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Diesen "Schwedenbomber" muss Sturm in den Griff bekommen

Trifft öfter als Haaland, Kane und Lewandowski: Viktor Gyökeres ist Schwedens große Sturmwaffe in Diensten Sportings. Wie er zum 24-Millionen-Goldgriff wurde.

Diesen Foto: © getty

Zwei Tore in zwei Duellen.

So lautet die Bilanz von Viktor Gyökeres gegen den SK Sturm Graz. Sportings Sturmtank trug sich in den beiden Gruppenspielen der letztjährigen Europa League jeweils einmal in die Torschützenliste ein. Schon damals war der schwedische Bomber vor dem Kasten gefürchtet.

Nun kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen. Diesmal eine Klasse höher, in der UEFA Champions League, wo die Portugiesen am Dienstag im Klagenfurter Wörthersee-Stadion gastieren (ab 21:00 Uhr im LIVE-Ticker).

Gyökeres trifft im Schnitt alle 81 Minuten für Sporting und ist mit 29 Toren im Kalenderjahr mit weitem Abstand die Nummer eins in den Top-10-Ligen Europas. Erling Haaland, Harry Kane und Robert Lewandowski folgen mit je 23 Toren. Die vier Treffer für das schwedische Nationalteam im Nations-League-Herbst sind da gar nicht eingerechnet.

Doch was hat sich beim schwedischen Stürmer mit ungarischen Wurzeln seitdem getan? Wer genau ist überhaupt dieser Viktor Gyökeres? LAOLA1 geht der Sache auf den Grund und beleuchtet den Werdegang der neuen Hoffnung von "Tre Konor".

Profi-Debüt beim größten Fußballverein Europas

Profi-Debüt beim größten Fußballverein Europas
Gyökeres im EL-Spiel gegen Sturm
Foto: © GEPA

Viktor Einar Gyökeres wurde am 4. Juni 1998 in Stockholm geboren und wuchs in der schwedischen Hauptstadt auf. Fußball ist bei der Familie Gyökeres allgegenwärtig. Vater Stefan war Profi und gilt als Legende des unterklassigen Vereins Stuguns BK, der in der Provinz Jämtland ansässig ist. Viktors Großvater ist gebürtiger Ungar.

Im Alter von sechs Jahren lernte "Vic" das Fußballspielen bei IFK Aspudden-Tellus, einem Amateurklub aus dem gleichnamigen Ortsgebiet, der südwestlich von Stockholm liegt. Sein Trainer dort war Vater Stefan. Obwohl die Zustände bei Aspudden nicht einer Elite-Akademie glichen, blieb Viktor dem Klub bis zum 16. Lebensjahr treu.

Danach ging es zurück in die Heimat nach Stockholm, genauer gesagt in den Stadtteil Bromma. Bei IF Brommapojkarna machte er die ersten Schritte im Profifußball. Mit insgesamt 260 Mannschaften und etwa 4.000 aktiven Spielern zählt IF Brommapojkarna zu den größten Fußballvereinen Europas.

Nach zwei Jahren in den U-Altersklassen (U17, U19) schaffte Gyökeres 2016 den endgültigen Sprung in die Kampfmannschaft. Zuvor durfte er bereits einige Male bei den Profis ran, sein erstes Profitor schoss er am 20. August 2015 im Cup gegen Sylvia.

Gyökeres ist schnell, beweglich und verfügt über eine 1A-Technik. Seine bevorzugte Position ist die des Mittelstürmers, aber auch auf den Flügeln kann der Schwede als Waffe eingesetzt werden.

Vor allem liegen seinen Stärken darin, den Ball festzuhalten und seine Teamkollegen in Szene zu setzen.

Wie Potter Gyökeres nach England zauberte

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Brighton & Hove Albion war daher von Gyökeres' Fähigkeiten überzeugt, weshalb die Engländer im Jahr 2018 eine Million Euro an Brommapojkarna überwiesen. Zum Abschied schenkte er Brommapojkarna einen Hattrick. Zudem wurde man Meister in der zweitklassigen Superettan.

Der Wechsel ins Vereinigte Königreich kam nicht von ungefähr. Möglich machte diesen Graham Potter, der Viktors Eltern einen Transfer ihres Sohnes nach England nahelegte. Potter kannte den schwedischen Fußball bestens, war er doch zwischen 2011 und 2018 Trainer von Östersunds, ehe er 2019 selbst bei Brighton anheuerte.

Allerdings war für Viktor der Umzug auf die Insel nicht leicht. Bis auf seine Eltern kannte er dort niemanden. Seine damalige Partnerin und Fußballerin, Amanda Nielden, kam als Unterstützung ebenso mit. Sie unterschrieb bei der Frauenmannschaft der "Seagulls".

Mittlerweile ist Gyökeres mit der portugiesischen Schauspielerin Ines Aguiar liiert. Ex-Freundin Nielden spielt aktuell bei Tottenham.

"Mein Wechsel war ziemlich schwierig. Der Fußball war anders als das, was ich früher gespielt habe."

Gyökeres über seine Anfänge in England

Unter Potter kam Gyökeres in Brighton nur drei Mal zum Zug. Insgesamt reichte es bei den "Seagulls" zu acht Einsätzen.

Damit der Schwede nicht den Anschluss verlor, waren Leihgeschäfte unausweichlich. FC St. Pauli, Swansea City und Coventry City hießen die Zwischenstationen.

Nachdem er bei den Hamburgern ein wenig ins Rollen kam, erhoffte er sich das Gleiche in der englischen Championship. Bei Swansea stotterte der Motor, ehe Coventry City zum Knotenlöser wurde.

"Er frisst Leute auf"

Die "Sky Blues" (nicht zu verwechseln mit Manchester City - "Skyblues") waren von ihm überzeugt. Nach der Halbjahresleihe nahm ihn der englische Zweitligist im Sommer 2021 fest unter Vertrag. Gyökeres unterschrieb für drei Jahre.

Danach ging alles schnell, er räumte bei Auszeichnungen zum Spieler des Monats ab, schoss in seiner ersten vollen Championship-Saison für Coventry 17 Tore und lernte akzentfreies britisches Englisch.

Nicht nur mit seinen Toren fiel er auf, auch sein Jubel machte ihn populärer. Gyökeres verschränkt seine Finger vor dem Mund, so als ob er einen Maulkorb tragen würde. Zahlreiche Kinder ahmen ihn mittlerweile nach, der Schwede ist ihnen zum Vorbild geworden.

Der mysteriöse Masken-Jubel
Foto: © getty

Doch was steckt hinter dem mysteriösen Masken-Jubel? Es rankten sich Gerüchte, was der Stürmer damit vermitteln wolle. Josh Eccles, Mitspieler von Gyökeres bei Coventry, sagte einst: "Er frisst Leute auf. Ich denke, er macht das wegen Hannibal Lecter.

Auch wurde Bane, der Bösewicht aus den Batman-Filmen, heiß gehandelt.

Wer an zweiteres glaubte, lag richtig. Mitte des Jahres 2024 lüftete der mittlerweile 26-Jährige mit einem Instagram-Post das Geheimnis. "Nobody cared until I put on the mask" (zu deutsch: 'Niemanden interessierte, wer ich war, bis ich die Maske aufsetzte'), hatte er unter diesem Beitrag geschrieben.

Dieses Zitat stammt eben von Bane, einem Bösewicht aus der Batman-Verfilmung "The Dark Knight Rises".

Tore, Tore, Tore

Obwohl Gyökeres mit Coventry im Playoff-Finale den Aufstieg in die Premier League verpasste, konnte der Schwede den nächsten Step machen. Nach 116 Spielen für Coventry, in denen er 43 Tore und 17 Vorlagen verbuchte, klopfte Sporting Lissabon an.

Für 24 Millionen Euro sicherten sich die Portugiesen die Dienste des bulligen Stürmers - ein wahrer Goldgriff.

Beim Ausbildungsverein von Cristiano Ronaldo schoss bzw. schießt Gyökeres im wahrsten Sinne des Wortes die Tore kaputt. In der Saison 2023/24 sprangen in 49 Pflichtspielen 43 Tore und 15 Assists heraus. Er gewann die portugiesische Meisterschaft, wurde Torschützenkönig und folglich zum Spieler der Saison gewählt.

Jedoch soll es damit nicht gewesen sein. Auch beim schwedischen Nationalteam, wo er am 8. Jänner 2019 sein Debüt gab, ist er nicht mehr wegzudenken. In der UEFA Nations League hält er nach vier Partien bei vier Toren und vier Vorlagen.

Auch bei Sporting hat er das Toreschießen nicht verlernt - In zwölf Spielen sind es zwölf Tore und vier Assists.

Gyökeres umgarnt, aber bescheiden

Sturm muss sich wohl oder übel auf Gyökeres gefasst machen. Nicht umsonst sind Top-Klubs wie Arsenal, Chelsea oder Milan hinter ihm her gewesen. Sporting hat eine Ausstiegsklausel in Höhe von 100 Millionen Euro gesetzt.

Wird Gyökeres (Mitte) der nächste Ibrahimovic?
Foto: © getty

Dass er heiß begehrt ist, ist dem Schweden völlig bewusst. "Ja, die Ausstiegsklausel in meinem Vertrag ist hoch", sagte Gyökeres, der aber klar stellte, dass er nicht mit einem Abgang liebäugle.

Zumindest für den Moment: "Ich habe keine Probleme, noch eine weitere Saison hier zu bleiben. Ich habe einen Wert, aber das ist alles im Moment. Wir werden sehen, wann etwas passiert."

Nicht nur das, auch für das schwedische Nationalteam könnte er unverzichtbar werden. "Aftonbladet"-Journalist Simon Bank schrieb über den 1,87-Meter großen Stürmer: "Gyökeres könnte der wichtigste Spieler sein, den wir haben - sowohl jetzt, als auch in der Zukunft."

Damit scheint der nächste große Schwede in die Fußstapfen von Zlatan Ibrahimovic und Henrik Larsson zu treten.


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