Am letzten Spieltag der Gruppe F spielt Deutschland gegen Ungarn doch noch 2:2 und wendet damit ein blamables Aus ab.
In Hälfte 1 schocken die Ungarn Deutschland früh und geht nach 11 Minuten in Führung. Nach der Hereingabe von Salli aus dem rechten Halbfeld lässt Ádám Szalai mit einem wuchtigen Flugkopfball Tormann Neuer keine Chance.
Auf diese kalte Dusche folgen im dichten Regen zwanzig Minuten Sturmlauf der Deutschen. Die ungarische Abwehr halt aber auch gegen die aufgerückten Ginter und Hummels dicht (21.). Gegen Ende der ersten Hälfte stocken die deutschen Angriffe ein wenig, nachdem Ungarn durch Sallai (34.) und Schäfer (38.) die Gefahr durch ungarische Konter aufzeigen.
Mit der ungarischen Führung geht es auch in die Pause, Deutschland wäre mit diesem Ergebnis ausgeschieden.
Nach der Pause drückt Deutschland weiter auf den Ausgleich. In Minute 66 gelingt das auch: Gulacsi unterläuft bei einer Freistoßflanke den Ball, sodass Hummels auf Havertz ablegen kann. Der drückt den Ball irgendwie zum 1:1 über die Linie.
Ungarn schlägt aber sofort zurück. Direkt nach dem Anstoß starten die Ungarn einen Angriff, den Schäfer nach einem Doppelpass mit Szallai abschließt (68). Mit dem Kopf drückt der Ungar den Ball am herausstürmenden Neuer vorbei zur erneuten Führung.
In der Schlussphase gelingt Deutschland erneut der Ausgleich. Musiala bindet mit seinem Dribbling auf der linken Seite mehrere Gegenspieler, Werners Schuss nach der Hereingabe wird aber abgeblockt. Goretzka sichert sich den freien Ball und schießt kraftvoll zum 2:2 ein.
In der hektischen Schlussphase fallen keine Treffer mehr, das Spiel endet mit 2:2. Deutschland hält nach dem Remis bei vier Punkten und ist Gruppenzweiter, Ungarn scheidet mit zwei Zählern und Platz 4 aus.
Ungarn schockt Deutschland früh
Deutschland wählte fast die identische Aufstellung wie beim 1:2 gegen Frankreich und dem 3:0 über Portugal, nur Thomas Müller (Kapselverletzung am Knie) nahm auf der Bank Platz - für ihn kam Bayern-Clubkollege Leroy Sane. Auch die Spielfreude ähnelte zu Beginn jener gegen Cristiano Ronaldo und Co., Joshua Kimmich prüfte bereits in der 3. Minute Ungarn-Goalie Peter Gulacsi, Antonio Rüdiger köpfelte danach daneben (7.).
Wenig später allerdings stockte den Fans der DFB-Auswahl der Atem. Szalai schoss einen Konter der Ungarn gegen eine entblößte Restverteidigung per Flugkopfball perfekt ab, die Maßflanke lieferte der ehemalige französische Nachwuchsteamspieler Loic Nego.
Es folgte ein deutsches Powerplay gegen die dicht gestaffelten Ketten der Ungarn, der Ausgleich lag in der Luft. Serge Gnabry kam nach Tempodribbling und Stanglpass von Kai Havertz aber einen Hauch zu spät (17.), Mats Hummels köpfelte nach Kimmichs Ecke an die Latte. Und in der nächsten Aktion kam Matthias Ginter im Fünfer nicht in richtig gute Schussposition, Gulacsi griff zu (21.).
Ungarn findet perfekte Antwort auf den Ausgleich
Der Regen über München wurde nach einer halben Stunden noch stärker, Deutschland ließ hingegen etwas nach. Die disziplinierten, flinken und aufopfernd kämpfenden Ungarn konnten drei nicht ungefährliche Konter lancieren, einmal knallte Andras Schäfer den Ball dabei aus der Ferne über das Tor (38.), Manuel Neuer musste zudem bei einem Fernschuss von Adam Szallai (20) eingreifen. Die erste Hälfte endete mit einem Havertz-Schuss neben das Tor (45.).
Zu Wiederbeginn versuchte Deutschland sofort wieder Druck aufzubauen, eine erste Welle verebbte aber ergebnislos. Lange waren echte Chancen Fehlanzeige, auf der Gegenseite musste Neuer bei einem Laszlo-Kleinheisler-Freistoß fausten (59.). Mit einem Patzer von Gulacsi schien die Partie nach fast 66 Minuten schließlich zu kippen. Der Leipzig-Legionär flog an einer Kimmich-Flanke vorbei, Havertz köpfelte zum 1:1 ein.
Die vermeintliche Trendwende wurde vorerst aber zum Rohrkrepierer. Denn nur 20 Sekunden nach dem Anstoß und einem finalen Doppelpass zwischen Adam Szalai und Schäfer stand es nach dessen Kopfball aus rund zwölf Metern wieder 2:1 für die Gäste. Zu diesem Zeitpunkt war Deutschland durch das 2:2 im Parallelspiel zwischen Frankreich und Portugal ausgeschieden.
Goretzka erlöst Deutschland
Die Hausherren intensivierten ihre Bemühungen, Ungarn hatte mit dem hohen Aufwand sichtlich zu kämpfen. Ein Kopfball von "Joker" Müller über das Tor (78.) sowie ein Schuss von Toni Kroos knapp am langen Eck vorbei (81.) blieben vorerst die einzige Ausbeute, ehe Goretzka heranrauschte: Der Bayern-Akteur legte nach Vorlage des ebenfalls eingewechselten Jamal Musiala auf Timo Werner ab, dessen Schuss geblockt wurde und schließlich vor Goretzkas Füße fiel. Er schoss sein Team an einem durchwachsenen Abend schließlich nach Wembley und die Ungarn aus dem Turnier.
In der Causa "Regenbogen" hatte bereits kurz vor Anpfiff ein Flitzer für Aufsehen gesorgt. Der junge Mann, der ein Deutschlandtrikot trug, lief mit einer Regenbogenfahne aufs Spielfeld, legte sich während des Abspielens der ungarischen Nationalhymne vor den Mannschaften auf den Rasen und wurde kurz darauf von Ordnern abgeführt. Im Vorfeld hatte die UEFA einen Antrag der Stadt München abgelehnt, die Arena im letzten Gruppenspiel der DFB-Elf in Regenbogenfarben zu erleuchten. Damit sollte gegen ein Gesetz protestiert werden, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und vor kurzem vom ungarischen Parlament gebilligt wurde.