Schottland erreichte am 2. Spieltag der Gruppe D ein 0:0-Remis bei EM-Mitfavorit und Erz-Rivale England. Während dieses Resultat die mitgereiste Anhängerschaft, die "Tartan Army" in Ekstase versetzte, klang bei Schottland-Kapitän Andy Robertson ein wenig Enttäuschung durch.
"Um ehrlich zu sein, denke ich, dass wir das bessere Team waren. Natürlich sind die Fans über das Unentschieden begeistert, aber an einem anderen Abend hätten wir gewonnen und keiner hätte darüber diskutieren können", sagt der Verteidiger nach dem Spiel.
Andererseits war das Remis wichtig, um noch im Rennen um das Achtelfinale zu bleiben. Bei einer Niederlage wären die Schotten schon vor dem letzten Spiel gegen Kroatien ohne Chance auf den Aufstieg gewesen.
"Wir nehmen den Punkt, der hält uns am Leben. Es ist wichtig, dieses Gefühl und die glücklichen Fans in den Dienstag mitzunehmen, und zu versuchen, das in ein positives Resultat umzumünzen. Es ist wichtig, dass das kein unbedeutendes Ergebnis bleibt und wir es aus der Gruppe schaffen", sagt der Liverpool-Profi.
Kein Favorit erkennbar
Die englische Defensive habe man im Griff gehabt, meint Robertson: "Harry Kane ist einer der Spieler, die man im Blick haben muss. Da waren einige da draußen, Phil Foden und Raheem Sterling haben wir ruhig gehalten. Das Publikum ist explodiert, als Jack Grealish eingewechselt wurde, aber wir haben es auch geschafft, ihn auf der rechten Seite still zu halten."
Auch der schottische Teamchef Steve Clark erkannte, dass ein Sieg im Wembley Stadion im Rahmen des Möglichen war.
"Wir hatten Chancen zu gewinnen, England hatte auch gute Momente. Man hat nicht erkennen können, wer der Favorit ist, das ist gut für uns gewesen. Das Befriedigendste für mich war, wie wir mit dem Ball gespielt haben und die Anzahl an Chancen, die wir kreiert haben", so der Cheftrainer, der die Kritik an der eigenen Leistung bei der Niederlage gegen Tschechien am ersten Spieltag als unfair empfindet.
Gerechtes Ergebnis
Für England war es nach dem 1:0-Sieg gegen Kroatien der erste Punktverlust bei dieser Europameisterschaft. Verschafft man sich einen Überblick, stellt man schnell fest, dass weder Mannschaft, Fans noch Medien mit der Leistung gegen Schottland zufrieden waren.
"Es war ein gerechtes Ergebnis, gut gemacht an Schottland, sie haben gut verteidigt. Es war nicht unsere beste Leisung, aber es ist ein weiterer Punkt näher an der Achtelfinal-Qualifikation und das ist unser vorrangiges Ziel. Wir müssen uns erholen und auf das nächste Spiel in ein paar Tagen schauen", hält Harry Kane fest.
Der 27-Jährige ist bei den "Three Lions" der Stürmer vom Dienst, in der 74. Minute wurde er durch Marcus Rashford ersetzt. "Es ist Teil des Spiels und der Trainer dachte, dass es die richtige Entscheidung sei, also musst du es akzeptieren. Es ist, was es ist", kommentiert Kane seine Auswechslung.
"Abputzen und weitermachen"
Trainer Gareth Southgate spricht von einem frustrierenden Abend, den sein Team in London erlebt habe.
"Man muss Schottland zu Gute halten, dass die beherzt verteidigt und gut gespielt haben. Wir haben nicht genug getan, um das Spiel zu gewinnen, aber dann war es wichtig, bei einem Turnier nicht zu verlieren. Wir wissen, dass es für unsere Fans enttäuschend ist, aber wir müssen uns abputzen und weitermachen", so der Teamchef Englands.
"Ich weiß genau, wo das Team steht – es ist ein junges Team und manche von ihnen haben so eine Nacht mit diesem Druck und der Intensität noch nicht erlebt, das ist eine riesige Erfahrung für sie. Darauf müssen wir uns gefasst machen".
Gefasst machen müssen sich die Engländer auf den Tabellenführer der Gruppe D: Tschechien. Österreichs Nachbarland gastiert am Dienstag im Wembley Stadion und könnte mit einem Remis den Gruppensieg fixieren. England müsste wegen des schlechteren Torverhältnisses gegen die punktgleichen Tschechen gewinnen.
In Glasgow duellieren sich Schottland und Vizeweltmeister Kroatien indes ums Nackte Überleben. Beide Teams werden wohl einen Sieg benötigen, um eine Chance auf den Achtelfinal-Einzug zu haben.