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These: Für den neuen Europacup braucht es ein Studium!

Champions, Europa und Conference League starten mit einschneidenden Änderungen. Wie sinnvoll diese Änderungen sind, wird bei LAOLA1 debattiert.

These: Für den neuen Europacup braucht es ein Studium! Foto: © getty

In unserem Format "Ansichtssache" versuchen wir, Meinungen, Stimmungen, Überreaktionen oder sonstige Ansichten jeglicher Art in eine These zu packen und zu analysieren.

Das kann mal provokant sein, mal eine oft gehörte Meinung. Mal sehr strittig, mal weniger. Mal eine Prognose, mal eine simple Einordnung.

Diesmal ist die Europacup-Reform großes Thema. In der Saison 2024/25 kommt es zur Neuerung in den europäischen Klubwettbewerben. 36 statt 32 Mannschaften nehmen an den jeweiligen Turnieren teil. Auch das Format wurde in Richtung einer Ligaphase umgewandelt.

Zu diesem Anlass diskutieren die LAOLA1-Redakteure Johannes Bauer und Ernan Serifovic folgende vier von der Redaktion ausgearbeiteten Thesen:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

1.) Um den neuen Europacup zu verstehen, braucht es bald ein eigenes Studium.

Johannes Bauer:

Leicht nachvollziehbar ist anders. Der neue Modus ist generell eine Verrenkung, bei der sportliche Fairness hintangestellt wird. Ein Ranking anhand von Punkten gegenüber Teams, gegen die ein Klub gar nicht gespielt hat? Auswärts gegen eine Heimmacht, ohne Chance auf Revanche am eigenen Rasen? Ist so eine Idee um die Ecke wirklich ein Mehrwert - und gerecht? Oder haftet dem Konzept der wahre Anstoß, noch mehr Einnahmen herauszuquetschen, doch zu offensichtlich an? Schön, dass in den Spielplänen mehr Abwechslung geschaffen wird. Den neutralen Beobachter freut es. Der Großteil wird um simple Prinzipien gebracht, die jahrzehntelang funktioniert haben. Es ist eine Änderung, nach der kein Fan geschrien hat.

Ernan Serifovic:

Jede Reform verdient eine Chance, auch diese. Ja, mir bereitet der Spielplan Kopfschmerzen. Es fehlt der Überblick, man weiß in erster Linie nie wirklich, wer auf wen trifft. Jedoch verleiht der Modus einen neuen Hauch. Da nicht alle Mannschaften gegeneinander antreten, macht dieser Umstand den Wettbewerb so unberechenbar. Von Spieltag eins ist Spannung garantiert, die Teams müssen immer auf Zack sein. Gehen die ersten ein, zwei Spiele verloren, dann steigt schon der Druck, um sich fix für das Achtelfinale zu qualifizieren. Dadurch, dass sich Teams aus dem ersten Topf die Punkte wegnehmen, besteht auch für die "kleineren" Teams eine realistische Chance, um die Top 8 zu kämpfen.

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2.) Kein Umstieg von der Champions League in die Europa League, dadurch interessiert die Europa League im Frühjahr kein Schwein.

Ernan Serifovic:

Bis auf wenige Ausnahmen ist das Teilnehmerfeld mit Mannschaften besetzt, die Champions-League-Niveau haben. Im Frühjahr braucht man sich um die Qualität der Europa League also keine Sorgen machen. Eher sehe ich das Problem in der Ligaphase, wo die Favoritenrollen teilweise klarer verteilt sind. Nichtsdestotrotz gewinnt die Europa League durch den fehlenden Umstieg mehr an Ansehen. Von Beginn weg ist klar, dass ausschließlich ein Klub aus der Europa League den Wettbewerb gewinnt. Dadurch wird das Turnier nicht verfälscht. Vereine aus der Champions League können sich nicht darauf verlassen, als "Joker" die Europa League zu gewinnen.

Johannes Bauer:

Da stimme ich zu - und: Europa und Conference League sollten Hauptgewinne für die zweite und dritte Garde aus Europas Fußball sein, kein Trostpreis für die immer gleichen Großen. Es ist dies auch der einzige Aspekt, der wenigstens ansatzweise einen Schritt weg von der weiteren Öffnung der finanziellen Kluft bedeutet und dem "Rest" ein paar Peanuts mehr überlässt. Unterhaltungswert und befriedigte Fußballromantik haben die kleineren Bewerbe seit jeher mehr zu bieten. Wem diese Aspekte nichts bedeuten, der wird sich Europa und Conference League auch nicht geben, wenn die Gescheiterten der Königsklasse um Schadensbegrenzung aus ihrer Sicht spielen.

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3.) Die Vereine dürfen sich nicht über Mehrbelastung beschweren, die Handvoll Spiele mehr macht das Kraut auch nicht fett.

Johannes Bauer:

Stimmt. Die Grenze des Vernünftigen ist schon länger überschritten. Die FIFPro untermauerte ihre Kritik am Kalender mit alarmierenden Statistiken>>>. Nicht nur die Work-Life-Balance geht verloren, die auch hoch bezahlten Profisportlern zusteht. Unter den Belastungen leidet die Gesundheit und damit auch der Sport. Beim einzelnen Zuseher hat schon längst ein Sättigungsgefühl eingesetzt. Wer kann behaupten, das üppige Fußballbuffet jeden Tag mit Heißhunger aufzusuchen? Der neue Europacup ist nur der nächste Schritt auf einem Weg, der schon lange die falsche Abzweigung nahm. Wann wird umgedreht - und wie? Bei den Einnahmen gilt: "Mehr bringt mehr". Und nur darauf kommt es letztlich an. Leider.

Ernan Serifovic:

"Mehr bringt mehr" trifft es auf den Punkt. Die Spieler lechzen heutzutage nach mehr - und zwar nach mehr Geld. Und wie können die Klubs für ihre Spieler mehr Geld generieren? Richtig, durch mehr Spiele. Es ist ein Teufelskreis, der sich ausdehnt. Außerdem gab es in der Champions League zwei Gruppenphasen, das letzte Mal 2002/03. Hochgerechnet kam man bei diesem Modus auf die gleiche Anzahl an Spielen, wie es nun der Fall ist. War der Aufruhr damals so groß? Ich bezweifle es. Der Europacup stellt nicht das große Problem dar. Es sind die unnötigen Aufstockungen anderer Wettbewerbe, wie beispielsweise die Klub-WM.

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4.) Wenn die Bundesliga ihren Spielplan nicht reformiert, haben Österreichs Teilnehmer nie eine Chance.

Ernan Serifovic:

Österreichs Teilnehmer in der Champions League haben einen Nachteil: Die letzten beiden Spieltage der Ligaphase finden während der Winterpause statt. In der Conference League endet diese schon im Dezember, wodurch Rapid und LASK es einfacher haben als Sturm und Salzburg. Während die meisten Ligen in der Endphase des Wettbewerbs im Rhythmus sind, werden die Österreicher nach dem Winter ins kalte Wasser geworfen, wo es um Alles oder Nichts gehen kann. Den Start in die Frühjahrssaison könnte man für Mitte Jänner ansetzen (Natürlich auf Plätzen, wo Spiele zu dieser Jahreszeit zumutbar sind). Dazwischen liegen gute eineinhalb Monate Pause. Ein früherer Start in die Frühjahrssaison hätte auch ein früheres Ende der Saison zur Folge. So haben die Klubs im Sommer länger Zeit, um neu Energie zu tanken.

Johannes Bauer:

In Österreich sind die Themen Spielplan und Infrastruktur bis zum weiteren Fortschreiten des Klimawandels eng miteinander verzahnt. Und für das zweite Kapitel muss ich meine vorgegebene Längenbeschränkung nicht strapazieren. Ja, die lange Winterpause wird im Frühjahr zum strukturellen Nachteil im europäischen Geschäft. Es sind aber selten die dort so lange engagierten Klubs, die diese Notwendigkeit verursachen. Mittelfristig sollte eine Entwicklung hin zu internationalen Standards schon anvisiert werden. Im Herbst sehe ich die Benachteiligung nicht, zumal ja die Möglichkeit eingeräumt wird, Bundesliga-Spiele in Rücksicht auf internationale Aufgaben zu verschieben.

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