wohl gemischte Erinnerungen hat.
Denn schon im Vorjahr duellierte man sich (in der Europa League) mit den "Bergamaschi" und holte zuhause trotz Unterzahl - weil Hierländer in Minute 52 Gelb-Rot sah - nach einer Energieleistung noch ein 2:2. Den Ausgleich erzielte damals der mittlerweile selbst nach Italien (zu Salernitana) verliehene Simon Wlodarczyk in Minute 80 per Elfmeter. Das Rückspiel in Bergamo verlor man knapp mit 0:1.
Mit Herz und Leidenschaft zur "Weltsensation"
Zunächst gilt der volle Fokus aber Stade Brest, das gegen die "Blackies" sein Europacup-Debüt bestreiten wird. Gerade deswegen gilt es, besonders aufmerksam zu sein. "Wir werden mit Herz und Leidenschaft an die Aufgaben herangehen", betonte Ilzer schon im Rahmen der Auslosung.
Mit einem guten Ergebnis wäre der erste Schritt in Richtung CL-Verbleib getan, was schwierig genug wird. Zur Erinnerung: Die Teams auf den ersten acht Rängen stehen fix in der K.o.-Phase, die Ränge neun bis 24 spielen ein Playoff. Für alle anderen ist die CL-Saison vorbei.
"Platz 24 wäre eine Weltsensation", wählte Ilzer bedeutungsstarke Worte. Man sei zwar "krasser Außenseiter", wolle aber auf jeden Fall "die eine oder andere Sensation liefern". Am besten schon am Donnerstag.