news

These: Dortmund wird die Welt im CL-Endspiel schocken!

Hat Borussia Dortmund gegen Real Madrid überhaupt eine Chance? Hat Marcel Sabitzer Bayern und ManUnited eines Besseren belehrt? LAOLA1 ordnet ein:

These: Dortmund wird die Welt im CL-Endspiel schocken! Foto: © getty

In unserem neuen Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.

Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.

Dieses Mal steht das Endspiel der UEFA Champions League im Fokus. Hat Borussia Dortmund im Finale überhaupt eine Chance oder ist Real Madrids Name ohnehin bereits im Henkelpott eingraviert? Hat Marcel Sabitzer gezeigt, dass nicht er das Problem in München und Manchester war? Und wird David Alaba nächste Saison unersetzlich in Madrid?

Unsere Redaktions-Kollegen waren aufgerufen, vier Ansagen zu liefern, die in weiterer Folge von den LAOLA1-Redakteuren Maximilian Girschele und Christopher Köller eingeordnet wurden.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

1) Rekordsieger hin oder her: Dortmund hat nichts zu verlieren und wird Real in die Knie zwingen.

Maximilian Girschele:

Da habe ich starke Zweifel - und eine Statistik gibt mir auch recht.

Die "Königlichen" haben zuletzt vor 41 Jahren ein Europacup-Finale (1:2 nach Verlängerung im Europapokal der Pokalsieger gegen Aberdeen FC) verloren, standen sie seitdem im Endspiel, ging der Titel in weiterer Folge auch stets an die Madrilenen.

Dies zeigt schon, dass der mentale Faktor eigentlich auf Seiten von Real ist. Hinzu kommt ein von vorne bis hinten ausgeglichener Kader, der trotz seiner etlichen Weltstars über das Kollektiv kommt. An der Seitenlinie steht natürlich Carlo Ancelotti, einer der erfolgreichsten Trainer der Fußball-Geschichte.

Was für Dortmund sprechen könnte? Das Wissen, heuer schon Berge versetzt zu haben. Niemand hätte dem BVB zugetraut, die Todesgruppe mit Paris Saint-Germain, AC Milan und Newcastle United zu überstehen. Geschweige denn, als Gruppensieger aus dieser hervorzugehen.

Im Viertelfinale wurde Atlético Madrid ausgeschalten, im Halbfinale die Träume von PSG begraben. Die Borussen sind gewissermaßen der "Riesentöter" dieser Königsklassen-Saison, angeführt von einem speziell in der K.o.-Phase großartig aufspielenden Marcel Sabitzer.

Eine schöne Geschichte wäre es jedenfalls, wenn sich Marco Reus - und vermutlich auch Mats Hummels - mit einem großen Titel aus Dortmund verabschieden würden. Einzig der Glaube daran fehlt mir.

Christopher Köller:

Stimmt, zu verlieren hat der BVB in diesem Finale nicht viel. Der Druck liegt aufseiten der Madrilenen, die sich in ihrer gewohnten Kaltschnäuzigkeit für das Endspiel qualifizierten.

Gefühlt war Real schon mal stärker, doch auch ohne einen echten Star-Mittelstürmer und Verletzungen auf Schlüsselpositionen, wie in der Innenverteidigung oder im Tor, ist den "Königlichen" das "Königsklassen"-Gen nicht abhandengekommen.

Bringt Real Madrid diese Form auch im Wembley auf den Platz, wird es für Dortmund schwer - aber nicht unmöglich. Die Madrilenen sind nicht gerade für ihren dominanten Spielstil bekannt, der BVB wird daher vermutlich zu seinen Chancen kommen, die es dann aber auch zu nützen gilt, will man den ganz großen Coup wahr werden lassen.

Wie bereits bestens analysiert wurde, spricht die Final-Statistik der vergangenen Jahre ganz klar für einen weiteren Real-Sieg. Dennoch halte ich mit einem kleinen Statistik-Schmankerl dagegen:

Denn jedes Mal, wenn es David Alaba mit seinem Verein ins Champions-League-Finale schaffte, dort jedoch nicht zum Einsatz kam, ging das Endspiel auch verloren. So geschehen 2010, als der FC Bayern Inter Mailand 0:2 unterlag, und auch 2012, als sich die Bayern im "Finale Dahoam" hochdramatisch dem FC Chelsea im Elfmeterschießen beugen mussten.

Auch dieses Mal muss der Wiener (verletzungsbedingt) zusehen. Vielleicht kein schlechtes Omen für den BVB.

Marco Reus: Die bewegende Karriere einer BVB-Legende

2) Trotz verlorener Meisterschaft 2023 und durchwachsener Saison 2024: Mit dem Finaleinzug hat Edin Terzic bewiesen, dass er doch der richtige Langzeit-Trainer für Dortmund ist.

Christopher Köller:

Edin Terzic ist ein guter Trainer. Und zwar ein Trainer jener Sorte, der es auch schafft, Titel zu gewinnen. Das stellte er bereits 2020/21 unter Beweis, als er nach der Trennung von Lucien Favre vom Co-Trainer- in den Cheftrainer-Sessel gewuchtet wurde und auf Anhieb den DFB-Pokal gewann - und damit die Herzen der BVB-Fans im Sturm eroberte.

Diese Herzen trauerten, als Dortmund 2022/23 die große Chance, Serienmeister Bayern München zu stürzen, am letzten Bundesliga-Spieltag verspielte - und ja, so tölpelhaft es vielleicht wirkte, wie sowohl Dortmund als auch die Bayern in jener Saison mehrmals patzten und dem jeweils anderen die Titel-Tür öffneten, soll der Gewinn einer Vizemeisterschaft einem Trainer wirklich den Job kosten?

Wenn man der große FC Bayern ist, dann vielleicht - aber doch nicht in Dortmund. Klar sehnt man auch beim BVB Titel herbei, man muss das Ganze aber ordentlich einordnen können. In Zeiten der großen Bayern-Dominanz und eines außerirdischen Leverkusen-Jahres darf man schon mal mit der Qualifikation für die Champions League zufrieden sein. Mit RB Leipzig mischt zudem ein weiterer Top-Verein konstant an der Bundesliga-Spitze mit.

Ziel eins ist es immer noch in der Verlosung dabei zu sein, und was dann möglich ist, zeigten die Dortmunder in dieser Saison eindrucksvoll auf. Wenn man Jahr für Jahr zu den besten Mannschaften des Landes zählt, und dann obendrein auch noch im europäischen Geschäft glänzen kann, sollte es sich der Trainer verdient haben, im Sattel zu bleiben.

Maximilian Girschele:

Die Diskussion über die Zukunft von Edin Terzic wäre bestimmt größer, wenn sich die Champions League nicht einer Reform unterziehen und zusätzliche Startplätze an die Top-2-Nationen des vergangenen Europacup-Jahrs vergeben würde. Dann wäre Dortmund nämlich, natürlich ohne jetzt zu wissen, ob nicht per Final-Sieg das Ticket für die Gruppenphase ohnehin gebucht wird, nicht für die nächstjährige Saison der Königsklasse qualifiziert.

Gepaart mit der Tatsache, dass der BVB im DFB-Pokal schon im Achtelfinale ausgeschieden ist und der Spielstil einfach nicht ganz Borussen-like - ja, der Maßstab liegt hier bei Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel - wirkt, was in den letzten Monaten nicht selten für Kritik sorgte, könnte Terzic durchaus angezählter als aktuell sein.

Derzeit ist er das natürlich nicht, schließlich hatte niemand den Einzug ins Champions-League-Finale erwartet. Aber darf dies die gerade erwähnten Fakten übertünchen? Wir kennen es nur zu gut, dass Verantwortliche aufgrund von Erfolgen gerne mal durch die rosarote Brille schauen - und später auf überrascht tun, wenn die Dinge doch nicht so rund laufen und Veränderungen nötig sind.

Dies soll jetzt keine Agenda gegen den BVB-Coach sein. Ob die Schwarz-Gelben auf lange Zeit mit ihrem Trainer glücklich sein werden, glaube ich aber nicht. Immerhin sollten die Erfolge, die etwa Bayer Leverkusen 2023/24 erreicht haben, auch für die Borussen möglich sein. Und nicht etwa Rang 5, die schlechteste Bundesliga-Platzierung seit 2015.

3) Toni Kroos beendet seine Karriere, Luka Modric wohl auch: David Alaba wird 2024/25 die wichtigste Leitfigur bei Real Madrid sein.

Maximilian Girschele:

Sofern der ÖFB-Star über den Sommer hinaus in der spanischen Hauptstadt bleibt, könnte dies durchaus der Fall sein.

Doch die Gerüchte halten sich mal mehr, mal weniger hartnäckig, dass Real durchaus gewillt sein könnte, den Wiener abzugeben. Immerhin ist Alaba der bestbezahlteste Spieler in der gesamten spanischen Liga und die Königlichen wollen ja einen gewissen Kylian Mbappé unter Vertrag nehmen, der sich seine Dienste ebenfalls fürstlich entlohnen lassen wird.

Viel wird in dieser Hinsicht wohl davon abhängen, in welchem Zustand sich der Österreicher nach seinem Kreuzbandriss befinden wird. Kann der 31-Jährige an alte Leistungen anknüpfen, könnte er über kurz oder lang tatsächlich das Madrider Sprachrohr werden, obwohl es mit Dani Carvajal oder Nacho Fernandez (noch) erfahrenere Spieler im Kader gibt.

Die Führungsrolle steht Alaba allerdings auch im ÖFB-Team gut zu Gesicht, dazu genießt der Linksfuß bei Carlo Ancelotti große Wertschätzung. Die "wichtigste Leitfigur", wie die These suggeriert, wird er in meinen Augen nicht sein - aber einer der "wichtigen Leitfiguren" ganz bestimmt.

Christopher Köller:

David Alaba wird mir hierzulande immer noch zu sehr unterschätzt. Für mich besteht kein Zweifel, dass ein fitter Alaba auch bei Real Madrid sofort wieder zur Stammkraft aufsteigt.

Wie mein Kollege bereits richtig schrieb, steht der Wiener seit jeher in der Gunst von Cheftrainer Carlo Ancelotti. Solange der Italiener bei den "Königlichen" schalten und walten darf, wird auch Alaba seinen Platz in der Startelf haben.  

Und ein Stammplatz ist mal die erste Voraussetzung, um auch wirklich als "Leitfigur" in Frage zu kommen. Als Kapitän wird Alaba die beiden Spanier Nacho Fernandez und Dani Carvajal - zumindest in der kommenden Saison - nicht verdrängen. Aber das verlangt ja auch niemand.

Entscheidend wird sein, wie sich der Wiener auf dem Platz verhält - und dort präsentierte sich der ÖFB-Star von seiner ersten Minute in Madrid an als geborener Leader. Kommunikativ, motivierend, mitreißend: Die Energie des Wieners ist ansteckend, selbst Superstars wie Jude Bellingham sehen zu Alaba auf.

Kehrt der Österreicher in der kommenden Saison als sein altes Selbst auf den Platz zurück, erledigt sich die Frage nach der "Leitfigur" ohnehin von alleine.

Alaba knackt Top-3! Die Kicker mit den meisten Klubtiteln

4) Die Saison 2023/24 hat bewiesen: Die Bayern und Manchester United waren das Problem, nicht Marcel Sabitzer.

Christopher Köller:

Ich denke, Marcel Sabitzer hat sich in Dortmund wieder genau auf dem Niveau eingependelt, das am besten seinen Fähigkeiten entspricht – nicht ganz auf der Stufe der größten Klubs dieser Welt, aber eine Stufe darunter.

Auch wenn Dortmund im Champions-League-Finale steht, muss man doch sagen, dass der FC Bayern und auch Manchester United einfach andere Hausnummern sind. Immerhin handelt es sich dabei um zwei der größten Klubs des Globus. Ja, sportlich kann Manchester United dem BVB derzeit nicht das Wasser reichen, die Strahlkraft und die Ansprüche, die diese Vereine mitbringen, sind aber eindeutig über Dortmund zu stellen.

Und das soll jetzt auch nicht heißen, dass Sabitzer in Manchester, oder auch in München, nie zu überzeugen wusste. Er hatte sehr wohl seine Momente und hätte auch gut und gerne länger bei den "Red Devils" bleiben können, mit dem Wechsel zu den Schwarz-Gelben ist ihm aber eindeutig ein Glücksgriff gelungen.

In Dortmund muss sich Sabitzer nicht mit den großen Superstars herumschlagen, sondern rutschte in ein Team, in dem er von Haus aus einer der erfahrensten Spieler und Spielzeit im Grunde garantiert war. Aufgrund der bevorstehenden Abgänge von Marco Reus und Mats Hummels wird Sabitzer auch in Zukunft vermehrt in eine Führungsrolle schlüpfen. Eine Rolle, die sich der BVB auch von ihm erhofft >>>

Unter gewissen Umständen glaube ich schon, dass Sabitzer auch in München und Manchester langfristig erfolgreichen Fußball spielen hätte können, das Umfeld in Dortmund ist jedoch viel besser auf den ÖFB-Star zugeschnitten.

Maximilian Girschele:

Den letzten Satz unterschreibe ich und füge auch noch einen Grund hinzu: In Dortmund lebt es sich einfach ruhiger als in Manchester oder München.

Die Bayern haben nicht erst mit ihrer verzweifelten Trainersuche einige negative Schlagzeilen geliefert, auch die "Red Devils" stiegen in den letzten Jahren von einem Fettnäpfchen ins nächste. Dass dies einen nach außen hin ruhiger wirkenden Spieler wie Sabitzer beeinflussen kann, erklärt sich von selbst.

Umfelder, in denen es auch mal unangenehmer werden kann, kennt der inzwischen 30-Jährige noch aus seiner Zeit in Österreich. Doch der ÖFB-Star blühte nicht ohne Grund im vergleichsweise besonnenen Leipzig auf.

Sabitzer hätte in meinen Augen sehr wohl das Talent, sich langfristig bei United oder den Bayern durchzusetzen. Letztendlich muss ich dem Kollegen jedoch recht geben, dass die Schwarz-Gelben ein absoluter Glücksfall zum richtigen Zeitpunkt waren.

Wenn Hummels und Reus verlassen, steigt der Steirer zu einer Leitfigur auf. Ähnlich wie David Alaba in Madrid. Und von einem größeren Verantwortungsbereich profitieren freilich auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick und das gesamte Nationalteam.


Kommentare