Willi Ruttensteiner steht in Israel wegen des Coronavirus in Quarantäne.
Das bestätigt der Sportdirektor des israelischen Fußball-Verbandes der APA am Donnerstagvormittag. Der Oberösterreicher darf sein Apartment in Herzliya unweit von Tel Aviv erst am kommenden Mittwoch verlassen, weil er aufgrund seiner Tätigkeit als Technischer UEFA-Beobachter am 27. Februar aus Frankreich nach Israel kam.
Am Donnerstag vermeldete die israelische Regierung einen Einreisestopp für Österreicher ab Freitag. Die am Mittwoch veröffentlichten Einreisebestimmungen hatten zunächst vorgesehen, dass Personen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Spanien nach ihrer Ankunft für 14 Tage in Quarantäne müssen. Bei Ruttensteiner, der nach eigenen Angaben keinerlei Krankheitssymptome verspürt, gilt diesbezüglich der 27. Februar als Stichtag.
Die ohnehin schon problematische Situation wird dadurch verschärft, dass die israelische Nationalmannschaft am 26. März im EM-Play-off-Semifinale auswärts gegen Schottland antritt. Der Start des Trainingscamps ist für 17. März vorgesehen, also zu einem Zeitpunkt, an dem sich Ruttensteiner nach derzeitigem Stand wieder frei im Land bewegen kann.
Spezialgenehmigung für Herzog
Auf Israels Teamchef Andreas Herzog wird das wohl nicht zutreffen. Der ÖFB-Rekordspieler sollte ursprünglich am kommenden Montag nach Tel Aviv fliegen, aufgrund der aktuellen Entwicklungen wurde die Abreise aber auf Freitag vorverlegt. Laut israelischen Medien wurde seine Einreise durch eine Spezialgenehmigung des Gesundheitsministeriums ermöglicht.
Nach seiner Landung muss der 51-Jährige nach derzeitigem Stand für zwei Wochen in Quarantäne, kann also erst ab 20. März bei seinen Spielern sein. Wie die Medien berichteten, suchte der Verband bereits um eine Verkürzung von Herzogs Quarantäne an.
Eine Überlegung war, dass Herzog am 22. März direkt von Österreich nach Nordengland reist - an diesem Tag trifft dort auch das israelische Team ein. Dieser Plan wurde aber wieder verworfen. "Er will die Mannschaft nicht im Stich lassen, das finde ich großartig von ihm", sagt Ruttensteiner.
Lieferservice und Sportgeräte für Ruttensteiner
Der Sportchef erfuhr am späten Mittwochnachmittag auf der Anreise zu einem - wegen des Coronavirus kurzfristig abgesagten - Spiels in Haifa via Medien von seiner Quarantäne, kehrte sofort um und begab sich in seine Wohnung. "Der Teammanager ist dann noch für mich in den Supermarkt einkaufen gegangen, für die nächsten Tage bin ich versorgt", erzählt Ruttensteiner.
Israels Verband kümmert sich auch weiterhin um die Verpflegung des früheren ÖFB-Sportdirektors, etwa über ein Lieferservice. "Das Essen wird mir vor die Tür gestellt und dann angeklopft." Der Familienbesuch - für die kommende Woche hatten sich Ruttensteiners Frau, Tochter und Schwiegersohn angekündigt - wurde bereits abgesagt.
Der Oberösterreicher versucht nun in seiner Wohnung via Handy und Laptop, die Organisation für die kommenden Tage zu managen. Außerdem bestellte er Fitnessgeräte, um in der Isolation in Form zu bleiben und "Zeit totzuschlagen".
Dass der Sportdirektor und bald auch der Teamchef in Quarantäne sind, ist nicht das einzige Problem des israelischen Verbandes. Präsident Oren Hasson befindet sich laut Medienangaben aufgrund seiner jüngsten Auslandsaufenthalte ebenfalls in Quarantäne. Dazu kommt die Frage, wie man mit im Ausland tätigen Teamspielern umgeht. So ist etwa Topstar Eran Zahavi beim chinesischen Klub Guangzhou engagiert.
Außerdem droht die Absage aller israelischen Liga-Spiele der kommenden Wochen, und selbst das Duell mit Schottland wackelt oder könnte nach den Angaben der schottischer Presse zumindest als Geisterspiel ohne Zuschauer ausgetragen werden.